Die aus zwei stadträumlich versetzt angeordneten traufständigen Mehrfamilienwohnhäusern bestehende Bebauung am Abzweig der Franz-Schubert-Straße von der Beethovenstraße ist Teil der ab 1940 ausgeführten Erweiterung „Siedlung Böhlen Südstraße“. Für das Wohnungsbauprogramm mit insgesamt 200 Wohneinheiten für Angehörige der kriegswichtigen Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) und in Folge des Braunkohleabbaus durch Devastierung betroffene Wohnungssuchende erteilte das Reichsamt für Wirtschaftsausbau 1941 eine Ausnahmeregelung. Die ASW übertrug die Bauherrschaft an die Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna mbH, den Entwurf und die Bauoberleitung übernahm die Planungsabteilung der ASW in Dresden.
Die zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser bestehen aus dem Haustyp A2 als Zweispänner mit vier Vier-Raum-Wohnungen mit Küche und Bad bei 59,6 qm Wohnfläche. Die massiv gemauerten Gebäude mit Satteldach sind verputzt und traditionell gestaltet mit Bruchsteinsockel, schlicht profiliertem Traufgesims und regelmäßig gegliederten Fassaden. Die straßenseitigen Eingänge waren durch ursprünglich hervortretende Türleibungen und eine horizontal gegliederte Brettertür mit gesprossten Oberlicht betont. Die Fassaden wurden in den letzten Jahren gedämmt und neu verputzt. Dabei gingen auch einige Details der ursprünglichen Gestaltung verloren.
Die im Auftrag der ASW errichtete Wohnbebauung ist im Kontext der Entwicklung von Böhlen zum Industrieort sozial- und ortsgeschichtlich sowie städtebaulich relevant.

(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:

• Erbauung 1940–1941 (Vierfamilienwohnhaus)
  

Quellen/Literaturangaben:

• Archiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B18206, B12944
  

Bauherr / Auftraggeber:

• Bauherr: Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna m.b.H.
  
• Entwurf: Aktiengesellschaft Sächsische Werke
  

BKM-Nummer: 30100313