So stellt die Naturlandschaft Wanninchen heute ein Mosaik aus Seen, standortheimischen Waldgesellschaften und großflächigen Offenlandbereichen dar. Bedeutsam für den Naturschutz sind die Flächen nicht nur wegen der unterschiedlichen Standortgegebenheiten, sondern auch aufgrund ihrer Größe und der unzerschnittenen Landschaftsräume. So kommen z.B. auf trockenen, vegetationsarmen Offenlandbereichen zahlreiche seltene und/oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten vor. Auch finden sich in den Mooren noch Reste der typischen Vegetation und für viele Zugvögel, wie z.B. den Kranich, stellt das Gebiet einen wichtigen Sammel-, Rast- und Überwinterungsplatz dar. Durch instabile Bodensubstrate der Kippenflächen besteht in weiten Teilen eine Gefahr durch Rutschungen und Setzungen, weshalb die Flächen derzeit geotechnisches Sperrgebiet sind und als solches nicht betreten werden dürfen - die beste Grundlage für die Entwicklung von Wildnisgebieten. Daher konzentriert sich die Erschließung des Gebiets derzeit auf Aussichtspunkte und informativ beschilderte Rundwege mit eindrucksvollen Ausblicken.
Der nördliche Teilbereich der Sielmanns Naturlandschaft (SNL) Wanninchen, die Tornower Niederung, wurde z.B. über 20 Jahre landwirtschaftlich genutzt. Um 2000 vernässte die Fläche durch den starken Grundwasseranstieg stark und es bildeten sich Feuchtgebiete und Seen. Im Rahmen der bergbaulichen Sanierung wurde weitgehend auf klassische Bodenverdichtungsmaßnahmen verzichtet. Die Uferbereiche wurden durch Spreng- und Rütteldruckverdichtung saniert. Ein umlaufender Rütteldamm mit Graben soll das Betreten der Fläche unterbinden, damit dieser Teil sich ohne direkten anthropogenen Einfluss entwickeln kann und um Gefahren für Menschen auszuschließen.
In dem einzigen verbliebenen alten Bauernhof des durch die Flächeninanspruchnahme des Tagebaus Schlabendorf-Süd 1986 abgebrochenen Dorfes Wanninchen, das am nördlichen Ufer des Schlabendorfer Sees westlich von Beesdau lag, richtete die Stiftung ihr Naturparkzentrum ein. Neben wechselnden naturkundlichen und regionalen Ausstellungen sowie Informationen über Heinz Sielmann und dessen Stiftung wird in einer um 2020 neugestalteten Dauerausstellung sowohl über den Lebensraum und die Flora und Fauna der Bergbaufolgelandschaft informiert als auch an die durch die Tagebaue Schlabendorf-Nord und -Süd abgebaggerten Orte Boschwitz, Gliechow, Pademagk, Presenchen, Stiebsdorf, Stoßdorf, Tornow und Wanninchen erinnert. Auch der bergbaulich bedingte Landschaftswandel der Region wird, mit Erläuterungen zum Abbauprozess und dessen vielschichtigen Auswirkungen u.a. durch die Grundwasserabsenkung, generationenübergreifend vermittelt. In der Umgebung befinden sich u.a. ein Findlingsgarten, ein Naturspielplatz, eine barrierefreie Aussichtsplattform, von der aus die um 1985-1987 entstandenen Schüttungsrippen der Abraumförderbrücke gut zu sehen sind, der Themenweg Zeitreise, ein Naturfoto-Pfad und ein Moorsteg.
Noch in der Betriebszeit des Tagebaus Schlabendorf-Süd erfolgten auf seinem Gelände Ende der 1980er Jahre erste Rekultivierungsmaßnahmen wie Aufforstung, Melioration und Begrünung. Der ehemalige Bauernhof, der heute als Naturparkzentrum genutzt wird, diente während der Sanierungszeit als Stützpunkt.
Im südlichen Teil des Areals wurde 2004 das Naturschutzgebiet Drehnaer Weinberg und Stiebsdorfer See eingerichtet, das über die Grenzen der SNL Wanninchen hinausreicht. In diesem Bereich existierte ein Weinberg, der zur Herrschaft Fürstlich-Drehna gehörte und bis in die 1850er Jahre genutzt wurde. Im Anschluss wurde die Fläche landwirtschaftlich weitergenutzt, bis sie 1985 abgebaggert wurde. An der Stelle der auf historischen Karten als Weinberg eingetragenen Fläche befindet sich heute der Stiebsdorfer See, der nach dem 1983 durch das Voranschreiten des Tagebaus Schlabendorf-Süd devastierten Ort Stiebsdorf benannt ist. Der See ist insbesondere wegen seines sauren Wassers und den umliegenden Trockenrasenflächen der Böschungen naturschutzfachlich interessant, da hier v.a. spezialisierte Tier- und Pflanzenarten selten gewordenen Lebensraum finden.
Datierung:
- Abbau: um 1985
- Gründung: 2000
Quellen/Literaturangaben:
- LMBV (Hg.): Schlabendorf, Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven, Nr. 20, Senftenberg 2012.
- Heinz Sielmann Stiftung: Leitbild Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen inklusive übertragener Naturerbeflächen. Abrufbar unter: https://www.sielmann-stiftung.de/publikationen (Zugriff: 08.12.2022)
- DR Messtischblätter 25 © GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0
- Digitale Orthophotos – DOP 2020 © GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0
- https://www.sielmann-stiftung.de/natur-erleben/erholungsorte/wanninchen (Zugriff: 01.09.2022)
- Heinz Sielmann Stiftung: Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen. Abrufbar unter: https://www.sielmann-stiftung.de/publikationen (Zugriff: 27.01.2023)
- https://www.niederlausitzer-landruecken-naturpark.de/themen/natura-2000/drehnaer-weinberg-und-stiebsdorfer-see/ (Zugriff: 26.01.2023)
- http://www.iba-see2010.de/de/verstehen/projekte/projekt15.html (Zugriff: 01.09.2022)
- https://www.archiv-verschwundene-orte.de/de/verschwundene_orte/erinnerungsorte/heinz_sielmann_naturparkzentrum_wanninchen/47351 (Zugriff: 08.12.2022)
- http://www.iba-see2010.de/de/verstehen/projekte/projekt15.html (Zugriff: 01.09.2022)
BKM-Nummer: 32002198
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)