Wohnstadt Lauchhammer-Mitte

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Lauchhammer
Kreis(e): Oberspreewald-Lausitz
Bundesland: Brandenburg
Koordinate WGS84 51° 29′ 55,69″ N: 13° 45′ 25,9″ O 51,4988°N: 13,7572°O
Koordinate UTM 33.413.732,77 m: 5.706.028,14 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.413.834,42 m: 5.707.866,06 m
Die Wohnstadt Lauchhammer-Mitte entstand ab 1951/1952 in Lauchhammer-Ost. Wohnbedarf existierte in Lauchhammer aufgrund der industriellen Hochkonjunktur bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Mit Entschluss zum Bau der Kokerei und der daraus resultierenden Umrüstung der Brikettfabriken rückte die Frage nach Wohnraum wieder in den Vordergrund. Da man allein nach Fertigstellung der Kokerei und der Brikettfabrik 64 von einem Bevölkerungszuwachs auf 34.000 Einwohner:innen ausging, wurde der Neubau von 2.000 bis 3.000 Wohneinheiten in der Stadt Lauchhammer kalkuliert. Hinzu kam der Bedarf an Wohnraum zur Unterbringung von Kriegsgeflüchteten sowie für die Beschäftigten im Schwermaschinenbau, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit Gründung der VVB Bergbau-Ausrüstungen und Förderanlage, ab 1965 VVB Takraf, wiederaufgenommen wurde. Für die Realisierung des Neubaugebiets wurde das Zentrum Lauchhammers in Betracht gezogen. Städtebaulich wäre eine Lückenschließung nach dem Zusammenschluss der Gemeinden Bockwitz, Lauchhammer, Mückenberg und Dolsthaida im Jahr 1950 sinnvoll gewesen. Doch ließen die geplante Größenordnung sowie unzureichender Baugrund für dreigeschossige, unterkellerte Wohngebäude eine entsprechende Realisierung nicht zu. Auch Überlegungen zum Bauort östlich der Brikettfabrik „Milly“ wurden verworfen, da der Baugrund ebenfalls als ungünstig eingestuft wurde und der Wohnbereich sich direkt im Rauch- und Gaseinfluss der Kokerei und der Brikettfabriken befunden hätte. Stattdessen wurden ab 1950 Neubauten in Lauchhammer-Ost und ab 1952 nordwestlich von Lauchhammer-Mitte ausgeführt. Der erste Bauabschnitt, die Neustadt I, heute aufgrund orts- und bauhistorischer, wissenschaftlicher sowie städtebaulichen Bedeutung Denkmal, umfasst den Bereich beiderseits der Grünwalder Straße und den Platz der Solidarität sowie Teilbereiche der Heinrich-Zille-Straße, der Straße der Freundschaft und der Werner-Seelenbinder-Straße. Für das folgende Jahr 1953 erstreckte sich die Planung der Neustadt II auf den östlichen Bereich von Lauchhammer-Mitte, wobei eine mögliche Lückenschließung angestrebt wurde. In den Jahren 1958 und 1959 entstanden weitere 1.770 Wohnungen als Neustadt III, die zum Teil in traditioneller Bauweise und zum Teil in Großblockbauweise ausgeführt wurde.
Da das neue Wohngebiet bereits seit Beginn seiner Entstehung nicht als Siedlung, sondern als neue Wohnstadt projektiert war, wurden Planungselemente wie die Magistrale (Ausbau der bestehenden Grünwalder Straße) und der zentrale Platz (Platz der Solidarität) nach den 16 Grundsätzen des Städtebaus von 1950 realisiert. Die Wohneinheiten der sozialistischen Wohnstadt waren mit eigenen Bädern pro Wohneinheit und Fernwärmeanschluss modern ausgestattet und entsprechend begehrt. Die Planung des Gesamtkomplexes umfasste die Einbindung von sozialen Einrichtungen, Kindereinrichtungen, Schwimmbädern, eines Sportplatzes, von Geschäften, Gaststätten und eines Hotels. Zwischen den Baubereichen und um die Wohnstadt herum waren zudem Grünflächen projektiert, die einen großen Raum einnehmen und die Baubereiche, insbesondere die Neustadt I, auflockern. Insgesamt zählt die Wohnstadt zu den frühen großen Wohnungsbauprojekten, die bereits kurz nach Gründung der DDR ausgeführt wurden. Bemerkenswert sind der gesamtplanerische Anspruch und die kurze Aufbauphase, insbesondere in Anbetracht des desolaten Zustands der Bauwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Region, die stark von Demontage betroffen war. Die Entstehung der Wohnstadt ist ein deutliches Indiz dafür, welchen Rang dem Aufbau der Großkokerei und der Siedlung im Rahmen des Wirtschaftsplans und der Autarkiepolitik der DDR beigemessen wurde.
Nach Wegzug bzw. Neuentstehung von Einfamilienhäusern in den 1990er Jahren erfolgte ein Teilrückbau der Wohnstadt, weshalb sie nicht mehr ihrem einstigen Ausmaß entspricht. Dennoch ist sie bis heute ein eindrückliches Zeugnis der industriellen Entwicklung Lauchhammers in der Zeit nach 1950.



Datierung:
  • Neustadt I:: 1951/1952
  • Neustadt II: : 1953
  • Neustadt III:: 1958/1959
  • Teilrückbau: 1990er/2000er

Quellen/Literaturangaben:
  • Deutsche Architektur, Architektur der DDR, Heft 1, Berlin 1954, S. 136.
  • Weser, Isolde: Lauchhammer. Auf den Spuren der Geschichte, Leipzig 2017, S. 73-78.

BKM-Nummer: 32002186

(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)

Wohnstadt Lauchhammer-Mitte

Schlagwörter
Ort
Lauchhammer
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz dl-by-de/2.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Wohnstadt Lauchhammer-Mitte”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-32002186 (Abgerufen: 21. März 2025)
Seitenanfang