Eisenhochbau Grohmann & Frosch (ehem.); Stahlbauanstalt Eisenhochbau Leipzig-Lindenau (ehem.); Kirow-Werke

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 19′ 26,84″ N: 12° 18′ 46,66″ O 51,32412°N: 12,31296°O
Koordinate UTM 33.312.783,24 m: 5.689.297,81 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.521.920,94 m: 5.687.749,38 m
  • Blick auf das zentrale Fabrikgebäude mit der Niemeyer-Sphere aus nördlicher Richtung

    Blick auf das zentrale Fabrikgebäude mit der Niemeyer-Sphere aus nördlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczorek
    Medientyp:
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Das in Neulindenau westlich an das Areal der Baumwollspinnerei anschließende, nach wie vor als Standort der Maschinenbauindustrie genutzte Fabrikgelände, machte zuletzt durch den Bau der von Oscar Niemeyer entworfenen und nach ihm benannten Kugel von sich reden. Das in den baulichen Altbestand des Fabrikensembles integrierte Bauelement bereichert seit 2020 den seit über einhundert Jahren entwickelten Industriestandort. Bevor hier in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, über die politische Wende hinaus und bis heute Schwermaschinen produziert wurden, war die Firma „Stahlbauanstalt Eisenhochbau Leipzig-Lindenau“ als Betriebsteil des zuerst in Plagwitz ansässigen „Verzinkerei und Wellblechwalzwerk(s) Grohmann & Frosch“ hier ansässig. Der bauliche Ursprung der meisten, in roten Klinkern verkleideten Fabrikgebäude geht auf dieses 1888 gegründete und seit 1906 am Standort Lindenau tätige Unternehmen zurück.
Während am Lindenauer Standort nach Erweiterungs- und Umbauarbeiten Stahlkonstruktionen, u.a. für Schacht- und Transportanlagen für den Bergbau montiert wurden, war der Plagwitzer Standort vornehmlich für Lohnverzinkung und Wellblechfertigung zuständig. In beiden wurden ab den 1930er Jahren Rüstungsgütergefertigt. Zum Beispiel wurde auch für die braunkohlenbasierte mitteldeutsche Grundstoffindustrie in Leuna, Buna und die unter anderem in Böhlen tätige BRABAG produziert. Das seit 1942 auch Kriegsgefangene in Lindenau beschäftigende Werk wurde 1945 unter sowjetische Zwangsverwaltung gestellt und fertigte zunächst Kranbahnen und Flussbrücken als Reparationsleistungen. Mit der Integration in die Vereinigung Volkeigener Betriebe für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie vollzog sich ab 1949 eine Verschiebung im Produktionsprofil vom Stahlbau zum Schwermaschinenbau (v. a. Kran- und Slipanlagen). 1971 kam es zur Fusion mit dem benachbarten VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow Leipzig. Dieser war ab 1958 Teil des Kombinats VVB TAKRAF.
Zum Komplex gehören das Verwaltungsgebäude (Nr. 11b und 13, mit Pförtnerhaus und Eisenbahndurchfahrt), das Kesselhaus einschließlich erhaltener (technischer) Ausstattung, die Produktionshalle 1 mit überdachtem Hof einschließlich Einschienen-Hängebahn und Hofpflasterung, die Produktionshalle 2 mit Überdachung am Nordgiebel und westlicher Laufbahn eines Brückenkrans, die Produktionshalle 4, die Produktionshalle 5 mit Laufbahnen zweier Brückenkrane, die Produktionshalle 7 einschließlich Demag-Brückenkran, nordöstlichem sowie südlichem Anbau, die Produktionshalle 8 mit südöstlichem Treppenaufgang, die Produktionshalle 9, ein Eisenbahndrehkran EDK 500/1 (Fabriknummer 629) und die historische Pflasterung der vorgelagerten Spinnereistraße.

Das bedeutende Stahlbau- und spätere Maschinenbauunternehmen in Leipzig-Lindenau steht stellvertretend für die Entwicklung Leipzigs als Zentrum des Schwermaschinenbaus und der Industrialisierung, die wiederum in enger Wechselwirkung mit der im 20. Jahrhundert massiv expandierenden mitteldeutschen Braunkohlenindustrie steht. Grohmann & Frosch wurde in diesem Kontext für verschiedene Bergbau- und Veredlungsunternehmen, zum Beispiel die Regiser Kohlenwerke mit dem Bau einer Kettenbahn oder die Brikettfabrik Witznitz mit der Errichtung eines Fabrikgebäudes, tätig. Dieses, wie zahlreiche andere Leipziger Industrieunternehmen, verweist auf die strukturelle Verbindung von städtischem Industriezentrum und der Industrialisierung im Umland, wobei der Übergang des Braunkohlenbergbaus vom Tief- in den Tagebau eine besondere Dynamik besaß und sowohl als Energielieferant für die Fabriken als auch Abnehmer von Industrieprodukten, vor allem der Schwermaschinenindustrie, eine besondere Bedeutung besaß.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung um 1920 bis um 1940

Quellen/Literaturangaben:
  • DIVIS 09291181.
  • Riedel, Horst: Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteillexikon; Leipzig 2017, S. 84-85.
  • Bräutigam, Claus: Brikettfabriken Mitteldeutschland, Brikettfabriken aus den ehemaligen Braunkohlenwerk Regis: Regis, Haselbach, Ramsdorf, Deutzen, Kulkwitz, Band 1; Borna 2015, S. 27.
  • Sachsen, Archivwesen/Külow, M.: Sächisches Staatsarchiv, 20860 Grohmann & Frosch, Eisenhochbau, Leipzig. URL: https://archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.10&bestandid=20860&syg_id=200776&_ptabs=%7B%22%23tab-einleitung%22%3A1%7D#einleitung (19.12.2022).

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Grohmann & Frosch (Firma) (1888-1947) (GND: 7635581-0)

BKM-Nummer: 30500071

Eisenhochbau Grohmann & Frosch (ehem.); Stahlbauanstalt Eisenhochbau Leipzig-Lindenau (ehem.); Kirow-Werke

Schlagwörter
Ort
Neulindenau
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Eisenhochbau Grohmann & Frosch (ehem.); Stahlbauanstalt Eisenhochbau Leipzig-Lindenau (ehem.); Kirow-Werke”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500071 (Abgerufen: 23. März 2025)
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