Denkmalbereich „Mettmann - Ortskern“

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Mettmann
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 15′ 5,03″ N: 6° 58′ 35,76″ O 51,2514°N: 6,9766°O
Koordinate UTM 32.358.793,84 m: 5.679.726,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.568.226,49 m: 5.680.067,79 m
Der Name Mettmann wird vom althochdeutschen Wort - Medamana - der Mittelste - abgeleitet. Der fränkische Königshof Medamana, der in einer Urkunde aus dem Jahre 904 seine erste Erwähnung fand, lag am mittleren Bach zwischen der Düssel und dem Schwarzbach und an der frühgeschichtlichen Heer- und Handelsstraße, der „strata coloniensis“. Aufgrund dieser strategisch wichtigen Lage entwickelte sich schnell eine Siedlung, die im 12. Jahrhundert schon zu einem bedeutenden Ort herangewachsen war. Die Größe der im 12. Jahrhundert erbauten St. Lambertus-Kirche mit ihrem mächtigen Turm zeugt noch heute davon. Die Ortschaft Mettmann - auch Kirchspiel genannt - wuchs weiter. Sie wurde im Jahre 1363 Hauptort und damit administrativer Mittelpunkt eines der 13 Ämter der Grafschaft Berg und erhielt dazu ein Landgericht. Das Amt umfasste neben Mettmann die Kirchspiele Gerresheim, Erkrath, Eller, Hubbelrath und Wülfrath.

Herzog Adolf II. von Jülich-Berg erhob im Jahre 1424 Mettmann zur Freiheit und verband damit stadtähnliche Rechte und Pflichten. Zu den Pflichten gehörte auch die Aufgabe der Selbstverteidigung. Dies führte dazu, dass die bereits vorhandenen Verteidigungsanlagen ausgebaut wurden. So entstand eine starke Mauer aus heimischem Blauschiefer, die mit Türmen und drei massiven Stadttoren bewehrt war. Sie umsäumte nicht das gesamte Gebiet der Freiheit und schuf einen Schutzgürtel nur für einen Teil des Ortes. Den Mittelpunkt der Gemeinde bildete der Markt an der Oberstraße. Der heutige Marktplatz mit den ihn umschließenden Fachwerkhäusern war damals noch Kirchplatz und Friedhof.

Um das Jahr 1546 bildete sich in Mettmann eine erste reformierte Gemeinde. Zunächst benutzte die Gemeinde die katholische Kirche St. Lambertus mit. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Mettmann schwere Zerstörungen. Der Wiederaufbau setzte erst spät ein. Die Stadtmauer war zerstört und diente nun als Steinbruch für die neuerrichteten Gebäude. Die Graben wurden verfüllt. Es entwickelte sich nur langsam ein wirtschaftlicher Aufschwung, woran die Weber stark beteiligt waren. Der damit verbundene Verkehr auf der Strecke Düsseldorf-Elberfeld durch Mettmann erschloss außerdem dem Fuhrgewerbe gute Einnahmequellen. Nach und nach stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage und in deren Folge entstanden in Mettmann zahlreiche Fachwerkgebäude mit kunstvoll geschnitzten Türen und aufwendiger Innenausstattung. In dieser Zeit entstand auch der für das Bergische Land so typische Kranz von Bauten um die Kirche. Die neue evangelische Kirche mit ihrem barocken Zwiebelturm und einem prächtigen schmiedeeisernen Tor entstand 1780 im Süden der Stadt.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts traten auch Mettmanner Weber als Unternehmer in Erscheinung. 1802 bestanden bereits mehrere selbständige Manufakturen. 1830 zählte man in Mettmann 254 Webstühle, 21 Färber und 12 Tuchscherer. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts regten sich die ersten Anfänge der eisenverarbeitenden Industrie in Mettmann. Die Wirtschaft stellte sich nach und nach auf sie ein. Nach 1880 trat die Besteckindustrie in den Vordergrund. Die Aufwärtsentwicklung hielt stetig an. So wurde in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts erstmals in der Stadtgeschichte die planmäßige Erschließung von Grundstücken außerhalb des eigentlichen Ortskernes beschlossen und durchgeführt. So enstanden bald die Garten-, Bismarck-, Beckershoff- und anschließend die untere Kaiserstraße, die heutige Goethestraße. Dort wurden das Evangelische Krankenhaus, das Armenhaus zugleich auch Rathaus, das Bürgermeisterwohnhaus, das Amtsgericht mit Gefängnis, die Höhere Mädchenschule sowie der Betriebshof der Gesellschaft „Kreis Mettmanner Straßenbahnen“ gebaut.

Erst 1879 erhielt Mettmann unmittelbaren Anschluss an das Eisenbahnnetz. Wegen der ungünstigen Terrainverhältnisse musste der Bahnhof weitab vom Stadtinneren angelegt werden. Der Bau des Bahnhofes führte zur Anlage der Bahn-, Berg- und später Post- und Schwarzbachstraße.

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit leiteten eine Wende ein. Von 1943 bis 1968 nahm Mettmann, von Bomben und anderen Kriegsschrecken nahezu unversehrt, rund 10.000 Neubürger auf. Dies führte zwangsläufig zu einer großen Bautätigkeit und Ausweitung des Stadtgebietes. Die Stadt Mettmann ist heute Sitz der Kreisverwaltung des gleichnamigen Kreises.

Mettmann besitzt heute in seinem Kern ein gut erhaltenes, typisch bergisches Ortsbild, das die siedlungsgeschichtliche Entwicklung von der Zeit um 900 bis um die vorletzte Jahrhundertwende als Wachstumsprozess ablesbar macht. Mittelpunkt der Siedlung ist die auf einem nach drei Seiten abfallenden Plateau gelegene neugotische Kirche mit dem Turm aus dem 12. Jahrhundert und die sie umgebende erhaltene historische Bebauung, welche erst seit Aufgabe des Friedhofes (um 1806) zur späteren Marktfläche hin geöffnet wurde. Der äußere Befestigungsring mit Mauer, Wall und drei Toren, bereits 1424 erwähnt, der Anfang des 19. Jahrhunderts abgetragen wurde, ist im Wallbereich noch an der Kreuz-, Adler-, Johannes-Flintrop-Straße (zwischen Breitestraße und Poststraße) und an den Grundstücksgrenzen entlang der ehemaligen Wallstraße ablesbar. In diesem kreisförmigen Grundriss ordnen sich die Freiheitstraße, Mittelstraße, Mühlenstraße, Kleine Mühlenstraße und der Tannisberg ein. Zeugnis der ersten Stadterweiterung außerhalb der Befestigung legt die Bebauung am Beginn der Ausfallstraße ab (Düsseldorfer, Breite und Lutterbecker Straße). Die allmähliche Bebauung der Flächen zwischen den Ausfallstraßen rundete das Ortsbild um die Jahrhundertwende ab. Die Beckershoffstraße und die Johannes-Flintrop-Straße sind hierfür gut erhaltene und vorbildliche Beispiele.

Im Geltungsgebiet des Denkmalbereiches werden besondere Anforderungen an bauliche Anlagen und Freiflächen zur Erhaltung des historischen Bestandes gestellt. Dieser wird bestimmt durch den Stadtgrundriss, das Erscheinungsbild als bergischer Ort und durch die historische Bausubstanz.

Die Denkmalbereichssatzung wurde 1985/86 einvernehmlich zwischen dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege und der Stadt Mettmann auf Anregung des Denkmalamtes erarbeitet. Bei der Offenlegung wurden keine Bedenken und Anregungen vorgetragen. Die Satzung ist seit Dezember 1986 rechtskräftig.

(Helmut Fenner, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Clemen, Paul (Hrsg.) (1894)
Die Kunstdenkmäler der Städte Barmen, Elberfeld, Remscheid und der Kreise Lennep, Mettmann, Solingen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 3 2.) Düsseldorf.
Gansauer, Bernd / Kreis Mettmann (Hrsg.) (1991)
Geschichte der Stadt Mettmann. In: Neuigkeiten aus alter Zeit. Der Kreis Mettmann und die Geschichte seiner 10 Städte, Meinerzhagen.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 154-156, Köln.
Thiel, H. (Hrsg.) (1954)
1050 Jahre Mettmann. Stadt und Land in Vergangenheit und Gegenwart. Mettmann.

Denkmalbereich „Mettmann - Ortskern“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mittelstraße
Ort
40822 Mettmann
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 904

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„Denkmalbereich „Mettmann - Ortskern“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-59330-26022017-265421 (Abgerufen: 20. April 2024)
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