Wohl durch Bombentreffer oder den Artilleriebeschuss im April 1945 wurde die Villa 1945 zumindest teilweise zur Ruine. Seit 1951 sind erste Entwürfe für eine Glasmacherschule nachweisbar. Im Jahr 1952 erfolgt ein Teilausbau, ab 1953 wird die komplett umgebaute ehemalige Villa zusammen mit dem früheren Angestelltenwohnhaus der Vereinigten Lausitzer Glaswerke an der Bautzener Straße, heute AOK, als Glasmacherschule genutzt.
Auf dem ca. 1,5 ha großen parkartigen Grundstück zwischen Bautzener und Berliner Straße wird 1953/54 der Neubau der Glasingenieurschule errichtet; südlich der Villa entsteht ein weiteres Gebäude für Schmelzlabore (das sog. Ofenhaus). Bei der Erarbeitung des Gesamtprojektes wurde vom Architekten Josef Demkopf aus Spremberg, der auch den Umbau des Kulturhauses der Chemiearbeiter Weißwasser (des Volkshauses) plante, die weitgehende Unberührtheit der Parkanlage gefordert.
Ende 1954 erfolgte die Übergabe von Schulgebäude, Internat und Schmelzlabor-Gebäude an die Nutzer. Im Juli 1955 wurde die Betonplastik »Kollegen bei der Glasschmelze« vor dem Hauptportal aufgestellt (siehe auch 31000079).
Der Umbau verändert die ehemalige Villa wesentlich. Ursprünglich war der Haupteingang Richtung Nordwesten orientiert. Die Rosa-Luxemburg-Straße wurde nachträglich eingefügt und wegen der Lieferzone der nach 1970 errichteten Neubauten tief in das ursprüngliche Gelände eingeschnitten, was diesen Bereich eher zu einem Hinterhof werden ließ und den ursprünglichen Park negierte. Mit dem Umbau werden Turm und ursprüngliches Treppenhaus entfernt, die Lücke mit großen Klassenräumen nach Westen geschlossen. Die Traufe wird um ein Geschoss höher verlegt, was das ursprüngliche Verhältnis Wand- zu Dachfläche empfindlich stört. Das neue Treppenhaus an der Nordostecke im Stil der 1950er Jahre wirkt jedoch im Vergleich zur Kubatur des Hauses überdimensioniert. Einige Räume werden zu Klassenräumen zusammengelegt, viele Fenster verändert. Anstelle des Dachgeschosses entsteht ein 2. Obergeschoss, das Dachspitz wird ausgebaut, der Wintergarten an der Ostseite wird vergrößert und über zwei Geschosse massiv aufgeführt. Heute besitzt das Haus allenfalls noch Ensemblewirkung im Verbund mit dem neuen Schulgebäude und Ofenhaus.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1894
Quellen/Literaturangaben:
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Bauherr / Auftraggeber:
- Eigentümer: Otto Hirsch
BKM-Nummer: 31000072