Landkraftwerke Leipzig (ehem.)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Markranstädt
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 17′ 27,95″ N: 12° 14′ 9,21″ O 51,2911°N: 12,23589°O
Koordinate UTM 33.307.275,98 m: 5.685.825,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.516.560,41 m: 5.684.055,09 m
  • vorderer Teil der Schaltwarte gesehen von Südost

    vorderer Teil der Schaltwarte gesehen von Südost

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    Isabell Schmock-Wieczoreck
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  • Rohrleitungssystem auf Stahlträgern hinter der Schaltwarte, Blick Richtung Nordwest

    Rohrleitungssystem auf Stahlträgern hinter der Schaltwarte, Blick Richtung Nordwest

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    Isabell Schmock-Wieczoreck
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  • hinterer Teil der Schaltwarte mit Blick Richtung Ost

    hinterer Teil der Schaltwarte mit Blick Richtung Ost

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    Isabell Schmock-Wieczoreck
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Das gegenüber dem Werksgelände des ehemaligen Braunkohlenkraftwerks liegende Betriebsgelände war seit dem zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts Standort verschiedener Kraftwerksbauten. Ein in den 1990er Jahren errichtetes Spitzenlast-Heizwerk der Leipziger Stadtwerke schließt unmittelbar an die ausgedienten Kraftwerksanlagen an und produziert heute bei Bedarf Fernwärme aus Gas.
Die Ursprünge der Aktiengesellschaft Landkraftwerke Kulkwitz liegen im Jahr 1910, als der Grundstein für den Bau eines braunkohlenbasierten Kraftwerkes gelegt wurde. Die im Tiefbau geförderte Kohle wurde ab 1911 für die Stromproduktion aus dem vis-a-vis gelegenen Braunkohlenwerk bezogen. Ab 1913 wurde dieses wiederum vollständig mit Energie aus dem Kraftwerk versorgt. Über ein etwa 600 Kilometer langes Hochspannungsnetz wurden 1914 23 Städte und 719 Ortschaften mit Elektroenergie aus Kulkwitz beliefert. Durch Aktienkäufe gelangt die Landkraftwerke AG bis 1927 in den vollumfänglichen Besitz des Braunkohlenwerkes, worauf 1938 dessen administrative Anbindung an die Landkraftwerke erfolgt. Eine neuerliche Trennung der Betriebe erfolgte nach Ende des Zweiten Weltkrieges und einiger Zeit unter Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration (SMAD). Nach 1945 wurden die Kraftwerksanlagen kontinuierlich ausgebaut und die Leistung auf etwa 90 Megawatt gesteigert (1954). Ende der 70er Jahre wurde, bei Stilllegung älterer Anlagenteile, das Werk zu einem Heizkraftwerk umprofiliert, das den Stadtteil Leipzig-Grünau bis zu Beginn der 1990er Jahre mit aus Braunkohlenverfeuerung gewonnener Wärme versorgte. Da die Kohlenförderung aus dem nahegelegenen Tagebau 1963 auslief, wurde der Rohstoff aus Tagebauen des Leipziger Südraumes über den Schienenweg angeliefert. Aus dieser Zeit stammen die noch erhaltenen Gebäude der Schaltwarte sowie ein Hallenbau und auf einer Stahlkonstruktion gelagerte Rohrleitungen. Die historischen Gebäude der Landkraftwerke AG, die unmittelbar entlang der Zwenkauer Straße vor den heute noch vorhandenen Gebäuden des städtischen Heizwerkes standen, sind bis auf den Verwaltungsbau und ein dahinter liegendes Wohnhaus in den Jahren um 2000 abgebrochen wurden.
Der die Geländezufahrt auf rechter Seite flankierende Fußweg wird zur Straße hin durch ein zwischen zwei gemauerten Pfeilern (gelbe Ziegel) montiertes schmiedeeisernes Tor mit floralen Elementen begrenzt. Auf gleicher Seite schließen sich an: ein ebenfalls in gelbem Ziegelmauerwerk ausgeführter Flachbau nicht bestimmter Funktion sowie der Bau der Schaltwarte, der wohl im Kontext der Umprofilierung zum Heizwerk Ende der 70er Jahre zu verorten ist. Dieser besteht aus einem gegliederten Baukörper mit dreigeschossigem Frontriegel und basilikal abgestuftem hinterem Teil, in dessen Mitte die Schaltzentrale liegt. Der Bau zeigt seiner Bestimmung und Entstehungszeit entsprechend eine klare und funktionale Architektur mit Putzfassaden und Gliederungselementen in gelben Klinkern. Hinter der Schalwarte sind auf einem freien Platz Rohrleitungssysteme auf Stahlträgern in etwa fünf Metern Höhe montiert. Südlich davon erhebt sich ein hell verputzter Hallenbau der frühen 80er Jahre mit flach abfallendem Satteldach und aufgesetzter Laterne rechteckigen Grundrisses. Der als Heizwerk errichtete Bau besitzt auf der der Straßenseite zugewandten Gebäudeseite ein Fensterband in niedriger Höhe. Auf nordwestlicher Seite befindet sich ein weitere Fensterband oberhalb des vorspringenden, über die gesamte Gebäudelänge reichenden Anbaus, dessen Front weiß verputzt ist. Auf dem Gelände befinden sich noch weitere kleine Bauten, deren Funktion und Entstehungszeit nicht bekannt sind. Links der Geländezufahrt, auf deren vorderen Teil noch zwei Schienenverläufe sichtbar sind (Kohlentransport), liegt der Bereich der abgebrochenen Gebäude des ehemaligen Landkraftwerkes.
Die noch vorhandenen Gebäude des Kraftwerkgeländes verweisen auf die energetische Verwertung des Rohstoffes Kohle, der hier vor Ort in Strom und Wärme transformiert und über Stromleitungsnetze an das weitere Umland bzw. Rohrleitungen nach Leipzig-Grünau verteilt wurde. Nicht zuletzt verweist die grundlegende Transformation und permanente Überbauung des Kraftwerksgeländes auf die dynamische Entwicklung des Energiesektors. Der historische Standort der Landkraftwerke Kulkwitz AG steht somit für die Verstromung und Umwandlung der Braunkohle als zentralem Aspekt der Braunkohlenwirtschaft und ist somit von energiegeschichtlicher Bedeutung. Als wichtiger Arbeitgeber der Region bis in 1980er Jahre und zeitweise Anteilseigener des Braunkohlenwerkes ist das Kraftwerk auch orts- und sozialgeschichtlich bedeutsam.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1910

Quellen/Literaturangaben:
  • Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hgg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer; 3. Auflage, Leipzig 2016, S. 145.
  • Bräutigam, Claus: Brikettfabriken Mitteldeutschland, Brikettfabriken aus den ehemaligen Braunkohlenwerk Regis: Regis, Haselbach, Ramsdorf, Deutzen, Kulkwitz, Band 1; Borna 2015, S. 332.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Wasserlandschaft im südlichen Leipziger Neuseenland; Wandlungen und Perspektiven. 2016 o.J., S. 33.
  • Hyka, Ralf: Kraftwerk - Heizkraftwerk - Heizwerk Kulkwitz; In: http://www.ostkohle.de/html/hw_leipzig.html.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Landkraftwerke Leipzig AG (GND: 355106-4)

BKM-Nummer: 30500051

Landkraftwerke Leipzig (ehem.)

Schlagwörter
Ort
Kulkwitz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Landkraftwerke Leipzig (ehem.)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500051 (Abgerufen: 27. März 2025)
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