Gleisharfe Plagwitz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 19′ 37,26″ N: 12° 19′ 41,45″ O 51,32702°N: 12,32818°O
Koordinate UTM 33.313.855,24 m: 5.689.580,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.522.980,45 m: 5.688.076,01 m
  • Eisenbahnanlage, Gleisharfe, Stammgleis PVIII oder PV auf Höhe der Konsumzentrale

    Eisenbahnanlage, Gleisharfe, Stammgleis PVIII oder PV auf Höhe der Konsumzentrale

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczoreck
    Medientyp:
    Bild
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Die vom Plagwitzer Industriebahnhof sich in östliche Richtung, teils parallel, ausdehnenden Anschlussgleise waren ein zentrales Element der Entwicklung des Vorortes Plagwitz zum wichtigen Industriestandort durch den Juristen und Visionär Karl Heine. Als Projektentwickler, Investor und Unternehmer gelang Heine die industrielle Erschließung des damals am westlichen Rand der Stadt gelegenen Vorlandes. Ab 1844 begann er mit der Arrondierung von Baugrund durch Entwässerungsarbeiten und Aufschüttungen, sodass ab Mitte der 1950er Jahre des 19. Jahrhunderts zahlreiche Wohlhabende Baugrund im Leipziger Westen erwarben. Die infrastrukturelle Erschließung verstand er dabei als Instrument der systematischen Entwicklung als Industrie- und Wohnviertel, das 1893 nach Leipzig eingemeindet wurde. Parallel zur im Bau befindlichen Eisenbahnlinie Leipzig–Zeitz begann Heine 1873 private Gleisanschlüsse zu verlegen, die Interessenten Industriegrundstücke mit direktem Gleisanschluss zur Verfügung stellten. So entstanden bis 1874 37 Industriegleisanschlüsse sowie drei öffentlich nutzbare Güterladestellen, die über 15 Industrie- und Verbindungsbahnen mit dem Bahnhof Plagwitz–Lindenau verbunden waren. Die Gleisharfe in fächerförmiger Aufspaltung der Einzelanschlüsse ermöglichte den direkten Antransport von Produktionsmaterialien und Brennstoffen sowie die Distribution von Produkten. Insbesondere die in Plagwitz stark vertretene und energiebedürftige Maschinen- und Eisenbauindustrie profitierte von der Möglichkeit der direkten Kohlenbelieferung ihrer Dampfkessel. Beispielsweise bestanden Anschlüsse zum Industriekraftwerk an der Limburger Straße, in dem aus Braunkohle Energie für das Betreiben einer Kammgarnspinnerei gewonnen wurde, zur Verzinkerei Grohmann&Frosch, die wiederum Produkte für die Kohlengewinnung und verarbeitung lieferte oder einen Kohlenkommissionshandel in der Nonnenstraße. 1885 erwarb die Sächsische Staatsbahn das private Gütergleissystem und integrierte es in ihr Streckensystem. Obwohl der Güterbahnhof Plagwitz, einst erster Industriebahnhof Europas, und Plagwitz insgesamt an Bedeutung als Industriestandort an Bedeutung verloren, wurde das stetig ausgebaute Gleissystem – zuletzt waren über 100 Gleisanschlüsse über 20 Verbindungsbahnen befahrbar – bis zur politischen Wende 1989/90 voll genutzt. Mit der Schließung der meisten Fabriken in Plagwitz wurde es obsolet und erfährt die Fläche als Bürgerbahnhof mit verschiedenen Konzepten eine neue Nutzung. Einzelne Gleisabschnitte sind an zahlreichen Stellen noch erhalten, jedoch nicht mehr befahrbar.
Aufgrund ihrer infrastrukturellen Bedeutung ist die Gleisharfe auch für die Geschichte der Braunkohle und ihrer Distribution von starker Relevanz.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1873–1874

Quellen/Literaturangaben:
  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hg.): DIVIS-Objekt 09262777.
  • Riedel, Horst: Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteillexikon. Leipzig 2017, S. 18-21.
  • Heinker, Helge-Heinz: Schlaglicht: Carl Heine. Wegbereiter für die Industriestadt Leipzig. In: o.?Hg.: Geschichte der Stadt Leipzig. Vom Wiener KOngress bis zum Ersten Weltkrieg, Bd. 3, Geschichte der
  • Mann, M.: Bahnhof Plagwitz. In: Leipziger Industriekultur. URL: https://www.leipziger-industriekultur.de/bahnhof-plagwitz/?print=pdf (04.04.2022).
  • Liste von Gleisanschlüssen des Bahnhofs Leipzig-Plagwitz. In: Wikipedia. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gleisanschl%C3%BCssen_des_Bahnhofs_Leipzig-Plagwitz (04.04.2022).

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Karl Heine (GND: 120395959)

BKM-Nummer: 30500073

Gleisharfe Plagwitz

Schlagwörter
Ort
Lindenau
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Gleisharfe Plagwitz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500073 (Abgerufen: 25. März 2025)
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