Die Flachsgarnspinnerei Heinrich Carl Müller als erster Industriebetrieb in Hirschfelde produzierte bereits 1847 mit zunächst 400 Beschäftigten. Das Herrenhaus wurde 1850 errichtet und diente zunächst auch als Kontor und Wohnstätte für leitende Angestellte. Um 1870 wurden die Gebäude aufgestockt; die Beschäftigtenzahl stieg auf 1.000. Nach einem Großbrand wurden die Gebäude 1877 bis 1880 »im englischen Stil« wiederaufgebaut.
Das Kontor der Flachsspinnerei ist ein zwei- bis dreigeschossiger Putzbau mit neogotischen Elementen. Die Dreiflügelanlage vor dem begrünten Hintergrund der Neißehänge entfaltet die Wirkung eines Schlossbaus: in Ansicht seiner Hauptfassade befinden sich die (ehemaligen) Produktionsanlagen mit Schornstein und Betriebshöfen im Rücken des Betrachters. Der Standort ist auch hinsichtlich seiner Entwicklung aus einer Mühle, die günstige Lage am Fluss und an der Bahnlinie Zittau - Görlitz, die mittels eines Anschlusses für Transporte von Wirtschaftsgütern und wohl auch Brennstoffen für die Dampfmaschine(n) genutzt wurde, von exemplarischer Bedeutung.
Von Interesse sind auch die gegenüber befindlichen Stabnetzwerkhallen Typ Ruhland, die in den 1970er/1980er Jahren in großer Zahl meist für die Erweiterung von Lagerkapazitäten ohne besondere Ansprüche auch hier errichtet wurden.
Der Standort und der erhaltene Gebäudekomplex ist baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und technikgeschichtlich von Bedeutung.

LfD-BKM/2023