Als „Voranzeige für sechs Unterwerke“ tituliert war das Baugesuch des projektierenden städtischen Elektrizitätswerkes vom August 1907, anbei vorliegend Planungen für das Unterwerk Norden I. Zwölf Monate später wurde der Bauantrag eingereicht für das 2. Städtische Elektrizitätswerk, unterzeichnet von R. Trautmann im Auftrag der Städtischen technischen Werke. Federführend für die Entwürfe waren die bauleitenden Architekten Händel & Franke, hinsichtlich statischer Berechnungen die Leipzig-Dresdner Firma Kell & Löser. Weitere zwölf Monate später – im August 1909 – waren alle Gebäude unter Dach, ausgeführt vom Baugeschäft der Baumeister Röthig & Hedel für Maurer- und Zimmerarbeiten. Aber erst ein Jahr später ist die Schlussabnahme für das freistehende Akkumulatoren- und Maschinenhaus aktenkundig, ebenso die Inbetriebnahme von Lastenaufzügen der Fa. Unruh & Liebig. Etwa zeitgleich entstand in offener Bebauung das Verwaltungsgebäude mit Zuwegung von der damaligen Friedrich-Karl-Straße; das Gelände befindet sich im Gleiseck von ehemals Thüringer Verbindungsbahn und Magdeburger Eisenbahn. Äußerlich kaum erkennbar als Erweiterungsbau ist der Anbau des Maschinenhauses von 1926, der „ganz im Sinne der bestehenden Gebäude ausgeführt werden“ sollte. Auftraggeber war die Maschinen- und heizungstechnische Abteilung des städtischen Betriebsamtes in Leipzig. Sämtliche Gebäude bestehen aus allseitig massiven Umfassungen mit gelbem Sichtklinkermauerwerk, Ziegelbedachung in Doppeldeckung, Unterkellerung; die Verwaltung besaß ehemals zudem zwei Wohnungen. Neben allen Decken besteht auch das Dach des Akkumulatorenhauses aus Stahlbeton. „Der grossen Spannweite halber“ erfolgte die Ausbildung des Maschinenhauses als Holzsparrendach mit Doppelpappdeckung auf gepresster Kiesschicht. Zeittypisch prägen Klinkerverblendung, Rundbogenfenster, Gesimse und Zwerchhäuser, über Eck gestellte Ziegelreihen und der Betonsteinsockel die Sichtflächen. Die Gebäude nebst Einfriedungsmauer zu den Vorderhäusern an der Sasstraße sind als Technische Denkmale in die Kulturdenkmalliste eingetragen, besitzen einen baugeschichtlichen und stadtentwicklungsgeschichtlichen Wert. Als Zeugnis der Energieinfrastruktur, die die Verstromung der seit dem 20. Jahrhundert in Großtagebauen gewonnenen Braunkohle begleitete, ist das Umspannwerk von infrastrukturgeschichtlicher Bedeutung.
(Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)
Datierung:
- Erbauung 1907–1910
- Erweiterung 1926
Quellen/Literaturangaben:
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hg.): DIVIS-Objekt 09296689; Dresden 2018.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Elektrizitätswerk (Leipzig) (GND: 5180225-9)
BKM-Nummer: 30500382