Das der Zuckerfabrik, die in zeitlich begrenzten Kampagnen arbeitet, angeschlossene Heizkraftwerk lieferte nicht nur Energie und Abdampf für die Produktion, sondern speiste auch das öffentliche Netz mit beträchtlicher energetischer Leistung. Die in den 1950er Jahren neu installierte Hochdruckkesselanlage war dabei ebenfalls durch automatisierte Arbeitsabläufe bei der Kohlenbeschickung, Entschlackung sowie Wasseraufbereitung modernisiert worden. Eine Greiferbrücke zur Verladung sowie selbstleerende Waggons führten die Braunkohle dem Bunker, der Trocknungsanlage und dem Kesselhaus zu. Bis zur Stilllegung der Fabrik im Jahr 2000 wurden dem Industriekraftwerk noch Mitte der 1990er Jahre Entstaubungs- und Rauchgasentschwefelungsanlagen für die beibehaltene Braunkohlenbefeuerung nachgerüstet. Nach einer missglückten Initiative zum Weiterbetrieb als Biogasanlage wird gegenwärtig über den Abriss der Fabrik und Umgestaltung zu einem Siedlungsareal bzw. Standort eines Forschungszentrums im Kontext des Strukturwandels nachgedacht. Die vor mehr als einhundert Jahren errichtete Zuckerfabrik, in deren historischer Entwicklung die Energieversorgung mit Bau eines Industriekraftwerkes eine zunehmende Rolle spielte, steht in engem Zusammenhang mit der günstigen Verfügbarkeit von Braunkohle. Der an der Reichsbahn gelegene Standort und die Nähe zu im mitteldeutschen Revier gelegenen Braunkohlentagebauen und später dem Aufschluss des unmittelbar benachbarten Tagebaus Delitzsch-Südwest (1976 bis 1992) trugen wesentlich zur expansiven Entwicklung der Zuckerfabrik bei. Die Rolle des Kraftwerkes als Energielieferant für das öffentliche Stromnetz ist dabei ebenso zu berücksichtigen. Das Kraftwerk ist somit von wirtschafts- und regionalgeschichtlicher Relevanz.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)
Datierung:
- Erbauung 1927
Quellen/Literaturangaben:
- Bernhardt (Werkleiter, VEB Zuckerfabrik Delitzsch): Die Errichtung der Zuckerfabrik Delitzsch - ein Beispiel der fortschreitenden Technisierung unserer Lebensmittel-Industrie; In: Die Lebensmittelindu
- Gieseler, Albert: Zuckerfabrik Delitzsch; In: Dampfmaschinen und Lokomotiven. URL: http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen0/firmadet2221.shtml.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch (GND: 124767844X)
- Entwurf/Ausführung: Theodor Lehmann, Beton- und Eisenbau Halle a.S.
BKM-Nummer: 30500171