Die auf einer Grundfläche von etwa 28*8,5 m errichtete verputzte Steinbaracke mit flach geneigtem Satteldach verfügte ursprünglich auf der Nordseite über einen Anbau (vermutlich Windfang). Entgegen der üblichen Bauweise von Wohnbaracken in Holz ist hier von einer länger geplanten Nutzungsdauer auszugehen. Zu den vier typengleichen Baracken drei eng beieinanderstehende Baracken nordwestlich der Scheune, eine orthogonal dazu angeordnet gehörte noch ein separater Bau eines Pissoirs mit Grube. Die Baupläne für 1940 südlich des Vorwerks errichtete Wohnbaracken für Ingenieure zeigen einen deutlich komfortableren Ausstattungsgrad, weswegen bei der Steinbaracke eine Unterbringung von Zwangsarbeitern bzw. Kriegsgefangenen naheliegt. In den letzten Kriegsjahren waren hier 200 englische bzw. südafrikanische Kriegsgefangene untergebracht.
Die mehrfach überformte Baracke wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Konsumverkaufsstätte genutzt und dient heute als Lager und Garage. Dafür wurde auf der nordöstlichen Stirnseite eine Öffnung mit Rolltor eingebaut.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1938
Quellen/Literaturangaben:
- Baumert, Martin: Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie: Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Böhlen-Espenhain, 1933 bis 1965; 1. Auflage, Berlin/München/Boston 2021, S. 133ff.
- Müller, Klaus-Dieter u.?a.: NS-Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft 1939-1945 Ausländereinsatz im Deutschen Reich und in Sachsen?: Repatriierung - Nachkriegsprozesse - Entschädigung; Dresden 2021, S. 438.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B22507_Espenhain_Rittergut_Wohnlager_I.
- Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20640, Nr. 220 Espenhain_Wasserversorgung_Wohnlager.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Aktiengesellschaft Sächsische Werke (GND: 355314-0)
BKM-Nummer: 30100075