Das stattliche spätklassizistische Gebäude wurde 1839 als Gasthof erbaut; um 1900 erhielt das Erdgeschoss eine neue Putzdekoration. Seit 1915 diente es leicht umgebaut als Verwaltungsgebäude der am 7.2.1913 in Köln durch Zusammenschluss mehrerer Unternehmen (Gewerkschaften) des Westreviers gegründeten BIAG (= Braunkohlen-Industrie AG) Zukunft, deren erstes Ziel der Bau eines Elektrizitätswerks in Weisweiler war. 1922 kam die BIAG unter den wesentlichen Einfluss der RWE. Nach Erschöpfung der bisherigen Gruben begann man mit der Anlage des Großtagebaus Zukunft-West nördlich von Eschweiler, der nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Tagebau Inden mit dem 1955 fertiggestellten Großkraftwerk Weisweiler abgelöst wurde. Nach dem Umzug in das neue Verwaltungsgebäude in der benachbarten Peter-Paul-Straße wurde der „Kirschenhof“ verkauft und beherbergt nach erneutem Umbau heute Wohnungen.
Beschreibung:
Der unmittelbar an der Straße errichtete Massivbau hat zwei Vollgeschosse; die Fassade weist acht regelmäßige Fensterachsen mit hochrechteckigen Öffnungen auf, die allerdings nicht symmetrisch, sondern in der Folge 1-2-3-2 (von links) gegliedert sind. Die dritte Achse von links enthält den kaum hervorgehobenen Eingang. Das weitgehend vergitterte Erdgeschoss ist über dem Sockel mit in den Putz gezeichneter Quaderung und plastischen Schlusssteinen an den breiten Fenstergewänden versehen; das Obergeschoss ist glatt verputzt. Unter dem flachen, traufständigen Satteldach ist wohl nachträglich eine befensterte Drempelzone eingefügt worden. Die zur Parkstraße freistehende Giebelwand ist breit gerahmt und im Erdgeschoss mit fünf Fenstern voll besetzt; im Giebeldreieck finden sich modern ergänzte Fensterdurchbrüche. Ein eingeschossiger Anbau an der Parkstraße enthält in einer Blendfensternische ein Kirschbaumrelief mit Namenszug „Kirschenhof“. Den Hof umgeben winkelförmig Nebengebäude.
Datierung:
- Baubeginn: 1839
- Inbetriebnahme: 1839 (Gasthof)
- Umbau: 1915; nach 1957
- Ende der Nutzung: 1957 (Verwaltung Braunkohle)
Literatur:
- BIAG_Zukunft_Eschweiler
- Coenen, Manfred / Schüler, Volker: Braunkohle an Rur und Inde. Erfurt 2004
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Kleinebeckel, Arno: Rheinische Braunkohlenwerke Aktiengesellschaft (Hrsg.). Köln 1986
- Gärtner, D. / Schlösser, T.: 90 Jahre Braunkohlengewinnung westlich der Inde - zwischen Eschweiler und Jülich. In: Braunkohle. Surface Mining 52, 2000, S. 283-295
- Küpper, Simon: Eschweiler und die Braunkohle. Schwarzbraune »Erde« aus einem Brunnenschacht. In: Fehl, Gerhard/Kaspari-Küffen, Dieter/Meyer, Lutz-Henning: Mit Wasser und Dampf … Zeitzeugen der frühen Industrialisierung im Belgisch-Deutschen Grenzraum, Aachen 1991, S. 186f
(Dr. Alexander Kierdorf, 2023)
BKM-Nummer: 20568000