Das »Beamtenwohnhaus« östlich des Verwaltungsgebäudes und des ehemaligen Haupteingangs ist mit seinem zweieinhalb Geschosse hohen Hauptbaukörper mit westlichem Anbau bereits auf einer Farblithographie von 1885 (s. »Muskauer Steinzeug…«, Abb. 350, S. 271) zu erkennen. Das Gebäude gehört damit wohl zum ältesten Gebäudebestand des Steinzeugwerkes.
Der zweigeschossige Hauptbaukörper zu fünf Achsen erhebt sich über rechteckigem Grundriss, ist putzsichtig und trägt ein Satteldach mit etwa anthrazitfarbener Biberschwanz-Kronendeckung. Der Dachbereich wurde wohl nach 1900 verändert das auf der oben genannten Lithographie erkennbare Drempelgeschoss ist heute nicht mehr vorhanden. Das Dachhäuschen über dem Mittelrisalit ist heute breiter. Alle Tür- und Fensteröffnungen der Vollgeschosse werden durch einen flachen Segmentbogen abgeschlossen; das Giebeldreieck des Dachhäuschens enthält ein Halbrundfenster. Das breitere Fenster im Erdgeschoss links neben dem Eingang war ursprünglich eine Tür wohl ein separater Zugang zu Kontor- oder Werkstatträumen.
Die beiden westlichen und östlichen Anbauten sind heute ebenfalls zweigeschossig. Der westseitige hat zur Straßenfront keine Fenster; dem flachen Dach ist eine niedrige Attika über einem profilierten Putzgesims vorgelagert. Der östliche Anbau weist drei Fensterachsen auf und trägt ein niedriges Walmdach. Auf der nicht datierten Abbildung 361 auf S. 276 der o. a. Quelle, welche wohl etwa aus der Zeit der Jahrhundertwende stammt, ist der ostseitige Anbau nur eingeschossig mit einem mit Fensteröffnungen versehenen Drempel und Satteldach. Hier erfolgte später die Erhöhung auf ein zweites Vollgeschoss und eine weitere Verlängerung nach Osten, die ein Walmdach erhielt.
Auf der Abbildung von etwa 1900 ist im Grundstücksteil zur Straße eine Gartenanlage zu erkennen. Diese ist heute durch weitere Bebauung u. a. mit dem Pförtnerhäuschen, welches wohl mit dem Verwaltungsgebäude entstand, nur noch in Resten vorhanden.
Der Wert des Beamtenhauses liegt vor allem darin, dass es zur Keimzelle des Steinzeugwerkes gehört und aus den Lagebeziehungen der noch vorhandenen Gebäude untereinander die wirtschaftliche und bauliche Entwicklung besser ablesbar ist. Es ist damit von technik- und sozialgeschichtlicher sowie von ortsgeschichtlicher Bedeutung.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung um 1875
Quellen/Literaturangaben:
- Heinze, Helga; Klein, Holger; Krabath, Stefan: Muskauer Steinzeug Handwerk und Industrie; Verlag Gunther Oettel 2019.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Scheerans & Co. Steingut- und Thonwaaren-Fabrik
BKM-Nummer: 31000096