1. Hochkippe mit Grünhauser See, Kleinleipischer See, Heidesee und Seeteichsenke
2. sogenannte Mastkippe
3. Mainzer Land, Kostebrauer Heide, Innenkippe und Nordrandschlauch.
Im Bereich der mit Hochkippe bezeichneten Teilfläche des Naturparadieses Grünhaus war durch Verordnung des Regierungspräsidiums Frankfurt (Oder) bereits seit dem 05.05.1939 ein Teil der heutigen Fläche, ein Areal östlich von Sorno und Staupitz, als Naturschutzgebiet Grünhaus eingetragen. Erhalten werden sollte ein alter Fichtenwald mit autochthonen Weißtannenvorkommen. Dieses ca. 24 ha große Gebiet wurde aufgrund der Überbaggerung der Quellgebiete und Oberläufe z.B. des Floßgrabens durch den Tagebau Kleinleipisch (Betriebszeit 1944-1991) in Bezug auf seinen Wasserhaushalt stark geschädigt. 1975 wurde das Gebiet um Grünhaus überbaggert. Auf der Fläche der Hochkippe wurde der Braunkohleabbau um 1980 abgeschlossen und die Fläche ab 1981 saniert. Südlich der heutigen Solarflächen wurden Teile der Aufschlussmassen aus dem Tagebau Klettwitz-Nord, dem heutigen Bergheider See, zu einer Hochkippe aufgeschüttet. Weiterhin erfolgte die Verkippung der Aufschlussmassen im Bereich der Innenkippe, heute ebenfalls ein Teilbereich des Naturparadieses Grünhaus. In den 1990er Jahren führte die LMBV Sanierungsmaßnahmen, u.a. zur Sicherung von rutschungsgefährdeten Böschungen, durch Verspülung von Kippen und durch Spreng- und Rütteldruckverdichtung in diesem Teilbereich durch. Diese Maßnahmen wurden vom Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Finsterwalde wissenschaftlich begleitet. Die im Bereich des Naturparadieses Grünhaus erfolgten Sanierungsarbeiten seitens der LMBV erfolgen in Abstimmung mit der Projektleitung Grünhaus im Sinne des Naturschutzes und in der Regel ohne Mehrkosten im Vergleich zu herkömmlichen Maßnahmen. Südlich der heutigen Solarfelder erfolgte eine Aufforstung mit Laubbäumen. Diese stellen heute den ältesten Baumbestand des Gebiets dar. Auf den ehemaligen Kippenflächen entstanden - und entstehen bis heute - Waldflächen durch natürliche Sukzession. 1992 setzte der Grundwasserwiederanstieg ein und der Grünhauser See und der Heidesee entstanden. Der Grünhauser See-West (RL 129) erreichte 2009 seinen Endwasserstand, der Grünhauser See_Ost (RL 130) ein Jahr später. Im Bereich der heutigen Seeteichsenke war zunächst ein Graben vorgesehen, der im Planungsprozess aber aus naturschutzfachlichen Gründen aufgeweitet wurde und so als Kranichschlafplatz geeigneter ist. Aufgrund der erhöhten Grundwasserprognose wurde zur Erhaltung der intensiven Nutzung der bis dahin entstandenen Flachwasserbereiche durch zahlreiche Wasservogelarten im Südteil eine Massenerhöhung vorgenommen, im Nordteil eine Vibrationswalzenverdichtung. Im Norden des Grünhauser Sees-Ost haben sich zudem eine Bagger-146-Böschung und eine Schüttung des Schreitbaggers Esch 10/70 erhalten. Letztere Schüttung ist u.a. aus naturschutzfachlichen Aspekten sehr interessant. Hier brüten Uferschwalben und Steinschmätzer. Die weiteren ehemaligen Kippenflächen sind gekennzeichnet durch dynamische Sukzessionsflächen und offene Sandlandschaften mit grasbewachsenen Binnendünen, oligotrophen Seen und trockenen europäische Heiden. Diese bieten vielen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Kaum bewachsene Böden, steile Böschungen, teils steil abbrechende Ufer bieten z.B. dem Steinschmätzer und dem Brachpieper, Eisvögeln, Uferschwalben und seltenen Hautflüglern gute Brutplätze. Teile des Naturparadieses Grünhaus ermöglichen eine ungestörte Entwicklung, da diese aufgrund der instabilen geologischen Situation gesperrt sind und nicht betreten werden dürfen. Dieses Mosaik aus Flächen, die unter naturschutzfachlichen Aspekten saniert wurden, und Flächen, die in ihrem ursprünglichen, nachbergbaulichen Zustand belassen und nicht rekultiviert wurden, bieten Flora und Fauna einzigartige Lebens- und Entwicklungsbedingungen. Insgesamt ist die vielgestaltige, artenreiche und auch durch ihre Weite beeindruckende Fläche mit ihren weit oberhalb des Grundwasserspiegels gelegenen, nährstoffarmen Kippen und den imposanten erodierten Böschungen ein wichtiges Zeugnis der Bergbaugeschichte der Region.
Datierung:
- Abbau Tagebau Koyne: 1920-1955
- Naturschutzgebiet Grünhaus: ab 1939
- Abbau Tagebau Kleinleipisch: 1944-1980
- Naturparadies Grünhaus: seit 2003
- Naturschutzgebiet Bergbaufolgelandschaft Grünhaus: seit 2006
Quellen/Literaturangaben:
- Brigitte Nixdorf; Mike Hemm; Anja Schlundt; Maria Kapfer; Hartwig Krumbeck: Braunkohlentagebauseen in Deutschland. Gegenwärtiger Kenntnisstand über wasserwirtschaftliche Belange von Braunkohlentagebaurestlöcher (Abschlußbericht). 2016.
- https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/naturschutz/leitlinien.html (Zugriff: 19.01.2023)
- LMBV (Hg.): Klettwitz. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven, Nr. 04, Senftenberg 2015
- https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/ein-nat (Zugriff: 09.11.2022)
- https://www.niederlausitzer-heidelandschaft-naturpark.de/themen/natura-2000/gruenhaus/ (Zugriff: 20.12.2022)
- mdl. Stefan Röhrscheid (Projektleitung), Projektbüro Grünhaus der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (Nov. 2022)
- Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“ vom 14. Oktober 2006 (https://bravors.brandenburg.de/verordnungen/nsg_gruenhaus; Zugriff: 09.01.2023)
- https://www.saechsische.de/plus/stiller-abschied-vom-letzten-bergbauriesen-1882952.html (Zugriff: 16.01.2023)
- mdl. Stefan Röhrscheid (Projektleitung), Projektbüro Grünhaus der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (Nov. 2022)
- mdl. Stefan Röhrscheid (Projektleitung), Projektbüro Grünhaus der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (Nov. 2022)
- https://naturerbe.nabu.de/stiftungsfamilie/treuhandstiftungen/boeckh-stiftung/hintergrund.html (Zugriff: 19.01.2023)
- https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/ein-naturparadies-entsteht/kostebrauer-heide.html (Zugriff: 19.01.2023)
- https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/ein-naturparadies-entsteht/hochkippe-und-seenkette.html (Zugriff: 19.01.2023)
- https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/ein-naturparadies-entsteht/flaechenkauf.html (Zugriff: 19.01.2023)
BKM-Nummer: 32002421
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)