Industriestandort an der Fuhr

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Hückeswagen
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 09′ 6,17″ N: 7° 20′ 42,54″ O 51,15171°N: 7,34515°O
Koordinate UTM 32.384.262,45 m: 5.667.998,22 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.594.159,57 m: 5.669.385,63 m
Walkmühle an der Fuhr
Herzog Johann Wilhelm erteilte am 15. Oktober 1607 dem früheren Pächter der herrschaftlichen Kornmühle, Johann von Dhünn, am Reinsbach eine Walkmühle zu errichten. An diesem Standort soll bereits vorher eine Walk- und Ölmühle gestanden haben. Weitere Walkmühlen, die bereits vor 1600 bestanden haben, sollen sich an der Dörpe, am Goldenbergshammer sowie in der Dörpmühle bestanden haben. Im Jahr 1800 wurde die Walkmühle von den Fabrikanten Thomas und Oules betrieben. Der Betrieb als Walkmühle dauerte von 1796 bis 1807.

Baumwollspinnerei Joh. Rütger Brüning
Joh. Rütger Brüning errichtete 1809/1810 auf dem Standort der Walkmühle an der Fuhr eine mechanische Baumwollspinnerei mit einem oberschlächtigen Wasserrad. Der Betrieb ging jedoch 1822 ein. 1831 erwarb Peter Fuhrmann das Grundstück samt Fabrik.

Tuchfabrik „Weberei und Spinnerei Fuhrmann und Müller“
Peter Fuhrmann kaufte 1831 die Tuchfabrik von Joh. Rütger Brüning auf und baute sie im Jahr 1837 in eine Rauherei und Schererei um. Laut Literatur haben hier im Jahr 1841 42 Arbeiter an 15 Rauhmaschinen gearbeitet. Vier Jahre später wurden Wiederaufbaumaßnahmen (Brandschaden) und Erneuerungsarbeiten an Gebäuden auf dem Fabrikgelände durchgeführt. Peter Fuhrmann verkaufte am 13. November 1849 die Fabrikanlage an Erich Waldthausen.

Weberei und Spinnerei Erich Waldthausen
Erich Waldthausen kaufte die Fabrik am 13. November 1849 von Peter Fuhrmann. Ein Feuer zerstörte 1855 das Fachwerkfabrikgebäude an der Fuhr bis auf den ersten Stock. Erich Waldhausen ließ dieses Gebäude in Ziegelsteinbauweise wieder errichten und nahm Umbauten an weiteren bestehenden Gebäuden vor. Zudem wurde das Wasserrad durch eine Koechlinsche Turbine ersetzt, die die Wasserkraft der Wupper besser ausnutzen sollte. Erich Waldthausen führte die Firma bis 1870, zog sich in den Ruhestand zurück und vermietete die Gebäude mitsamt Inventar an die Firma „Wiehager & vom Eicken“.

Weberei und Spinnerei Wiehager & vom Eicken
Von dieser Firma ist in der Literatur nicht viel überliefert, außer, dass Erich Waldhausen seine Spinnerei und Weberei an die Firma Wiehager & vom Eicken vermietet. Im Jahr 1878 wird die Anlage durch eine Dampfmaschine eränzt.

Feintuchfabrik Arnold Hueck
Arnold Hueck übernimmt am 1. März 1879 erst einen Teil, später die gesamte Fabrikanlage und lässt sie durch verschiedene Shed-Anbauten erweitern. An den beiden Fabriktürmen werden Huecks Initialen „AH“ sowie die Jahreszahl 1879 angebracht. In den folgenden Jahren erfolgen zahlreiche Neu- und Anbauten: 1881 wird ein 28 Meter hoher Schornstein in der Wupperaue errichtet, 1889, 1891, 1895 werden Shedanbauten errichtet sowie 1892 eine größere Dampfmaschine gebaut. Ein 1907/1908 erbautes Garnlager brennt im Jahr 1967 jedoch wieder ab. Als im Jahr 1913 Fritz Zoll als Gesellschafter eintritt, erhält das Unternehmen einen neuen Namen: „Arnold Hueck & Co“.

Tuchfabrik Arnold Hueck & Co
Mit dem neuen Gesellschafter Fritz Zoll im Jahr 1913 erhält das Unternehmen den Namen „Arnold Hueck & Co“. In der Kammgarnspinnerei, die im Jahr 1925 120 Arbeiter beschäftigt, werden hauptsächlich Kammgarn- und Streichgarnherrenstoffe in den Farben schwarz, blau und marengo hergestellt. Neben Deutschland beliefert das Unternehmen auch die USA, die Türkei sowie Rumänien. Die jährliche Produktion erreicht etwa 120 Kilometer Tuch.
Dem Zweiten Weltkrieg sowie der zu Beginn der 1960er Jahre einsetzenden Strukturkrise in der Tuchindustrie zu Trotz kann sich das Unternehmen bis 1970 halten. Damit ist sie eine der letzten Tuchfabriken in Hückeswagen.
Nach Aufgabe der Produktion wird das Fabrikgebäude, welche heute unter Denkmalschutz steht, von der „Müller & Engels OHG“ gekauft.

(LVR-Fachbereich Umwelt, 2008)

Literatur

Lamsfuß, Josef (1971)
Hückeswagner Tuchfabrikanten im 18., 19. und 20. Jahrhundert. In: Leiw Heukeshoven 11, S. 2-6. o. O.
Paffrath, Arno (1984)
Die Mühlen- und Fabrikanlagen im Raume Hückeswagen. In: Jahr, Lutz (Hrsg.): Stadt Hückeswagen (Hrsg.): 900 Jahre Hückeswagen, S. 131-199. S. 138-145, Hückeswagen.
Schaffus, Ingo (1987)
Die Geschichte der Fabrikanlage an der Fuhr. In: Leiw Heukeshoven 26, S. 19-21. o. O.
Schaffus, Ingo (1985)
Als die Hämmer verstummten. Der Strukturwandel in der Hückeswagener Industrie im 19. Jahrhundert. In: Heimatjahrbuch für den Oberbergischen Kreis, S. 47-48, o. O.

Industriestandort an der Fuhr

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Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1607, Ende nach 1970

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„Industriestandort an der Fuhr”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-NF-20080606-0020 (Abgerufen: 24. April 2024)
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