Kesselhaus (Brikettfabrik Witznitz)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 08′ 35,67″ N: 12° 30′ 0,04″ O 51,14324°N: 12,50001°O
Koordinate UTM 33.325.129,33 m: 5.668.725,94 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.535.096,87 m: 5.667.698,61 m
Der ursprüngliche und später als altes Kesselhaus bezeichnete, nicht erhaltene Vorgängerbau befand sich im Zentrum der Produktionsanlage. Eine Explosion an einem Kessel im April 1942 beschädigte das gesamte Kesselhaus so schwerwiegend, dass ein Neubau beschlossen wurde. Das alte Kesselhaus wurde eingeschränkt und später verändert weitergenutzt. Dadurch konnte das neue nicht am gleichen Standort errichtet werden, sondern wurde nördlich vom alten projektiert. Die Bauarbeiten begannen im August 1942. Entwurf und Ausführung der Fundamente übernahm die Firma Eisenbetonbau Regel, Kropp und Cie. Gera. Das Gebäude stammt von Eisenhochbau Grohmann & Frosch Leipzig. Die ursprünglich drei Hochleistungskessel entspringen der Firma Ferdinand Lentjes aus Düsseldorf. Die ersten beiden Dampferzeuger konnten 1944 in Betrieb gehen. Kriegsbedingt konnte der dritte Dampferzeuger erst 1952 an das Dampfnetz angeschlossen werden. Nur wenige Jahre später ging 1957 der vierte Dampferzeuger der Firma Bergmann-Borsig Berlin in Betrieb in erster Linie zur Versorgung des 1956 bis 1960 errichteten Kreiskrankenhauses Borna mit Fernwärme. Dies bedingte die südliche Verlängerung des Kesselhauses um weitere drei Achsen, welches durch das VEB Projektierungs- und Konstruktionsbüro Kohle, Berlin-Weißensee, Außenstelle Mitteldeutschland erfolgte. Parallel dazu wurde eine neue Entgasungsanlage zur Speisewasseraufbereitung eingerichtet. Dieser nicht erhaltene Anbau zeichnet sich noch an der südlichen Außenwand des Kesselhauses ab.
Das Kesselhaus diente dazu, den energiereichen Ausgangsstoff Kohle zu verbrennen, um mit dieser Verbrennungshitze das zugepumpte Speisewasser zu erhitzen, bis es in Form von Dampf weitergegeben werden konnte. Über ein Förderband vom alten Kesselhaus kam im südwestlichen Gebäudeteil die sog. Feuerkohle an – eine minderwertige Rohkohle, die nicht zur Brikettierung verwendet wurde. Diese gelangte im westlichen oberen Teil in die heute noch erhaltenen Kesselbunker 1–4 mit einem Fassungsvermögen von je 300 t. Von dort fiel die Kohle in die Dampferzeuger, wo sie verbrannte und das Wasser zu Dampf erhitzte. Die Asche fiel weiter in die Aschekeller. Die Rauchgase der Dampferzeuger wurden in den Schornstein übergeleitet. Der erzeugte 425 °C heiße Dampf diente danach im Maschinenhaus als Energie zur Stromerzeugung. Zudem wurde die Wärme des Dampfs für die Brikettierung im Trockenhaus genutzt und für den Antrieb einer Speisewasserturbine sowie der Dampfpressen, des Weiteren als Fernwärme für werkseigene Bauten wie Kaue oder Kindergarten und auch extern für die Gärtnerei »GPG des Friedens Borna«, das Kreiskrankenhaus Borna und das Pumpenhaus II des Kraftwerks Thierbach.
Der große, kubische Baukörper mit glatten gelben Klinkermauerwerksflächen erzeugt ein funktionales, sachliches Erscheinungsbild. Dabei tritt das nördliche Treppenhaus aus dem Kubus hervor. Der westliche schmalere Teil ist durch die Aufnahme des Kohlenbunkers etwas erhöht und schließt mit einem flachen Satteldach ab, der östliche Teil mit einem Pultdach. Über einem hohen Sockel befinden sich an den Längsseiten zwölf große Hochrechteckfenster mit Gesimsbekrönung. Diese Wandöffnungen reichen nur bis etwa zur Hälfte der Gebäudehöhe. An der Traufe verläuft galerieartig ein Fensterband. Die erhaltene technische Ausstattung ist auf den Kohlenbunker reduziert.
Trotz der weitestgehenden Entfernung der Technik zeugt der Bau in seinen großen Ausmaßen von Wirtschafts- und Technikgeschichte der Braunkohlenindustrie im Energiesektor. Als volumenmäßig größtes Gebäude des Werkes prägt es das Bild der gesamten Witznitzer Brikettfabrik wesentlich und ist durch seine Höhe neben dem Schornstein dominant in der Silhouette und damit auch städtebaulich prägend. Zugleich zeigt sich in seiner integrierenden Gestaltung der Fassade durch Verwendung des gelben Klinkers, wie schon bei den dreißig Jahre früher errichteten Werksbauten, sowie in seiner zeitgenössischen Ausformung ein gestalterischer Anspruch.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021/2022)

Datierung:
  • Erbauung 1942
  • Umbau 1957

Quellen/Literaturangaben:
  • Christliches Umweltseminar Rötha e.V./Kulturbüro im Werk Espenhain (Hg.): Glück auf, Witznitz! Südraum Journal 10. Leipzig 1999, S. 26–31.
  • Bauaktenarchiv Borna, Witznitzer Werkstraße.
  • Thomas, Herbert: Chronik der Brikettfabrik Witznitz. Unveröffentlicht 1986, S. 16, S. 3 (1950), S. 1 (1953), S. 2 (1977).

BKM-Nummer: 30200020

Kesselhaus (Brikettfabrik Witznitz)

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Ort
Borna
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Kesselhaus (Brikettfabrik Witznitz)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200020 (Abgerufen: 27. März 2025)
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