Für den imposanten langgestreckten viergeschossigen Gebäuderiegel in Nord-Süd-Ausrichtung verwendeten die Planer einen in Berlin und im Leipziger Raum verbreiteten Schultyp mit Gangerschließung und einseitig belichteten und belüfteten Unterrichtsräumen sowie zwei in deren Raster symmetrisch angeordneten Treppenhäusern und Fachräumen an den Stirnseiten. Eine Turnhalle vom Typ KT 60 auf quadratischem Grundriss ist südlich des Hauptgebäudes und in einer Bauflucht mit dessen östlicher Gebäudekante vorgelagert. Die Haupterschließung des Klassentraktes erfolgt von der Nordseite über einen asymmetrisch aus der Fassade tretenden risalitartigen Eingangsannex mit Freitreppe und Vordach. Der Eingangsbau wurde gemäß der örtlichen Anpassungsmöglichkeit des Typenentwurfs durch eine Betonwabenstruktur und Sgraffito seitlich des Eingangs künstlerisch gestaltet. Den Auftrag erhielten die Maler und Grafiker Klaus Heinrich Zürner und Günter Richter, die in ihren Sgraffiti auf der linken Seite auf den naturwissenschaftlichen Kern der polytechnischen Bildungsarbeit unter Beikratzung eines musischen Elements in Gestalt einer Gitarre verweisen und auf der rechten Seite den Industriearbeiter in Schutzkleidung beim Bändigen der Flammen zum Nutzen der Produktivität zeigten. Zur Kunst am Bau gehört auch die nordöstlich des Eingangs auf dem kargen Schulhof platzierte Skulptur »Säule der Völkerfreundschaft« von Elfriede Ducke und Hanna Studnitzka. Die künstlerische Gestaltung ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Gebäude ansonsten durch die monotone horizontale Gliederung der Fassaden mit längsseitig durchlaufenden Fensterbändern im Wechsel mit geschlossenen Flächen aus Waschbetonplatten und den geschlossenen Stirnseiten kaum einen gestalterischen Anspruch erkennen lassen.
Der wachsenden Schülerzahl wurde 1979 auf dem nordwestlichen Schulgelände mit einem Erweiterungsbau mit sechs Mehrzweckräumen entsprochen. Dem für Schul- und Hortzwecke genutzten zweihüftigen Flachbau mit nach innen geneigtem flachen Dach ist auf der Westseite eine Schulgartenfläche zugeordnet.
Seit 2019 wird der Schulstandort einer energetischen Sanierung unterzogen, die die wenigen Gestaltungsmerkmale der DDR-Architektur mit samt dem Sgraffito unter der neuen wärmegedämmten Fassadenverkleidung verschwinden ließ.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1969–1971
Quellen/Literaturangaben:
- Kitzscher: 750 Jahre Kitzscher: 1251 - 2001 / [Hrsg.: Stadtverwaltung Kitzscher]. Altenburg 2001, S. 62-68.
- Nabert, Thomas/Pro Leipzig e.V (Hg.): Im Pleiße- und Göselland: zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher. Leipzig 1999.
- Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur/Bund der Architekten der DDR/Institut für Denkmalpflege in der DDR (Hgg.): Architekturführer DDR. Bezirk Leipzig; Berlin 1976, S. 129.
- Kaden, Ben: Die Schule in Kitzscher. Über eine Ansichtskarte. In: retraceblog, 14.04.2019. URL: https://retraceblog.wordpress.com/2019/04/14/die-schule-in-kitzscher-uber-eine-ansichtskarte/.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B258, Gymnasium.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B262, Gymnasium.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B265, Gymnasium.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B269, Gymnasium.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B15033, Kitzscher, Gymnasium.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B15234, Kitzscher, Gymnasium.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Rat des Bezirkes Leipzig
- Entwurf: VEB Leipzig-Projekt
- Entwurf/Ausführung: Zürner, Klaus Heinrich; Richter, Günter
- Entwurf/Ausführung: Ducke, Elfriede; Studnitzka, Hanna
BKM-Nummer: 30100032