Ehemalige Neue Oberlausitzer Glashüttenwerke Schweig & Co, genannt Aktienhütte, Weißwasser

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Weißwasser / Oberlausitz
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 30′ 19″ N: 14° 38′ 4,46″ O 51,50528°N: 14,63457°O
Koordinate UTM 33.474.637,72 m: 5.706.079,38 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.474.763,50 m: 5.707.917,74 m
  • Produktionshallen der Glaswerke "Stölzle - Oberglas Lausitz GmbH

    Produktionshallen der Glaswerke "Stölzle - Oberglas Lausitz GmbH

    Fotograf/Urheber:
    Nora Wiedemann
    Medientyp:
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  • heutiger Werksverkauf der Glaswerke "Stölzle - Oberglas Lausitz GmbH", originale Fassadenstruktur, Ansicht von Nordosten

    heutiger Werksverkauf der Glaswerke "Stölzle - Oberglas Lausitz GmbH", originale Fassadenstruktur, Ansicht von Nordosten

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Die »Oberlausitzer Glaswerke J. Schweig & Co.« wurden 1889 als dritte Glashütte in Weißwasser durch Josef Schweig, Emil Meyer und Otto Hirsch gegründet. An dem zweiten Ofen der Hütte begann man 1891 erstmals in Weißwasser mit der Fertigung von Glühbirnen und Röhren. Mit dem Bau zweier weiterer Öfen 1892 und 1893 erweiterte sich die Produktion auf Schleifglas, Konservengläser und chemische Behälter. 1902 wurde die Hütte in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, was ihr in der Stadt den Beinamen »Aktienhütte« einbrachte. Ab 1920 hieß das Werk »Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG« (VLG). Dieser gehörten noch weitere Betriebe in Weißwasser und Sachsen an: die »Glashüttenwerke Germania Josef Schweig«, die »Glasfabrik Dr. Martin Schweig« (Doktorhütte), die »Porzellanmanufaktur August Schweig«, das »Glashüttenwerk Union Mudra & Co.«, die »Neuen Oberlausitzer Glashüttenwerke« (Osram), die Glaswerke in Tschernitz, Kamenz und Fürstenberg sowie die »Tschölpener Braunkohlenwerke«. Bereits 1908 nahm man die Produktion der Kelchglasproduktion nach rheinischer Art auf, was die Hütte zum europäischen Marktführer 1929 machte. Auch die von 1918 bis 1929 hier produzierten Arsall-Gläser erlangten Weltruhm. Die Produktion erreichte in den 1930er Jahren den Status einer Massenproduktion, welche nur durch Zentralisierung und Spezialisierung zu bewältigen war. Um dies umzusetzen, stellte man den Designer Wilhelm Wagenfeld ein, welcher mit seinem klaren Design und seinem Anspruch an Qualität zu niedrigem Preis genau den Geschmack der Zeit traf (Rautenglas). Nach 1945 erfolgte die Umwandlung in den »VEB Oberlausitzer Glaswerke«. 1969 wurde diese Glashütte zum Stammbetrieb des »VEB Kombinat Lausitzer Glas«. 1996 kaufte die österreichische Firma »Stölzle Oberglas AG« den Betrieb und nennt ihn »Stölzle Oberglas Lausitz GmbH«. Mit dieser Übernahme einher gingen in den folgenden Jahren umfangreiche Umbau- und Ausbaumaßnahmen, welche auch den Abriss zahlreicher Gebäude beinhaltete. Von der Originalstruktur ist nur die Fassade am heutigen Werksverkauf (Sanierung 2005) erhalten. Die Fassade des ehemaligen zweigeschossigen Ziegelbaus ist zweifarbig gestaltet (rot und gelb). Dabei dienen die gelben Ziegel zur optischen Gliederung der Wand durch Hervorhebung der Geschosstrennung in Form einer horizontalen Linie, der Gestaltung eines Kranzgesimses und der Gliederung mit Risaliten. Auch die Fenster sind durch Rundbögen in gelbem Ziegel gestaltet. Bereits 1995 ging der Oberflammenhafenofen in der manuellen Hütte an der Berliner Straße außer Betrieb und leitete so das Ende der manuellen Glasfertigung ein. Das Gebäude, an den Gleisen gelegen, wurde zum Rohglaslager umgebaut. 1994/95 erfolgte der Bau eines neuen, modernen Hüttengebäudes mit zwei erdgasbetriebenen Glasschmelzaggregaten nach dem Flexmelter-Prinzip der Firma Sorg. 2012 erfolgten weitere Umbaumaßnahmen am Werk mit dem Abriss alter Gebäudetrakte der ehemaligen Wanne 4/5 und der Schornsteine der Hütte. Das ehemalige Rationalisierungsmittelhaus (Produktion von Automaten und Robotern für die Fertigung), welches 1984 auf dem angrenzenden Gelände westlich der Hütte errichtet worden war, wurde zum Lager für Fertigerzeugnisse umgebaut. Die sanierten, rekonstruierten und neugebauten Gebäude erhielten eine einheitliche Gestaltung mit einer 4 mm dicken Alubeschichtung und Polymerträgern (Reynoboynd von Prefa). Das Glaswerk hat ortsgeschichtlich, sozial- und industriegeschichtlich als eines der beiden letzten produzierenden Glaswerke in Weißwasser eine sehr hohe Relevanz.

(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)

Datierung:
  • Erbauung 1889

Quellen/Literaturangaben:
  • Hubatsch, Dieter: Eine Lausitzer Glashütte im Wandel der Zeit. Vom Oberlausitzer Glashüttenwerk Joseph Schweig & Co. zur Stölzle Lausitz GmbH. Schriftenreihe des Fördervereins Glasmuseum Weißwasser e. V.
  • Förderverein „Glasmuseum Weißwasser“ e. V. (Hg.): Glashütten in Weißwasser. Erfurt 2005.

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 30800050

Ehemalige Neue Oberlausitzer Glashüttenwerke Schweig & Co, genannt Aktienhütte, Weißwasser

Schlagwörter
Ort
Weißwasser/O.L., Stadt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Ehemalige Neue Oberlausitzer Glashüttenwerke Schweig & Co, genannt Aktienhütte, Weißwasser”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30800050 (Abgerufen: 18. März 2025)
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