Umweltgeschichtliches Zentrum in ehemaliger Orangerie

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Rötha
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 11′ 44,93″ N: 12° 29′ 52,19″ O 51,19581°N: 12,49783°O
Koordinate UTM 33.325.175,67 m: 5.674.576,22 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.534.904,52 m: 5.673.546,14 m
  • Ehemalige Orangerie des Rittergutes Mölbis, Umweltgeschichtliches Informationszentrum, Blick nach Nordost

    Ehemalige Orangerie des Rittergutes Mölbis, Umweltgeschichtliches Informationszentrum, Blick nach Nordost

    Fotograf/Urheber:
    Nils Schinker
    Medientyp:
    Bild
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Die Orangerie mit dem Umweltgeschichtlichen Zentrum liegt auf der Südseite der Mölbiser Hauptstraße und ist mit den Resten des Rittergutsparkes der letzte Bestandteil der einstigen Rittergutsanlage, dessen Schloss 1948 auf Beschluss der Sächsischen Landeskommission in der Sowjetischen Besatzungszone abgebrochen wurde. Das Gut mit 375 Hektar Land kaufte die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) nach Enteignungsverhandlungen 1937, um auf den Ländereien das Werk Espenhain zu errichten. Die Gutsgebäude nutzte die ASW für eigene Zwecke und nahm ab 1938 verschiedene Ausbau- und Erhaltungsmaßnahmen vor. Die zahlreichen Bombentreffer im Dorf gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zogen auch das Schloss in Mitleidenschaft. Von Einwohnern und Umsiedlern bewohnt, hätte es die Gemeinde gern für die Gemeindeverwaltung und als Kindergarten genutzt, es wurde jedoch aus ideologischen Gründen abgerissen. Das Orangeriegebäude blieb erhalten und wurde bis in die 1970er Jahre als Turnhalle der Grundschule genutzt. Nach Jahren des Leerstandes begann 1996 eine denkmalgerechte Sanierung und ein Jahr später die Einweihung des Umweltgeschichtlichen Informationszentrums in der nun als Versammlungsraum nutzbaren Orangerie. Eine Dauerausstellung informiert über die enorme Umweltverschmutzung durch den Braunkohletagebau und die Karbochemie in Espenhain sowie über die von Mölbis ausgehenden Umweltproteste in den 1980er Jahren und den hoffnungsvollen Wandel des Dorfes nach der Stilllegung des Werkes.
Das im Kern barocke Gebäude, das im späten 19. Jahrhundert offensichtlich neubarock überformt wurde, ist im heutigen Zustand teils rekonstruiert. Es handelt sich um einen eingeschossigen Massivbau mit Putzfassaden über Bruchsteinsockel. Die Gliederungselemente bestehen teilweise aus Sandstein. Auf der Parkseite (Südseite) öffnet sich das Gebäude entsprechend seiner ursprünglichen Funktion fast vollständig mit großen Fenstern. Das Mansarddach wird hier zusätzlich durch ein reiches Zwerchhaus geschmückt, das auch die Gebäudemitte betont. Auf der Straßenseite ist ebenfalls mittig ein Treppenhausrisalit angeordnet. Über dem zum Park orientierten Veranstaltungsraum befindet sich im Dachgeschoss eine Wohnung. Als letztes bauliches Zeugnis der früheren Rittergutsanalge hat der Orangeriebau einen hohen ortsgeschichtlichen Aussage- und Dokumentationswert und erlangt zudem eine wichtige bautypologische Bedeutung. Darüber hinaus wird ihm über seine heutige Funktion als Umweltgeschichtliches Informationszentrum auch eine sozialgeschichtliche Dimension zu Teil.

(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1704–1724 (Orangerie), Sanierung 1996

Quellen/Literaturangaben:
  • Gemeinde Mölbis/Christliches Umweltseminar Rötha e. V./Pro Leipzig e. V. (Hgg.): Mölbis „Unsere Zukunft hat schon begonnen!“; Südraum Journal 1. Leipzig, Mölbis 1995.
  • Sperling, Wolfgang: Mölbis: Lexikon zur Geschichte des Dorfes und die konkreten historischen Beziehungen zu Dahlitzsch, Dittmannsdorf, Dreiskau, Espenhain, Eula, Gestewitz, Großpötzschau, Hain, Hainichen, Kleinpötzschau, Kleinzössen, Kömmlitz, Muckern, Oelzschau, Thierbach, Trages sowie zu den Städten Borna und Rötha; Borna 2012.
  • Nabert, Thomas/Pro Leipzig e.V (Hgg.): Im Pleiße- und Göselland: zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher; Leipzig 1999, S. 145-189.
  • Dorfentwicklungsgesellschaft Mölbis e.V. (Hg.): Neugestaltung Schlosspark Mölbis zum attraktiven Dorfzentrum, Faltblatt; 2020.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B11539, Mölbis, ASW, Rittergut.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Gemeinde Mölbis

BKM-Nummer: 30100104

Umweltgeschichtliches Zentrum in ehemaliger Orangerie

Schlagwörter
Ort
Mölbis
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Umweltgeschichtliches Zentrum in ehemaliger Orangerie”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30100104 (Abgerufen: 19. März 2025)
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