Geschichte und Standort der Mühle Die Lümbacher Windmühle, auch Kirchhovener Windmühle genannt, wurde als 1882 vom Müller Nikolaus Geffers an der östlichen Hangkante der waldfreien und sehr fruchtbaren Geilenkirchener Lehmplatte als sogenannter Erdholländer mit Steert und Segelgatterflügeln erbaut. Sie erhebt sich bis heute als weithin sichtbare Landmarke und kulturlandschaftliche Dominante in der traditionell landwirtschaftlich genutzten Agrarlandschaft. Geffers Sohn Leonhard erbte die Mühle und betreib sie weiter. 1919 verunglückte dieser, indem er in der Mühlenhaube in das Zahnradwerk geriet und in der Folge an seinen schweren Verletzungen verstarb. Wie wertvoll eine Windmühle damals war, lässt sich am anschließenden Verkauf der Mühle einschließlich 71 Ar Ackerland Land an den Breberener Müller Gerhard Krings erkennen. Der Kaufpreis betrug 13.000 Goldmark. Umgerechnet sind dies rund 130.000 €, da die Kaufkraft einer damaligen Goldmark ungefähr dem heutigen Wert von ca. 10 € entspricht. Da der Mahlbetrieb mit Wind alleine nicht mehr ausreichte, wurde die Mühle zur Steigerung ihrer Wirtschaftlichkeit mit einem Benzinmotor und später mit einem Elektromotor versehen. Im sogenannten Mühlenkeller, der sich in Lümbacher Mühle auf Straßenniveau befindet, war ein Mahlgang mit bretonischen Mahlsteinen für Weizenmehl, ein weiterer Mahlgang zum Schroten von Brot- und Futtergetreide sowie eine Schälmaschine für Hafer und Gerste eingebaut. Bis 1956 wurde die Mühle gewerbsmäßig genutzt. Der damalige Müller Josef Tümmers gab der Lümbacher Mühle den Beinamen „Clarissa“. Er benannte sie nach seiner Enkelin. Damit ist diese Mühle eine der wenigen Windmühlen, die einen Personennamen tragen. Bei der Generalüberholung im Jahre 1983 erhielt die Windmühle neue Flügel und eine neue Haube. Außerdem wurde der Mahlgang ausgetauscht. Seitdem ist sie wieder betriebsfähig.
Mühlenbau und Mühlentypen Holländerwindmühlen gelten als die modernste Entwicklung der klassischen Windmühle. Sie haben vor allem in Norddeutschland und in den Niederlanden seit dem 16. Jahrhundert die bis dahin vorherrschenden Bockwindmühlen verdrängt. Regional werden Holländerwindmühlen auch als Kappenwindmühlen, oder in den Niederlanden allgemein als Bovenkruier bezeichnet, was so viel wie Obendreher bedeutet, da sie über eine drehbare Haube oder Kappe verfügen. Die Haubenverstellung hat den Vorteil, dass die Windmühlenflügel in den Wind gedreht werden können und so optimale Leistung bringen. Das hierfür nötige, als Krühwerk bezeichnete Balkensystem ist so konstruiert, dass es mit relativ geringem Kraftaufwand des Müllers bewegt werden kann. Dieser Mühlentyp wird bisweilen auch Turmwindmühle genannt. Dabei ist das meist leicht konische Mühlengebäude aus Ziegel gemauert. Dies ist auch bei der Lümbacher Windmühle der Fall. Die Erdholländer-Variante der Lümbacher Windmühle wird auch als Wallholländerwindmühle bezeichnet, weil sie auf einem künstlichen Erdwall errichtet wurde. Der Vorteil besteht darin, dass das Flügelrad höher in den Wind ragt.
An fast jeder Windmühle findet sich an der Flügel- und manchmal auch an der Gegenseite ein sogenanntes Schmuck- oder Bartbrett, auf dem beispielsweise Sinnsprüche, Wünsche oder das Baujahr vermerkt sind. Auch die Lümbacher Windmühle verfügt über ein solches Bartbrett, auf dem die Jahreszahl der Errichtung „Anno 1882“ und der Name „CLARISSA‘“ vermerkt sind. Öffnungszeiten werden in Rücksprache mit dem Mühlenverein Selfkant bekannt gegeben.
Hinweise Die Lümbacher Windmühle ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nummer 48083 / Denkmalliste Stadt Heinsberg, laufende Nummer 22, eingetragen am 17.01.1984) und zugleich auch wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Lümbacher Mühle bei Kirchhoven (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 010).
(Axel C. Welp, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2017)
Literatur
Schnelle, Werner (2012)
Mühlenbau. Wasserräder und Windmühlen bewahren und erhalten. Berlin.
Sommer, Susanne (1991)
Wind- und Wassermühlen des linken Niederrheins. Die Wind und Wassermühlen des linken Niederrheins im Zeitalter der Industrialisierung (1814-1914). (Werken und Wohnen. Volkskundliche Untersuchungen im Rheinland, 19.) S. 254, Nr. 8, Köln.
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