Dispatcherturm

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Großpösna
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 13′ 45,14″ N: 12° 26′ 23,38″ O 51,22921°N: 12,43983°O
Koordinate UTM 33.321.253,17 m: 5.678.428,39 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.530.827,92 m: 5.677.235,10 m
  • Dispatcherturm; Blick nach Nord

    Dispatcherturm; Blick nach Nord

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dreßler
    Medientyp:
    Bild
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Der Dispatcherturm, der sich an der nördlichen Spitze der Magdeborner Halbinsel befindet und heute gastronomisch sowie kulturell genutzt wird, ist einer der wenigen erhaltenen Zeugnisse des ehemaligen Großtagebaus Espenhain.
Der Tagebau Espenhain mit seinen beiden Baufeldern Baufeld Ost und West war am Ende seiner Entwicklung einer der größten und leistungsstärksten Braunkohletagebaue in Mitteldeutschland.
Der Tagebau Espenhain wurde 1937 bis 1944 nordwestlich des Ortes Espenhain aufgeschlossen und hatte zunächst die Aufgabe, das Großkraftwerk und die karbochemischen Produktionsanlagen mit Kohle zu versorgen. Später lieferte man die Kohle aus Espenhain auch in das Kraftwerk Thierbach.
Im Zweiten Weltkrieg blieb der Tagebau samt seiner gigantischen Abraumförderbrücke und den Großgeräten unversehrt, wohingegen die Zerstörungen im benachbarten Braunkohlenwerk erheblich waren. Als Reparationsleistung ging das Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain an die ehemalige Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) der UdSSR über und wurde 1. Januar 1954 als Eigentum der DDR in den VEB Kombinat Espenhain überführt. Mit der Wiedervereinigung und der wirtschaftlichen Wende wurde der Tagebau der Gruppendirektion Südost der MIBRAG (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft) zugeordnet.
Die zentrale Steuerung und Überwachung des ehemaligen Tagebaus Espenhain über die Baufelder Ost und West, wurde stets über den Leitstand (Dispatcher) übernommen. Die verantwortlichen und leitenden Personen im Tagebau (sog. Dispatcher) hatten die Aufgabe, den planmäßigen und oftmals komplexen Betriebsablauf zu sichern und mittels Signal- und Fernsteueranlagen die Tagebaumaschinen zu regulieren.
Der verputzte, mehrgeschossige Turmbau schließt oberhalb mit einem leicht zurückversetzten Glasoberbau, herauskragende Stahlträger sowie mit einem flachen Metalldach ab. Das durchfensterte Obergeschoss dient heute als Trauzimmer des Standesamts. Die ehemalige Dispatchereinrichtung wurde entfernt und durch eine mobile Bestuhlung und kleine Tische ersetzt. Im Turmuntergeschoss befindet sich eine Gastronomie.
Am Dispatcherturm fügt sich ein niedriger Flachbau an, in dem der Sanitärbereich sowie weitere Nutzräume untergebracht sind. Die Außengestaltung unterliegt dem gastronomischen und kulturellen Konzept der „VINETA Störmthaler See bzw. steht in Zusammenarbeit mit dem Krystallpalast Varieté Leipzig. Eine Ausstellung “10 Jahre Vineta Kunst und Erinnerung an Bergbaugeschichte fand zum 10-jährigem Bestehen der VINETA 2021 statt. Von dieser Ausstellung sind die schwimmende Kirche und die großformatigen Fotografien an den Wänden des westlichen Flachbaus geblieben.
Die Gehwegplatten um den Dispatcherturmbau haben sind vereinzelt erhalten und wurden teils neuangeordnet. Westlich des Dispatcherturms steht eine alte Kastanie, die von Gruna stammte und an diesen jetzigen Aufstellungsort transloziert wurde. Sie ist als sog. Überlebenskastanie Symbol und Erinnerungsstätte des devastierten Ortes Gruna. Insgesamt wurden 20 Ortschaften durch den Tagebau Espenhain abgebaggert bzw. teildevastiert.
Der Dispatcherturm samt seinem Umfeld ist besonders regional- und bergbaugeschichtlich von großer Bedeutung. Er steht für die Erinnerung einer Bergbauepoche und ist zugleich Identifikation- und Erinnerungsort für die Menschen der Region.

(Cynthia Thomas, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung vermutlich in den 1970er Jahren, vor 1978

Quellen/Literaturangaben:
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Sanierungsplanung Tagebau Espenhain. Wandlungen und Perspektiven 24. Senftenberg 2019. URL: https://www.lmbv.de/wp-content/uploads/2021/04/doku-24_Sonderheft-Espenhain.pdf.
  • Röhser, Reinhard/Franke, Karin: Der Tagebau Espenhain 1937-1994. Leipzig 1994.
  • Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan Tagebau Espenhain. Fortgeschriebene Fassung gemäß Bekanntmachung vom 12. Dezember 2002. Bautzen 2022.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Entwurf/Ausführung: VEB Kombinat Espenhain

BKM-Nummer: 30600129

Dispatcherturm

Schlagwörter
Ort
Störmthal
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Dispatcherturm”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30600129 (Abgerufen: 19. Mai 2024)
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