Nassdienstgebäude (Brikettfabrik Witznitz)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 08′ 33,62″ N: 12° 29′ 59,51″ O 51,14267°N: 12,49986°O
Koordinate UTM 33.325.116,78 m: 5.668.662,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.535.086,91 m: 5.667.634,93 m
  • Nassdienstgebäude der ehemaligen Brikettfabrik Witznitz, Blick von Nordost.

    Nassdienstgebäude der ehemaligen Brikettfabrik Witznitz, Blick von Nordost.

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
    Medientyp:
    Bild
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Der ehemalige Nassdienst befindet sich am westlichen Rand des Werksgeländes. Dies ist auf seine ursprüngliche Funktion als erste Station im Produktionsprozess und seine damit verbundene Nähe zum Ort des Kohleabbaus zurückzuführen. Dieser befand sich zu Betriebsbeginn 1913 im Tagebau Witznitz I (heute in Teilen als Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz überliefert) westlich des Witznitzer Werkes. Die Belieferung des Nassdienstes mit der noch nass-feuchten Rohbraunkohle erfolgte zunächst über eine Seilbahn mit Grubenhunten an der westlichen Gebäudeseite. In den 1930er Jahre stieg man auf eine Großraumförderung um, bei der Großraumzüge die Kohle in einen Großraumbunker (ehemals neben dem Kühlhaus) abkippten, von dort beförderte ab 1938 ein Schrägband die Kohle über den Südgiebel in das Gebäude. Durch ausgefeilte Technik an Rosten, Walzen, Mühlen und Sieben wurde die Kohle einerseits für die weitere Verarbeitung zerkleinert, andererseits wurde sie auch sortiert und verteilt. Denn es gab eine minderwertige Kessel-/Feuerkohle, die direkt im Anschluss im Kesselhaus zur Dampferzeugung verbrannt wurde und es gab die hochwertige Brikettkohle. Diese wurde besonders fein aufbereitet, um im Trockendienst weiter für die Brikettpressung vorbereitet zu werden. Schrägbandanlagen gaben die jeweilige Kohle zum alten Kesselhaus oder zum Trockendienst weiter. Das Nassdienstgebäude war damit elementar sowohl für die Verstromung im Kraftwerk, wie auch für die Veredelung im Brikettwerk des Witznitzer Kohlenwerkes. Eine bauliche Veränderung ging aus Plänen für einen Lastenaufzug aus dem Jahr 1978 hervor, dessen Inbetriebnahme 1982 erfolgte. Er reichte am Südgiebel des Gebäudes bis zur 7. Etage und ist damit das zweithöchste Gebäude des Werkes. Er beförderte bis zu 5 t Last oder 40 Personen. Die technische Ausstattung im Nassdienst wurde im Laufe der Jahre ersetzt und angepasst.
Das gelbe, teilunterkellerte Klinkergebäude mit flachem Satteldach auf rechteckigem Grundriss ist fünfstöckig, nur die südlichste Achse ist um zwei Geschosse auf sieben erhöht. Das unterste Geschoss ist wesentlich höher ausgebildet. Die Fassaden zeichnen sich durch Strebepfeiler beziehungsweise Lisenen sowie segmentbogenförmige Fenster aus. Als markanter Nachtrag ist der rund 33 m hohe Lastenaufzug am Südgiebel mit seinem aus gelben Klinkern ausgemauerten Stahlskelettbau anzusehen. Auffällig sind des Weiteren die inzwischen vermauerten großen Wandöffnungen, welche aus den Anschlüssen der verschiedenen Schrägbandanlagen resultieren. Als erste Station im Produktionsprozess des Werkes, welches für die Verstromung genauso wie für die Veredelung von grundlegender Wichtigkeit war, zeugt das Nassdienstgebäude von einer industrie-, wirtschafts- und technikgeschichtlichen Bedeutung.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1912-1913

Quellen/Literaturangaben:
  • Christliches Umweltseminar Rötha e.V./Kulturbüro im Werk Espenhain (Hg.): Glück auf, Witznitz! Südraum Journal 10. Leipzig 1999, S. 10, 11, 16, 29, 34.
  • Kraft, Marco: Wirtschaftsgeschichte der Witznitzer Kohlenwerke. In: Das Digitale Südraumarchiv, 2021. URL: http://suedraumarchiv.hvbola.de/docs/entstehung-eines-wirtschaftszweigs/wirtschaftsgeschichte-der-witznitzer-kohlenwerke/ (08.03.2022).
  • Bauaktenarchiv Borna, Witznitzer Werkstraße.
  • Thomas, Herbert: Chronik der Brikettfabrik Witznitz. Unveröffentlicht 1986, S. 3, 11, 2 (1976), 2 (1977), 4, 6 (1982) 1, 2 (1986).

BKM-Nummer: 30200022

Nassdienstgebäude (Brikettfabrik Witznitz)

Schlagwörter
Ort
Borna
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Nassdienstgebäude (Brikettfabrik Witznitz)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200022 (Abgerufen: 17. März 2025)
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