Die fünf ehemaligen Mulden der Grube “Providentia„ gliedern sich in:
Mulde I. Die westlichste der Abbaumulden wurde ab 1904 vorbereitet. Ab 1906 begann die Kohlefreilegung im Bagger-Zug-Betrieb. Zwischen 1907 und 1912 erfolgte die Förderung mittels Kettenbahn und schiefer Ebene. Die Tagebauarbeit fand auf einem Geländesattel statt. Ergänzt wurde der Flözabbau zwischen 1907 und 1925 im Tiefbau.
Mulde II. Die größte Mulde der Grube “Providentia„ ist gekennzeichnet durch verschiedene Erschließungen von Teilbereichen zwischen 1885 und 1934. Sie wurde als erste Mulde bearbeitet. Der Kohleabbau erfolgte im Tagebau (teilweise auch im Kleintagebau) und im Tiefbau, je nach Flözlage. So konnte in bestimmten Muldenbereichen der Tagebau durch den Tiefbau ersetzt bzw. ergänzt werden. Ab 1912/1913 kamen Dampfbagger im Abraumbetrieb zum Einsatz. Ein markanter Braunkohlerestsee ist der sogenannte GST-Teich (Objektnr. 32000772).
Mulde III (Dominalmulde). Sie wurde 1925 vorbereitet und war zwischen 1926 und 1928 in Betrieb. Die Kohleförderung begann im nördlichen Teil (jetzt nördlich der Ringstraße gelegen). Ab 1928 wurde die heutige Ringstraße mit einem Kettenbahnstollen unterfahren und der südliche Teil der Mulde abgebaut. Heute liegt die ehemalige Mulde im Ortsbereich von Döbern. Ihr nördlicher Teil umfasste ein feucht-sumpfiges Gebiet mit einem südöstlichen Teichbereich (Hüttenteich). Der südliche Abschnitt ist zum Teil überbaut, mittig zieht sich die Malxesiedlung durch den Bereich, und im nordöstlichen und südöstlichen Teil haben sich sehr kleine Restseen ausgebildet. Der ehemals markanteste Braunkohlerestsee ist der so genannte Hüttenteich in Döbern auf der Nordseite der Mulde; heute ist er in weiten Teilen nur noch als Feuchtgebiet mit Seeanteil vorhanden.
Mulde IV. Die auch als Friedhofsmulde bezeichnete kleine Abbaumulde wurde 1928 im Tagebau erschlossen und die Auskohlung 1930 beendet. Zwischen 1931 und 1932 förderte man in ihrem nordöstlichen, südlichen und südwestlichen Bereich zusätzlich Kohle im Tiefbau. Die Mulde lag zwischen dem heutigen Friedhofsweg und dem Mühlenweg, der dort befindliche Teich ist ein Braunkohlerestloch.
Mulde V. Die so genannte Mühlenteichmulde liegt nördlich der Friedhofsmulde, von der aus sie 1929 erschlossen wurde. 1932 stellte man den Betrieb ein. Die Mulde wird eingefasst vom Weg Am Mühlenteich im Westen und vom Mühlenweg im Osten (den sie an zwei Stellen überschneidet). Heute ist sie durch den verbliebenen Braunkohlerestsee Mühlenteich sichtbar.
Die Dominal-, die Friedhofs- und die Mühlenteichmulde fungierten nach Aufgabe der Abbautätigkeit als Absetz- und Klärbecken sowie als Stau- und Speicherbecken für Industrie- und Gemeindeabwässer.
Zur Geschichte der Grube:
Die Vorgeschichte der Grube “Providentia„ begann 1846, als der Döberner Rittergutsbesitzer von Friedrich erste Bohrungen vornahm und daraufhin 1850 die Kohlegrube “Friedrich„ anmeldete. Der erste Betreiber der Grube war ein Pächter aus Tschernitz, der seinen Pachtvertrag jodoch bereits 1853 wieder kündigte. Der Gutsbesitzer verkaufte 1856 die Grube an S. G. Schieblich aus Lichtenberg, der sie noch im selben Jahr gewinnbringend an Heinrich Bruhm aus Gera weitergab. 1857 nannte Bruhm die Grube in “Heinrich„ um. 1861 erfolgte ein Weiterverkauf an den Rittergutsbesitzer Otto Schäfer (auch Schäffer). 1864 erhielt der Steiger Heinicke aus Frankfurt/Oder für einen Teil des Rittergutes die Konzession zum Braunkohleabbau. Mit der Umbenennung von Heinrich in Providentia war die Grube neu definiert und firmierte bis 1922 unter diesem Namen.
Die Arbeiten begannen in der Mulde II nahe dem späteren Bahnhof in Döbern mit dem Teufen von zwei Schächten und der Anlage von Entwässerungsstrecken für den folgenden Tagebau. Ein Förderanstieg ist ab 1871/1872 zu bemerken, als die Glashütte in Döbern (1869 errichtet) Kohlelieferungen empfing. Der Ausbau der Glasindustrie in der Umgebung wirkte sich positiv auf die Fördermengen aus, wobei Schwankungen der Fördermenge zu den zeittypischen Merkmalen der Gruben gehörten - ein Phänomen, das auch auf “Providentia„ zutraf. Zwischen 1871 und 1873 war die Grube wieder im Besitz von Otto Schäfer (Schäffer). 1873 wurden Grube und Gut Döbern von Hugo von Doberschütz übernommen, der die Grube bis 1920 betrieb. In diesem Jahr ging sie an die Gebrüder Stumm GmbH (Neunkirchen/Saar) über, ein Jahr später an den Rheinhandel-Konzern (Düsseldorf). 1922 wurde die Grube umbenannt in Providentia, AG für Braunkohlenindustrie Döbern. Laut Forster Tageblatt von 09.07.1930 ging die Grube “Felix„ mit ihren Besitzungen in Groß Kölzig und Bohsdorf an “Providentia über. Nach Stilllegung der Friedhofs- und der Mühlenteichmulde 1932 wurde 1933 ein Konkursverfahren eröffnet und 1934 der Betrieb eingestellt; die Grube war völlig ausgekohlt.
Nachgeordnete Industrie:
1894 errichtete der Unternehmer H. Lehmann, unabhängig von den Kohlegruben, in der Nähe der Grube „Providentia“ eine Brikettfabrik (abgerissen). Bis 1911 wurde Kohle der umliegenden Gruben gekauft und verarbeitet, von „Providentia“ die ungenutzte, bislang wieder im Tagebau verkippte Staubkohle. Abnehmer der Kohleprodukte waren die Glashütte in Döbern sowie Ziegeleien und Tuchfabriken in Cottbus und Forst. Ab 1912 wurden die Briketts unter dem Markennamen „Providentia“ vertrieben.
Die bergbauliche Prägung des Gebiets ist noch immer eindrucksvoll an der Geländeoberfläche erlebbar: an Restseen wie z.B. dem Schwarzen See und dem GST-Teich, an Halden westlich des GST-Teichs und insbesondere an den zahlreichen Bruchfeldern im westlichen und südlichen Bereich. Diese durch Verbruch und Senkung über untertägigen, relativ tagnahen Bergbauanlagen entstandenen, oberflächlich sichtbaren Setzungs- und Einbruchstrukturen zeichnen die Ausdehnung der früheren bergbaulichen Nutzung des Areals ab. Große Teile des Areals sind bewaldet, vorherrschend sind Kiefern und Birken.
Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
- http://www.doebern.de/texte/seite.php?id=59778 (letzter Zugriff 10.01.2022).
- Günter Bayerl, Dirk Maier (Hg.): Die Niederlausitz vom 18. Jahrhundert bis heue: Eine gestörte Kulturlandschaft? Münster et al. 2002, S. 266.
- Wolfgang Schossig: Der Braunkohlenbergbau auf dem Muskauer Faltenbogen, Cottbus 2006, insbes. S. 103.
- Dieter Sperling: Niederlausitzer Braunkohlenbergbau im 19. Jahrhundert. Findbuch Niederlausitzer Braunkohlengruben und bergrechtlicher Verleihungen (Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz), hg. vom Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e.V. Bd. 5, Cottbus 2005, S. S. 169 u. 185.
BKM-Nummer: 32000778
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)