Drahtseilbahnfabrik Adolf Bleichert & Co. (ehem.); Bleichert-Werke

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 21′ 47,43″ N: 12° 22′ 32,57″ O 51,36318°N: 12,37571°O
Koordinate UTM 33.317.310,17 m: 5.693.481,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.526.272,93 m: 5.692.114,85 m
  • Anlage in der Wilhelm-Sammet-Straße mit Blick nach Südost

    Anlage in der Wilhelm-Sammet-Straße mit Blick nach Südost

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczoreck
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  • Blick auf die Westseite der Fabrikanlage (Eingangsseite)

    Blick auf die Westseite der Fabrikanlage (Eingangsseite)

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Der von Adolf Bleichert in Gohlis etablierte Produktionsstandort für Drahtseilbahnen war an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Zentrum des Leipziger Schwermaschinenbaus, von dem aus Entwicklungslinien im Transportmaschinenbau bis in die Gegenwart reichen. Auf die Entwicklung von Drahtseilbahnen für den Güter- und später Personenverkehr, für die die Firma weltweit angefragt wurde, folgten neue Innovationen, wie die Elektrohängebahn (1902) und weitere Transportmaschinen wie Hebezeuge, Schiffsverladeanlagen, Lageplatzbrücken, Gurtförderanlagen und Krane. Für die Rohstoff- und Schwerindustrie insgesamt von großem Nutzen, kamen Bleichert´sche Spezialmaschinen besonders auch in der Braunkohlenindustrie zum Einsatz. Ob bei der Förderung von Braunkohle im Tiefbauverfahren mittels eines von Bleichert produzierten Schaukelbecherwerkes (1924 Einbau im Braunkohlenwerk Kulkwitz), des Transports von Rohkohle aus dem Tagebau zur Brikettfabrik (Neukirchen-Wyhra) oder vom Braunkohlenwerk zum Kraftwerk (Elektrohängebahn zwischen Braunkohlenwerk und Landkraftwerken Kulkwitz), wurden Erfindungen aus dem Hause Bleichert genutzt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges ging der Bedarf an Drahtseilbahnen aufgrund neuer Fördertechnologien (Förderbrücken, Lastkraftwagen, Pipelines) zurück. Dennoch expandierte das Unternehmen und eröffnete einen neuen Standort im Leipziger Stadtteil Eutritzsch bis es im Kontext der Weltwirtschaftskrise Konkurs anmelden musste und liquidiert wurde. Die nachher agierende Auffanggesellschaft stand in keiner Verbindung mehr zur Familie Bleichert, führte jedoch die Maschinenproduktion im Bereich des Transportanlagenbaus erfolgreich fort. Unter anderem wurden Kabelkranbagger für den Braunkohlentagebau produziert.
Das sich länglich entlang der Bahnlinie erstreckende Fabrikgelände in Gohlis wurde seit 1881 durch Adolf Bleichert und seine 1876 gegründete Firma für Drahtseilbahnen entwickelt. Zwischen 1881 und 1911 entstanden diverse Verwaltungs-, Montage,- Funktions- und Sozialbauten, die in ihrer Anordnung einen schmalen Innenhof umschließen bzw. in einigen Fällen (Verwaltungsgebäude) darinnen angeordnet sind. Während die Verwaltungsgebäude jeweils südlich und nördlich der Werkszufahrt den westlich gelegenen Kopf des Geländes eröffnen bzw. direkt dahinter liegend innerhalb des Innenhofes errichtet sind, schließen sich Montagehallen, Werkstattbereiche und Fabrikgebäude im östlichen Geländebereich parallel zur Bahnlinie bzw. der benachbarten Wilhelm-Sammet (ehem. Bleichertstraße) an und verdichten sich dort. Während das Architekturbüro Händel&Franke für die Entwürfe der meisten Verwaltungs- und Fertigungsgebäude verantwortlich zeichnet, stammen die Entwürfe des Verwaltungsgebäudes südlich der Zufahrt von Max Bösenberg (1881) sowie der Königsbau im Hofinneren von Richard Welz (1909 bis 1911). Die Mehrzahl der Gebäude sind in historistischer Formensprache gestaltet und Klinkerfassaden mit Putz- und Steingliederungen strukturiert. Der 1909 bis 1911 errichtete sogenannte Königsbau ist dem Reformstil um 1910 zuzuordnen.
Die Bleichert-Werke in Gohlis stehen für die Technisierung und Mechanisierung der Braunkohlengewinnung um 1900 und den Übergang zum Tagebaubetrieb ebenso wie für Leipzig als ein Zentrum des Schwermaschinenbaus. Die ehemalige Fabrikanlage ist daher im Kontext der Geschichte der Braunkohle von technik- wie wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung.

LfD/BKM 2022

Datierung:
  • Erbauung 1881

Quellen/Literaturangaben:
  • Bräutigam, Claus: Brikettfabriken Mitteldeutschland, Brikettfabriken aus den ehemaligen Braunkohlenwerk Regis: Regis, Haselbach, Ramsdorf, Deutzen, Kulkwitz, Band 1; Borna 2015, S. 333.
  • Sachsen, Archivwesen: Sächsisches Staatsachiv, 20781 Bleichert Transportanlagen GmbH, Leipzig. URL: https://archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.08.01&bestandid=20781&_ptabs=%7B%22%23tab-geschichte%22%3A1%7D#geschichte (31.03.2022).
  • Schötz, Susanne: Industriestandort. In: Schötz, Susanne (Hg.): Geschichte der Stadt Leipzig. Vom WIener KOngress bis zum Ersten Weltkrieg, Bd. 3, Geschichte der Stadt Leipzig, hg. von der Stadt Leipzig. Leipzig 2018, S. 573-592.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Adolf Bleichert (GND: 11620141X)
  • Entwurf: Johan Ferdinand Pfeifer (Architekt, GND: 1162861983)
  • Entwurf: Oswald Händel (Architekt)

BKM-Nummer: 30500068

Drahtseilbahnfabrik Adolf Bleichert & Co. (ehem.); Bleichert-Werke

Schlagwörter
Ort
Gohlis-Süd
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Drahtseilbahnfabrik Adolf Bleichert & Co. (ehem.); Bleichert-Werke”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500068 (Abgerufen: 18. März 2025)
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