Mit der Kanalisierung der Ruhr zwischen 1774 und 1780 erfolgte nach heftigen Rechtsstreitigkeiten der Flussanlieger auch die Anlage des Leinpfades. Er diente als Treidelpfad, als Weg für die Arbeitspferde, die die Ruhraaken stromaufwärts zogen. Dieses Treideln erfolgte jeweils auf dem rechten oder linken Flussufer mit entsprechenden Überschlagsstellen. Für den Essener Raum endete der Kohletransport auf der Ruhr und damit die Nutzung des Treidelpfades um 1890. Zu den größten Schwierigkeiten bei der Durchführung der Schiffbarmachung zählte dabei der Flussverlauf selbst. Da „die Ruhr wegen ihrer vielen Krümmungen nur geringen Gebrauch der Segel gestattet, (musste), um ein Schiff in der Bergfahrt durch Menschen oder Pferde fortzubewegen, überall ein Leinpfad geschaffen werden (…) Für die Anlegung des Leinpfades war das linke Ufer am geeignetesten“ (Becker, 1870 in Busch, 2008, S. 104/105).
Über die Ruhr wurden die Kohlen auf den so genannten Ruhraaken bis zum Rhein transportiert. Von Kupferdreh aus dauerte eine Talfahrt etwa 11 ½ Stunden, die Rückfahrt etwa 18 Stunden. Die leeren Kähne wurden jeweils von zwei Pferden entlang der Treidelpfade wieder flussaufwärts gezogen. „Die Zugleine besaß eine Länge von ungefähr 400 Metern. Sie war am oberen Teil des vorderen Schiffsmastes befestigt. Die Zugleinenlänge war notwendig, um das Zugseil ins Wasser gleiten zu lassen, damit entgegenkommende oder überholende Schiffe darüber hinweggezogen werden bzw. das Seil überfahren konnten. Die Pferde bewegten sich über die teilweise noch heute vorhandenen Leinpfade, die teils links, teils rechts der Ruhr angelegt waren. Diese Pfade hatten meistens eine Breite von 3,50 m und waren größtenteils gepflastert. Da die Leinpfade … verschiedentlich die Ufer wechselten, war man gezwungen, die Pferde samt den Treibern häufiger überzusetzen.“ (Schäfer & Kirchner, 1983, S. 51/52)
In Kettwig wurde 1769/1770 ein Stapelplatz für den Kohlehandel eingerichtet. Die Kohlen aus den Kohlegruben des Werdener Stiftsgebiets kamen auf dem Wasserweg in Kettwig an und wurden von dort aus über Land ins Bergische gefahren. Die Abgrenzung des Treidelpfades wurde auf der Kartengrundlage von 1803/06 (Honigmann/Vogelsang) vorgenommen. Die Darstellung ist streckenweise unvollständig; anhand von jüngeren Karten des 19. Jahrhunderts konnten die links- und rechtseitig der Ruhr liegenden Treidelpfadabschnitte jedoch nachvollzogen werden. Mit der Aufstauung des Baldeneysees in den 1930er Jahren wurde ein Teil des ehemaligen Ruhrufers und damit des Treidelpfades überflutet. In Burgaltendorf und Überruhr ist ein Teil des alten Pfades noch erhalten und wird heute als Radweg genutzt.
(Kathrin Lipfert, 2010)
Literatur
Busch, Johann Rainer / Bürgerschaft Kupferdreh (Hrsg.) (2008)
Kupferdreh und seine Geschichte als Teil der Ruhr.2010 Kulturhauptstadt Europas. S. 104-105, Essen.
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