Dörflicher Siedlungskern Hinsel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 25′ 43,27″ N: 7° 04′ 33,36″ O 51,42869°N: 7,07593°O
Koordinate UTM 32.366.242,47 m: 5.699.254,49 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.574.871,93 m: 5.699.888,33 m
Aus dem ehemaligen Schultenhof Hinsel ging im Laufe der Zeit ein Dorf hervor, dem er auch den Namen gab. Es entstand durch den Zusammenschluss von mehreren Höfen. Sie bildeten somit eine Bauernschaft, wie die Siedlungen in dem sächsischen Herrschaftsgebiet genannt wurden, welches sich bis hier seit dem 8. Jahrhundert erstreckte. Bei Heinen (1990, S. 20) heißt es hierzu: „Ein typischer Vertreter eines ausgebauten Weilers war Hinsel (erstmalig 1092 erwähnt) auf der Ruhrhalbinsel.
An den Verbindungswegen zwischen den größeren Höfen, recht eng aneinander, liegt eine Anzahl von Kotten; frühestens im 12./13. Jahrhundert entstanden, sind sie Wohnsitze von Handwerkern, Kleinbauern und Arbeitskräften.“ Die meisten der Höfe und Kotten gehörten als Lehnsgüter zum Oberhof Kirchfeld des Stiftes Rellinghausen. Einige unterstanden ursprünglich oder zeitweise der Abtei Werden. Insbesondere die Herren von der Horst besaßen reichen Grundbesitz in Hinsel, so z.B. den Hof Schulte-Hinsel selbst. Der Siedlungskern des heutigen Essener Stadtteils Überruhr-Hinsel wird in der Karte von Honigmann/Vogelsang aus dem Jahr 1803/06 als „ Ober-Ruhr “ bezeichnet. Das Kartenbild zeigt eine lockere Ansammlung von Höfen und Kotten. Viele von ihnen verfügen über einen Teich. Größere Gartenflächen sind im Ort verteilt, meist jedoch in den Randbereichen. Die heutige Strasse Nockwinkel im Bereich des alten Dorfkerns ist in ihrer Anlage schon in der Altkarte zu erkennen.
Von den alten Höfen ist heute nichts mehr zu sehen, lediglich Straßennamen erinnern an sie: Schulte-Hinsel-Strasse, Lehmannsbrink sowie Nockwinkel, benannt nach dem einst westlich des Dorfkernes gelegenen Hof. Zu Hinsel zählten außerhalb der engen Umgrenzung des Weilers noch weitere (Einzel-)Höfe in Streusiedellage. Die Höfe gibt es längst nicht mehr, von manchen sind jedoch noch Einzelgebäude vorhanden, wie vom Weusthof, Mönkhof, Beckerhof sowie vom Antropkotten.
Das Kartenbild zeigt, dass die Siedlungsgrenzen des ursprünglichen Dorfes aus dem Jahr 1803/06 schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellenweise nach Süden und Osten ausgedehnt und die Bebauung in diesen Bereichen bis zum Zweiten Weltkrieg verdichtet wurden. Dies geschah mit der Anlage der katholischen Kirche samt Friedhof im Jahr 1874 südlich des Ortskerns und der Bebauung der Strasse Mentingsbank. Auch innerhalb des Ortskerns kam es zu Veränderungen. Die Höfe des alten Dorfes wurden schon etwa seit 1830/40 nach und nach verkleinert, z.B. durch Flächenverkauf für den Neubau von Schulen, Kirchen und Zechen. Allerdings bestimmten die Höfe und Gärten noch um 1889 das Ortsbild. Sie verschwanden erst Mitte des 20. Jahrhunderts gänzlich. Im Zuge der Industrialisierung entstand um die Wende des 19./20. Jahrhunderts inmitten des ehemals bäuerlichen Dorfes ein industrieller Siedlungskern. Es bildet noch heute die Mitte des Stadtteilzentrums Überruhr-Hinsel.
Mit der Anlage der großen geplanten Wohnsiedlungskomplexe in den 1950er und 1960er Jahren rund um das alte Hinsel verschwanden die Siedlungsgrenzen des alten Dorfkerns in der Karte. Der Hinseler Hof wurde im Zuge dieser Bebauung in den Jahren 1958/59 komplett abgerissen.
(Kathrin Lipfert, LVR-Fachbereich Umwelt, 2010)

Literatur

Busch, Johann Rainer (1999)
Überruhrer Chronik. 1000 Jahre Überruhr, 70 Jahre Essen-Überruhr. S. 15-67, 107, Essen.
Heinen, Gerhard (1990)
Essen im 19. und 20. Jahrhundert. Karten und Interpretationen zur Entwicklung einer Stadtlandschaft. (Geographische Gesellschaft für das Ruhrgebiet, Essener Geographische Arbeiten, Sonderband 2.) S. 20, Essen.

Dörflicher Siedlungskern Hinsel

Schlagwörter
Ort
45277 Essen - Überruhr-Hinsel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 700 bis 1100, Ende 1850 bis 1950

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„Dörflicher Siedlungskern Hinsel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-KL-20090806-0030 (Abgerufen: 3. Oktober 2024)
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