Das Glashüttenwerk »Hirsch, Janke & Co., Abteilung Malky, Müller & Co.« wurde als sechste von zwölf Glashütten in Weißwasser 1896 gegründet. Bekannt wurde sie unter dem Namen »Bärenhütte«. Zunächst wurden hier Trinkbecher, Wasserflaschen, Einmachgläser und Bleiglas produziert. 1920 wurde die Bärenhütte an den holländischen Konzern Philips verkauft und die Produktionspalette erweitert auf Glühkolben und Straßenlaternengläser. Ab 1949 hieß der Betrieb »Glasfabrik Weißwasser GmbH, Bärenhütte«. 1969 wurde sie dem Kombinat Lausitzer Glas unter dem Namen »VEB Oberlausitzer Glaswerke, Betriebsteil II, Bärenhütte«, angeschlossen. 1992 wurde die Hütte durch die Firma »Peill & Putzler« übernommen, ging aber 1997 insolvent. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1998. 2001 wurden Gebäude und Produktionsanlage verkauft, da sich kein Interessent fand. Eine Baumanagement GmbH in Dresden riss 2006 einen Großteil der Gebäude ab, um den Stahl zu verwerten. Mit nicht kontaminiertem Schutt wurde die Schadstoff-Deponie Philippine in Weißwasser verfüllt. Die Dresdner Abrissfirma verkauften das Areal danach an eine bulgarische Firma.
Von den ehemals ca. 30 Gebäuden auf dem 150.000 qm großen Gelände stehen momentan lediglich noch drei Bauten als Ruinen und zwei Schornsteine. Die in einem baulich gutem Zustand erhaltenen Schornsteine sind aus gelbem Ziegel gefertigt, alle ca. 5 Meter sind Eisenringe als Befestigung installiert, nach oben verjüngen sie sich.
Die drei auf dem Gelände erhaltenen Gebäude sind ehemalige Fabrikgebäude. Sie besitzen einen rechteckigen Grundriss, sind in Schalungsbauweise mit verputzten Fassaden und flachem Satteldach gefertigt. Zwei der Gebäude sind eingeschossige Produktionsgebäude mit einer Fensterfront zur östlichen Seite, welche sich über die Gebäudelänge zieht. Baulich sind diese beiden Gebäude in einem schlechten Zustand, die Wände und Dach sind größtenteils eingestürzt und es sind erhebliche Vandalismusschäden sichtbar. Im Inneren haben sich noch Reste der Produktionsanlage erhalten mit einer Gasgeneratoranlage und zwei Wannen. Auch im Außenbereich der Gebäude sind zwei Wannen, vermutlich zur Kühlung erhalten.
Das dritte Gebäude befindet sich nördlich der beiden Fabrikgebäude und ist ein hoher Fabrikbau. Hier wurden die nördliche und südliche Wand großflächig entfernt, vermutlich um die Produktionsanlagen herauszuholen. Das Gebäude befindet sich, wie die beiden anderen, in einem schlechten Zustand.
Zum Gelände gehörten ehemals auch 200 Wohneinheiten, von denen heute noch fünf Wohnhäuser auf dem Neuteichweg erhalten sind.
Die Bärenhütte ist industriegeschichtlich und ortsgeschichtlich als Beispiel für die Entwicklung Weißwassers zum führenden Glasproduktionsstandort von hoher Wirkkraft.
(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1886
Quellen/Literaturangaben:
- Förderverein „Glasmuseum Weißwasser“ e. V. (Hg.): Glashütten in Weißwasser. Erfurt 2005.
- Exner, Jochen, Förderverein Glasmuseum: Eine Glastour im Muskauer Faltenbogen. Weißwasser 2018.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 30800048