Gaskombinat Schwarze Pumpe

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Spreetal, Spremberg
Kreis(e): Bautzen, Spree-Neiße
Bundesland: Brandenburg, Sachsen
Koordinate WGS84 51° 31′ 25,3″ N: 14° 21′ 32,34″ O 51,5237°N: 14,35898°O
Koordinate UTM 33.455.528,49 m: 5.708.259,17 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.455.646,61 m: 5.710.098,24 m
  • Gaskombinat Schwarze Pumpe 1978 und Industriepark Schwarze Pumpe 2020/2021 (Quellen: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0: DOP Brandenburg mit Berlin 2021; Kartierung A. Prust, 2022)

    Gaskombinat Schwarze Pumpe 1978 und Industriepark Schwarze Pumpe 2020/2021 (Quellen: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0: DOP Brandenburg mit Berlin 2021; Kartierung A. Prust, 2022)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
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Am 23.06.1955 beschloss der Ministerrat der DDR den Bau eines Industriestandortes zur Veredelung von Braunkohle. Im August des gleichen Jahres erfolgte in der Heidelandschaft nahe Spremberg, im kleinen Ort Schwarze Pumpe, der Spatenstich für das „VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe“ (ab 1986 „VEB Gaskombinat Fritz Selbmann Schwarze Pumpe“). In drei Bauphasen von 1955 bis 1974 entstanden auf einer Fläche von 900 Hektar drei Brikettfabriken, drei Braunkohlekraftwerke, eine Kokerei, ein Druckgaswerk, Wasseraufbereitungs- und Abwasseranlagen sowie diverse Nebenanlagen, Verwaltungs- und Sozialbauten. Der Industriekomplex produzierte Siebkohle, Briketts für die Industrie und den Hausbrand, Stadtgas, flüssige Kohlenwasserstoffe und Strom.

In einer ersten Ausbauphase von 1956 bis 1959 wurde die erforderliche Infrastruktur eingerichtet (mechanische und elektrische Instandhaltung), die Brikettfabrik West und das Kraftwerk West errichtet. Die erste 50-MW-Entnahme-Gegendruckturbine (EGT) der Welt wurde installiert. Am 01.05.1959 erfolgte die Inbetriebnahme. Infolge zahlreicher technischer Mängel startete der eigentliche Produktionsprozess am 30.06.1959. In der zweiten Baustufe von 1961 bis 1964 wurden das Kraftwerk Mitte – ein reines Industriekraftwerk in Blockbauweise –, die Brikettfabrik Mitte und das Druckgaswerk gebaut. Während der letzten Ausbauphase 1965 bis 1974 entstanden das Kraftwerk und die Brikettfabrik Ost sowie die Kokerei Mitte.

Der tägliche Rohkohlebedarf für das Kombinat belief sich auf 125.000 Tonnen (= 156 Güterzüge mit 16 Waggons). Von insgesamt 15 zuliefernden Großtagebauen förderten einige ausschließlich für Schwarze Pumpe. Die Verbrennungsrückstände (Asche, Schlacke, Staube) wurden hydraulisch ins Tagebaurestloch Burghammer verspült; die Filterasche der Kraftwerke wurde in Silos gelagert, abtransportiert und in der Zementindustrie sowie in der bergbaulichen Rekultivierung genutzt.

In den 1980er Jahren war das Gaskombinat Schwarze Pumpe mit 16.000 Mitarbeitern der größte Braunkohle-Veredelungsbetrieb der Welt; die Kraftwerke deckten 11% des gesamten DDR-Strombedarfs. Im Mai 1989 wurden Teile der technischen Anlage im Kraftwerk West infolge von Verschleiß außer Betrieb genommen. Nach der politischen Wende war der Industriekomplex nicht mehr wirtschaftlich und konkurrenzfähig. Am 25.03.1992 wurden die Kokerei und zwei Brikettfabriken stillgelegt, 1996 stellte man die Stadtgaserzeugung ein. Auch die Umrüstung des Kraftwerkes West auf Gasfeuerung hielt den Betrieb nur bis zum Jahr 1997. Das Kraftwerk Mitte wurde 1998 endgültig stillgelegt.

Ab 1992 begannen die umfangreichen Abrissarbeiten, die 1999 mit der Sprengung der Schornsteine nahezu abgeschlossen waren. Mit dem Abriss folgte eine 15jährige Sanierung des Betriebsgeländes, um die Ansiedlung neuer Industrien im nun „Industriepark Schwarze Pumpe“ zu ermöglichen. Auch im Umkreis des Gaskombinats gab es massive Boden - & Grundwasserkontaminierungen durch Benzol, Phenol und Naphtalin. Die Sanierung der „Teerseen“ nahe den Ortschaften Zerre und Terpe ist noch immer nicht abgeschlossen; technische Anlagen zur Wasserreinigung werden aktuell getestet.

Am 15.10.1993 erfolgte die Grundsteinlegung für das „Neubaukraftwerk Schwarze Pumpe“ (auch „Braunkohle-Großkraftwerk Schwarze Pumpe“) – ein Kondensationskraftwerk mit zwei Blöcken zu je 800 MW, die 1997 ans Netz gingen. Heute sind im Industriepark 110 Firmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten in den Bereichen Energieerzeugung, Baustoffe, Entsorgung, Stahlbau, Chemie, Instandhaltung, Logistik, Labor/Analytik, Planung/Engineering, Vermessung und Kartierung, Kommunikation, Elektro- und MSR-Technik sowie Montage angesiedelt, wobei die Kapazität noch nicht ausgelastet ist. Die Brikettfabrik Mitte produziert nach wie vor als letzte Brikettfabrik Europas.
[Text: A. Prust und K. Boelcke (BKM-Team Brandenburg)]

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1955–1992/heute

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0: DOP Brandenburg mit Berlin. 2023.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2000. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 2000–2004. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 2005. 2022.
  • —: Historische Karten (Messtischblatt vor 1945). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 ab 1990). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • Industriekreisleitung d. SED, Komm. Betriebsgeschichte [Hrsg.]: Chronik VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe, Stammbetrieb 1955–1970 (1979).
  • Industriekreisleitung d. SED, Komm. Betriebsgeschichte [Hrsg.]: Chronik VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe, Stammbetrieb 1971–1980 (1983).
  • D. Kahl et al., Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte der ehemaligen Braunkohlenkraftwerke, Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niedelausitz, Band 10 (Cottbus 2009).
  • F. Knauth, Brikettfabriken der Lausitz (Hoyerswerda 1999).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Braunkohlenveredlung in der Lausitz. Teil II (Ostsachsen). Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 19 (Senftenberg 2011).
  • D. Sperling und W. Schossig, Wirtschaftsorganisation der Braunkohlenindustrie in der SBZ/DDR von 1945 bis 1990. Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e.V., Beiträge zur Geschichte des Braunkohlenbergbaus der SBZ/DDR Band 1 (Cottbus 2015).
  • Traditions- und Förderverein „Glückauf Schwarze Pumpe e.V.“ [Hrsg.], 1955–2020 Industriestandort Schwarze Pumpe und Hoyerswerda/Neustadt. 65 Jahre ein gemeinsamer Weg (Hoyerswerda 2021).
  • Vattenfall Europe Mining & Generation [Hrsg.], Schwarze Pumpe (Forst/Lausitz 2005).

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100106

Gaskombinat Schwarze Pumpe

Schlagwörter
Ort
Spreetal - Zerre
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1955

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„Gaskombinat Schwarze Pumpe”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100106 (Abgerufen: 24. März 2025)
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