Der heutige Verlauf des Lober-Leine-Kanals, als künstlichem Abfluss der beiden Flüsse in die Mulde, ist das Ergebnis einer zweiter Umverlegung, nachdem ein Kanal bereits im Zuge der Freimachung des Tagebaus Goitsche auf 14 Kilometern zwischen 1949 und 1951 angelegt wurde. Zur Erschließung des Abbaufeldes Rösa, das 1991 als eigenständiger Tagebau weitergeführt werden und den Auftakt einer immensen Erweiterung des Goitschetagebaus in südöstliche Richtung bilden sollte, kam es 1982 zu einer zweiten Umverlegung, deren Strecke 1988 geflutet wurde. Über knapp neun Kilometer führt der Lober-Leine-Kanal das Wasser von Lober und Leine durch die Tagebaufolgelandschaft der Goitschegrube zum Einfluss in die Vereinigte Mulde. Die Kanalisierung des Lobers beginnt bereits bei Benndorf und fließt südwestlich von Sausedlitz mit der Leine im Leine-Lober-Kanal zusammen. Von dort fließt das Wasser eine kurze Strecke nach Westen und führt schließlich am Westufer des Seelhausener Sees entlang, bevor es auf sachsen-anhaltinischem Gebiet kurz vor der Landesgrenze, in die Vereinigte Mulde mündet. Nachdem das Jahrhunderthochwasser 2002 den Kanal streckenweise zerstörte, war seine Reparatur auf 2,3 Kilometern Länge sowie der Bau eines Ableiters in den Seelhausener See notwendig. Von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) ist geplant, den nur als temporären Gewässerverlauf angelegten Kanal rückzubauen. In diesem Kontext wurde bereits der durch Sausedlitz verlaufende und in den Seelhausener See mündende Altarm der Leine revitalisiert.
Der Lober-Leine-Kanal als künstliches Wasserbauwerk, das die durch den Tagebau zerstörte ursprüngliche Gewässerstruktur ersetzt, verweist auf die umfassenden und im Fall des Wasserhaushaltes langfristig wirksamen Auswirkungen der Braunkohlengewinnung auf die (Kultur-)landschaft.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1982–1988
Quellen/Literaturangaben:
- Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen, Regionale Plaungsstelle (Hg.): Mitteldeutsche Seenlandschaft. Gewässerkatalog 2019-2021. Seen, Fließgewässer, Kanäle; 6. vollständig aktual. u. erw. Aufl., Leipzig 2019, S. 293.
- GeoSN, dl-de/by-2-0: MB25 Aktualitätsstand 1922-1945; 2022.
- GeoSN, dl-de/by-2-0: Gewässernetz Freistaat Sachsen; 2022.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Goitsche/Holzweißig/Muldenstein; Wandlungen und Perspektiven 01. 2017, S. 16, 36.
Bauherr / Auftraggeber:
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (GND: 5166281-4)
BKM-Nummer: 30500096