Die Abgrenzung dieses Siedlungskernes wurde auf Grundlage der Karte von Honigmann/Vogelsang aus den Jahren 1803/1806 vorgenommen. Er umfasst die Hof- und Kottenstellen mit ihren Gärten des eigentlichen Oberdorfes sowie den Bereich des früheren Schultenhofes Ovendorp. Zusammen mit dem Unterdorf und Haus Heisingen bildet das Oberdorf einen der drei vorindustriellen, bäuerlichen Siedlungskerne des Ortes Heisingen. Es ist auch unter der Bezeichnung „Kapellenhöfe und sonstige Essener Höfe“ bekannt. Im Zusammenhang mit dem sächsischen Siedlungsvorstoß aus dem Norden entstand im 7. oder 8. Jahrhundert in Heisingen östlich des ripuarischen (fränkischen) Dorfes (Unterdorf) eine weitere Siedlung. Der ursprünglich germanische Volksstamm der Borchter oder Brukterer besaß im heutigen Steele eine Grundherrschaft mit einem Fronhof im Mittelpunkt, dem späteren Oberhof Eickenscheidt der Abtei Essen. Die südliche Grenze dieses für die Besiedlung verliehenen Rodungsbezirkes bildete die Hofanlage (Villikation) der Höfe Bergmann, Schleipmann und König sowie der Lindenhof (später Linnhöfer genannt), der das Zentrum der Neugründung bildete. Jedoch wurde hier die Entfernung des Bannbezirks von üblicherweise 2 Leuwen (4,4 km) überschritten. Dies ist wahrscheinlich auf den Expansionsdrang der Borchter zurückzuführen. So wurde ausgehend von der Grundherrschaft in Steele weiterhin der Oberhof Richrath im heutigen Velbert gegründet, dem diese Höfe in Heisingen bis zu seiner Aufgabe im 13. Jahrhundert direkt unterstellt und abgabepflichtig waren. Später ging die Grundherrschaft Steele in den Besitz der Abtei Essen über. Die oben genannten Höfe wurden fortan als die „Essener Höfe“ bezeichnet und unterstanden dem Oberhof Eickenscheidt.
Um die Ausdehnung und Vorherrschaft der Brukterer in Heisingen zu verhindern, setzten fränkischen Ripuarier verschiedene siedlungspolitische Maßnahmen durch. Sie hatten zuvor den westlichen Siedlungsbereich des Heisinger Unterdorfes („In den Höfen“) gegründet und unterstanden der Abtei Werden. Nun legten sie aus militärstrategischen Gründen den Hof Kofeld südöstlich der Brukterer-Siedlung an; im Nordwesten den dazugehörigen Schultenhof „Ovendorp“. Zwischen diesen beiden wurde in unmittelbarer Nähe zum Brukterer-Dorf der Hof ter Linde, später Lindemann, gegründet. Der Hof war als geistiger Mittelpunkt des Dorfes gedacht. Später baute man hier auch die erste Kapelle. Die im Bereich zwischen Heisinger Strasse, Linhöferberg und Königssiepen gelegenen Hofstellen wurden daher auch „Kapellenhöfe“ genannt. Zu diesem Siedlungsbereich gehörten weiterhin der Höfe Butenberg und Freitag, die der Abtei Werden über das Haus aufm Berghe (in Rellinghausen) bzw. ab 1452 den Herren Schellenberg/Vittinghoff-Schell abgabepflichtig waren. Die so entstandene Siedlung aus Höfen und später auch Kotten, die entweder der Abtei Essen oder der Abtei Werden abgabepflichtig waren, bildet den Kern des Heisinger Oberdorfes.
(Kathrin Lipfert, 2010)
Literatur
Cram, Ilse; Oldenburg, Margret / Bergbau- und Heimatmuseum der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Heisingen im Paulushof (Hrsg.) (2003)
Heisingen im Jahr 1803 - zur Zeit der Säkularisation. Das kleine Dorf in Wort und Bild. o. O.
Heinen, Gerhard (1990)
Essen im 19. und 20. Jahrhundert. Karten und Interpretationen zur Entwicklung einer Stadtlandschaft. (Geographische Gesellschaft für das Ruhrgebiet, Essener Geographische Arbeiten, Sonderband 2.) S. 207, Essen.
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