Das Objekt besteht aus zwei Grasbahnen für den Start und die Landung. Während die eine parallel zur Bundesstraße von Südwesten nach Nordosten verläuft, ist die andere von Nordwesten nach Südosten ausgerichtet. Am westlichen Rand des Flugplatzes, direkt an der B 2 befindet sich eine auf einem Betonfundament errichtete Holzbaracke mit Satteldach, die über einen Anbau auf der nordwestlichen Giebelseite verfügt, welcher in Massivbauziegelweise und mit einem Flachdach konstruiert wurde. Südöstlich dieses Gebäudes, das vermutlich als Vereinsheim genutzt wird, befindet sich eine Flughalle, die vermutlich aus den 1960er Jahren stammt. Der eingeschossige Funktionsbau ist als Stahlbetonbau errichtet worden und verfügt über ein Flachdach sowie ein Schiebetor auf seiner Nordseite. Südöstlich davon befinden sich zwei weitere eingeschossige Massivziegelbauten mit Flachdach, die vermutlich Ende der 2000er Jahre errichtet wurden und ebenfalls als Flughallen genutzt werden. Der weiter westlich gelegene Bau besitzt darüber hinaus einen Dachaufbau mit Terrasse und wird vom Standesamt Neukieritzsch mitgenutzt. Beide Flughallen verfügen über Schiebetore auf ihrer Nordseite.
Die Initiative für das Segelfliegen in Böhlen und damit für den Bau eines eigenen Segelflugplatzes gründete auf einer Idee der seit 1952 bestehenden Gesellschaft für Sport und Technik (GST) Böhlen. Das Braunkohlenkombinat Böhlen war an der Errichtung des Flugplatzes und der Förderung des Segelflugsports maßgeblich beteiligt. So stellte es den Segelfliegern bereits 1955 ein erstes Fluggerät zur Verfügung und stiftete eine kombinatseigene Baracke als Flughalle sowie ein Segelflugzeug für den am 1. Mai 1956 eröffneten neuen Flugplatz Böhlen. Dieser wurde auf verkipptem Gelände des Braunkohlentagebaus Böhlen, im Bereich der ehemaligen Ortslage Zeschwitz, errichtet. 1959 musste der Segelflugplatz aufgrund einer Verlegung der Kohlenbahn um etwa 500 Meter Richtung Norden wandern. Durch den Neuaufschluss des Tagebaus Peres wurde Anfang der 1960er eine neue Bandanlage für den Transport der Braunkohle am westlichen Rand des Flugplatzes errichtet. Dadurch wurde die bisherige Flughalle vom Flugplatz abgeschnitten. Das Braunkohlenkombinat Borna ließ daraufhin eine neue Halle bauen, die noch bis heute in Betrieb ist. Aufgrund von »Republikfluchtgefahr« wurde ab Ende der 1970er Jahre über die Hälfte aller Flugplätze in der DDR stillgelegt. Der Betrieb auf dem Flugplatz Böhlen wurde 1979 eingestellt. Erst nach der Wende wurde er durch den 1990 gegründeten Verein »Fliegerclub Böhlen« wiederaufgenommen. Durch zwei Brände in den Jahren 2008 und 2009 wurde der Flugplatz fast völlig zerstört und musste wiederaufgebaut werden.
Aufgrund seines Standortes auf verkipptem Gelände sowie seiner historischen Verflochtenheit mit dem Braunkohlekombinat Böhlen und dem Braunkohlenwerk Borna und aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals als einziger Segelflugplatz im Südraum Leipzig ist das Objekt von sozial- und verkehrsgeschichtlicher Bedeutung.
(Christian Schmidt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)
Datierung:
- Erbauung: 1956
Quellen/Literaturangaben:
- Über uns | Fliegerclub Böhlen e.V. | Verkehrslandeplatz Böhlen. In: Edoe. URL: https://www.edoe.de/ueberuns (05.09.2023).
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Gesellschaft für Sport und Technik (GST)
BKM-Nummer: 31200067