Als eines der ersten Bauprojekte nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bergarbeitersiedlung Kitzscher knüpfte das gegenüber dem Rathaus gelegene Eckgebäude des Landesambulatoriums städtebaulich und architektonisch an die vorhandene Bebauung an. Den Lückenschluss der Wohnanlage bildete 1958 die vom Entwurfsbüro für Hochbau des Rates der Stadt Leipzig entworfene sogenannte Ladenzeile entlang der August-Bebel-Straße. Die dreigeschossige Bebauung von sieben aneinander gereihten Wohn- und Geschäftshäusern mit Tordurchfahrt (August-Bebel-Straße 2 und 10) bot sechs Läden mit Spezialgeschäften für Fisch und Gemüse, Elektro und Foto, Industriewaren, Lederwaren, Drogeriewaren und Fleischspezialitäten sowie in den Obergeschossen 3-Zimmer-Wohnungen entsprechend dem Bautyp 53/2. Im Innenhof war über mehrere Jahrzehnte in einer Holzbaracke eine Kindereinrichtung mit Spielplatz untergebracht. Damit war die Grundversorgung an öffentlichen Einrichtungen in Kitzscher Ende der 1950er Jahre gegeben.
Die Gestaltung der in mehreren Bauabschnitten entstandenen Bebauung zeigt die Kontinuität der traditionalistischen Architektur vom Heimatstil zum Gestaltungskanon der Nationalen Tradition in der frühen DDR. Der kleinstädtische Charakter der Anlage zeigt sich von der städtebaulichen Komposition der aneinander gereihten und teilweise topografiebedingt abgetreppten zwei- bis dreigeschossigen Mehrfamilienwohnhäuser über die Hofdurchfahrten bis hin zur Auflockerung der Fassaden und traufständigen Dächer mittels Zwerchhäuser, Risalite, Erker (Eckercker mit Fachwerk und Zeltdach Bergmannsplatz 7) und Satteldachgauben. Auskleidungen der Durchfahrt zur Trageser Straße mit unregelmäßigem Natursteinmauerwerk, Werksteinleibungen mit Flachbogenabschluss sowie Putzornamentik (mit Jahreszahl 1953 und Aesculap-Schlange) am Eckgebäude des Landambulatoriums sowie die schlichte Gestaltung der Ladenzeile bezeugen bis ins Detail einen gewissen architektonischen Anspruch auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten umzusetzen. Gerade mit ihrem gewachsenen Charakter ist die Wohnanlage von städtebaulicher und ortsgeschichtlicher Bedeutung.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1942 (Wohnanlage)
Quellen/Literaturangaben:
- Kitzscher: 750 Jahre Kitzscher: 1251 - 2001 / [Hrsg.: Stadtverwaltung Kitzscher]. Altenburg 2001.
- Nabert, Thomas/Pro Leipzig e.V (Hg.): Im Pleiße- und Göselland: zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher. Leipzig 1999.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte 74, Lehrerhäuser.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B234, Ladenblockstr.
- Bauaktenarchiv Kitzscher, Bauakte B235, Ladenblockstr.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B15532, Kitzscher.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B15543, Kitzscher.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B15653, Kitzscher.
Bauherr / Auftraggeber:
- Entwurf: Muesmann, Adolf (Architekt, Prof., Dresden, GND: 129169374)
BKM-Nummer: 30100006