Pläne für Kirchenbauten für evangelische und katholische Angehörige des Lautawerks wurden bereits früh angedacht. Zur baulichen Umsetzung nach zwischenzeitlicher Nutzung von Provisorien bedurfte es aber noch einiger Jahre. Die Grundsteinlegung zum Bau der katholischen Kirche St. Josef wurde am 11. Mai 1925 begangen. Die Weihe erfolgte am 25. April 1926.
Es handelt sich um einen dreischiffigen Longitudinalbau mit geradem Chorschluss. Im Westen dominiert ein Turm, der als großer Dachreiter über quadratischer Grundfläche auf einem Zollingerdach mit Biberschwanz-Kronendeckung aufsitzt. Bestimmend für die Erscheinung der Kirche ist der im Original erhaltene Kratzputz.
Die Westfassade wird bestimmt durch eine symmetrische Gestaltung mit einem in der Mittelachse platzierten Rundbogenportal mit roter Natursteinrahmung, einer kleinen Fensterrosette darüber und dem Dachreiter, der einen Glockenstuhl aufnimmt. Bekrönt wird der Glockenstuhl von einer geschwungenen Haube. Seitlich angebrachte Voluten auf Höhe der Fensterrosette leiten durch geschweifte Giebelseiten glockenförmig zum Dachreiter über.
Im Scheitelpunkt des Rundbogenportals ist ein Schlussstein eingebracht, auf dem sich ein Relief des hl. Josef befindet, der das Jesuskind im Arm hält und auf die Stirn küsst. Die Wahl des Josefspatronats als Schutzheiliger der Arbeiter ist für Kirchen, die in einem Werkssiedlungskontext entstanden sind, sehr charakteristisch.
An den Langseiten befinden sich gleichmäßig gesetzte, hochbahnige Rundbogenfenster mit farblich abgesetzten Gewänden. Die ursprüngliche Verglasung der Fenster ging im Zweiten Weltkrieg verloren und wurde durch eine Neuverglasung in den 1950er Jahren ersetzt.
Die Ostfassade ist wie die Westfassade symmetrisch gestaltet. Im unteren Bereich gibt es zwei seitlich angebrachte Rundbogenfenster. Zentral in der Mittelachse befindet sich darüber eine Fensterrosette. Auf dem Dachfirst befindet sich ein kleiner Dachreiter, der ein Doppelkreuz trägt.
Das Innere der Kirche wird bestimmt durch die breite Lagerung des Mittelschiffs und zwei sehr schmale, durch Pfeiler abgegrenzte Seitenschiffe. Der Raumeindruck wird dominiert von den monochrom in weiß gehaltenen Wandflächen.
Der Altarraum wurde 1975 im Sinne der Empfehlungen des 2. Vatikanischen Konzils umgestaltet. Das Kreuz, das sich im Altarraum befindet, wurde 1934/35 von Erich Jaekel geschaffen. Der dreiflügelige Altar, die Kanzel, das Tabernakel, eine Madonnenskulptur und zwei Leuchter kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kirche.
Die katholische Kirche St. Josef ist baugeschichtlich, sozialgeschichtlich und städtebaulich im Zusammenhang mit der Gartenstadt Lauta-Nord von Bedeutung und ein wichtiger zeugnishafter Vertreter der Industrialisierung der Lausitz im Kontext der Entstehung des Aluminiumwerkes und der Braunkohlegewinnung und -veredlung in Lauta/Laubusch.
(Martin Neubacher, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1924–1926
Quellen/Literaturangaben:
- Schluttig, Gabriele: Lauter Lautaer Geschichten. Ein Spaziergang durch das historische Lauta(werk) mit persönlichen Erinnerungen und Eindrücken. 1. Aufl., Lauta 2018, S 97-99, .
Bauherr / Auftraggeber:
- Entwurf: Simon, Clemens (Architekt, GND: 1105773264)
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BKM-Nummer: 30900125