Zu Beginn des 20. Jh. stellt Kotthausen eines der bedeutendsten Zentren des Steinabbaus im Oberbergischen dar. Insgesamt fünf Grauwackesteinbrüche liegen um den Ort, zwei östlich der Bahn in direkter Nähe des alten Ortskerns und drei weitere, westlich der Bahn beiderseits eines flachen, nach Kalsbach führenden Bachtals. Ein erster Steinbruch entsteht 1880 durch den Unternehmer Carl Kind. 1893 eröffnet die direkt an den Steinbrüchen vorbeiführende neue Bahnlinie Marienheide – Gummersbach, die Basis für eine rationelle Ausbeutung der reichen Steinbrüche. Das Kartenbild von 1896 zeigt, dass der Abbau sich anfangs auf die Vorkommen bei Kotthausen konzentriert. Westlich der Bahn ist vorerst nur ein Bruch erkennbar. Aufgrund der verbesserten Transportbedingungen und der hohen Nachfrage im Bahn- und Straßenbau setzt nun ein intensiver Abbau ein der jetzt auch die Vorkommen östlich der Bahn in Angriff nimmt. Neue technische Hilfsmittel wie Brems- und Feldbahnen revolutionieren den Abbau und ermöglichen eine industrielle Gewinnung der Gesteinsvorkommen. Herzstück der dortigen Gruben ist das um 1910 entstandene neue Brechwerk der Reichsbahn.
Ein Luftbild aus dem Jahr 1938 zeigt die Situation rund um Kotthausen. Die beiden tiefen, kesselartig angelegten Brüche am Ortsrand von Kotthausen werden durch eine lange Bremsbahn erschlossen. Am Endpunkt der Bremsbahn entsteht auf einer Halde ein ausgedehntes Betriebsgelände mit zahlreichen Kipperhütten und einer Schmiede. Eine Laderampe mit eigenem Anschlussgleis ermöglicht den Umschlag der Produktion auf die in direkter Nachbarschaft verlaufende Bahnlinie. Auf dem Sattel zwischen den beiden Brüchen liegt ein kleines Brechwerk in dem der anfallende Schutt zu Schotter und Split aufbereitet werden kann.
Der Abbauschwerpunkt hat sich inzwischen auf die Grauwackevorkommen östlich der Bahnlinie verlagert. Hier sind jetzt insgesamt drei, untereinander mit einem Feldbahnnetz verbundene Brüche entstanden. Über diese wird das gewonnene Gestein zu einem neuen, zentralen Brechwerk an der Bahn gefahren. Eigene Ladegleise und Laderampen ermöglichen den Umschlag von Schotter und Pflastersteinen. An das Brechwerk anschließend liegen die Betriebsgebäude wie Schlosserei, Kraftwerk, Unterkünfte und die zahlreichen Kipperhütten zur Pflastersteinherstellung. Niveauunterschiede überwindet man mit kurzen Bremsbahnen. 1927 weist Kotthausen mit 131822 Tonnen die höchste Frachtrate im Kreis Gummersbach aus. Dies entspricht durchschnittlich 55 Güterwaggons pro Tag.
Die beiden Brüche am Ortsrand von Kotthausen schließen 1944. Die ortsansässige Firma Otto Kind wird später Eigentümer und 1964 entsteht ein betriebseigener Angelverein. Zwischenzeitlich existierte auch eine Bogenschützenabteilung. Die Brüche östlich der Bahn, zuletzt betrieben von Johannes Simons, schließen 1958 nachdem es aufgrund einer missglückten Sprengung zu Schäden im Ort kam. Auch das zuletzt von der Bundesbahn betriebene Brechwerk schließt damit und wird kurz danach abgerissen. Die anderen Betriebsgebäude fallen im Laufe der 1970er Jahre.
Der Bahnhof Kotthausen wird 1983 abgerissen, der Personenverkehr 1987 eingestellt. 2003 wird die Strecke reaktiviert, Züge halten an diesem einst so wichtigen Bahnhof jedoch keine mehr. 1927 wurden in Kotthausen noch 57146 Fahrkarten verkauft. Die Brüche östlich der Bahn dienen ab den 1990er Jahren als Erddeponien, zuletzt wird der Steinbruchsee neben der Bahn verfüllt. Heute erinnert in Kotthausen kaum noch etwas an die vormals so bedeutende Steingewinnung. Von dem neuen Brechwerk, den Betriebsgebäuden und Laderampen sind keine Relikte erhalten. Die Hauptverkehrsachsen führen an dem Ort vorbei
Datierung: 1880 bis 1958 Betreiber: Carl Kind, ab ca. 1950 Johannes Simons
(Jörn Kling, ergänzt durch Frederik Grundmeier, 2020)
Literatur
Buhr, Hermann de; Wittenberg, Martin; Wittmütz, Volkmar (1986)
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