Während am Lindenauer Standort nach Erweiterungs- und Umbauarbeiten Stahlkonstruktionen, u.a. für Schacht- und Transportanlagen für den Bergbau montiert wurden, war der Plagwitzer Standort vornehmlich für Lohnverzinkung und Wellblechfertigung zuständig. In beiden wurden ab den 1930er Jahren Rüstungsgütergefertigt. Zum Beispiel wurde auch für die braunkohlenbasierte mitteldeutsche Grundstoffindustrie in Leuna, Buna und die unter anderem in Böhlen tätige BRABAG produziert. Das seit 1942 auch Kriegsgefangene in Lindenau beschäftigende Werk wurde 1945 unter sowjetische Zwangsverwaltung gestellt und fertigte zunächst Kranbahnen und Flussbrücken als Reparationsleistungen. Mit der Integration in die Vereinigung Volkeigener Betriebe für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie vollzog sich ab 1949 eine Verschiebung im Produktionsprofil vom Stahlbau zum Schwermaschinenbau (v. a. Kran- und Slipanlagen). 1971 kam es zur Fusion mit dem benachbarten VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow Leipzig. Dieser war ab 1958 Teil des Kombinats VVB TAKRAF.
Zum Komplex gehören das Verwaltungsgebäude (Nr. 11b und 13, mit Pförtnerhaus und Eisenbahndurchfahrt), das Kesselhaus einschließlich erhaltener (technischer) Ausstattung, die Produktionshalle 1 mit überdachtem Hof einschließlich Einschienen-Hängebahn und Hofpflasterung, die Produktionshalle 2 mit Überdachung am Nordgiebel und westlicher Laufbahn eines Brückenkrans, die Produktionshalle 4, die Produktionshalle 5 mit Laufbahnen zweier Brückenkrane, die Produktionshalle 7 einschließlich Demag-Brückenkran, nordöstlichem sowie südlichem Anbau, die Produktionshalle 8 mit südöstlichem Treppenaufgang, die Produktionshalle 9, ein Eisenbahndrehkran EDK 500/1 (Fabriknummer 629) und die historische Pflasterung der vorgelagerten Spinnereistraße.
Das bedeutende Stahlbau- und spätere Maschinenbauunternehmen in Leipzig-Lindenau steht stellvertretend für die Entwicklung Leipzigs als Zentrum des Schwermaschinenbaus und der Industrialisierung, die wiederum in enger Wechselwirkung mit der im 20. Jahrhundert massiv expandierenden mitteldeutschen Braunkohlenindustrie steht. Grohmann & Frosch wurde in diesem Kontext für verschiedene Bergbau- und Veredlungsunternehmen, zum Beispiel die Regiser Kohlenwerke mit dem Bau einer Kettenbahn oder die Brikettfabrik Witznitz mit der Errichtung eines Fabrikgebäudes, tätig. Dieses, wie zahlreiche andere Leipziger Industrieunternehmen, verweist auf die strukturelle Verbindung von städtischem Industriezentrum und der Industrialisierung im Umland, wobei der Übergang des Braunkohlenbergbaus vom Tief- in den Tagebau eine besondere Dynamik besaß und sowohl als Energielieferant für die Fabriken als auch Abnehmer von Industrieprodukten, vor allem der Schwermaschinenindustrie, eine besondere Bedeutung besaß.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung um 1920 bis um 1940
Quellen/Literaturangaben:
- DIVIS 09291181.
- Riedel, Horst: Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteillexikon; Leipzig 2017, S. 84-85.
- Bräutigam, Claus: Brikettfabriken Mitteldeutschland, Brikettfabriken aus den ehemaligen Braunkohlenwerk Regis: Regis, Haselbach, Ramsdorf, Deutzen, Kulkwitz, Band 1; Borna 2015, S. 27.
- Sachsen, Archivwesen/Külow, M.: Sächisches Staatsarchiv, 20860 Grohmann & Frosch, Eisenhochbau, Leipzig. URL: https://archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.10&bestandid=20860&syg_id=200776&_ptabs=%7B%22%23tab-einleitung%22%3A1%7D#einleitung (19.12.2022).
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Grohmann & Frosch (Firma) (1888-1947) (GND: 7635581-0)
BKM-Nummer: 30500071