Siegen und Umgebung sind hier beschrieben als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.
Das zentrale Siegerland bietet vom archäologischen Standpunkt her zahlreiche wichtige Aspekte zur Siedlungsgeschichte Südwestfalens.
Im Zentrum des Siegerlandes – das sich räumlich und archäologisch im angrenzenden Rheinland-Pfalz und Hessen fortsetzt – liegt die wichtige mittelalterlich-neuzeitliche Residenzstadt Siegen, Hauptsitz der gleichnamigen Grafschaft, die besonders in den Religionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts überregionale Bedeutung erlangte.
Die reichen Vorkommen von Eisenerzen wurden im zentralen Siegerland bis in das 20. Jahrhundert hinein intensiv abgebaut, wovon die Überreste zahlloser Pingen, Stollensysteme und Hütten- bzw. Hammerwerke zeugen. Der Beginn der Eisengewinnung liegt bereits in der frühen Eisenzeit (Hallstatt D), als keltisch geprägte Prospektoren die Vorkommen erkannten und zu nutzen begannen. Mehrere Grabungen haben die eisenzeitliche Nutzung des Raumes nachweisen können (Schlackenhalden, Verhüttungsstellen, Begräbnisstätten). Große eisenzeitliche Wallburganlagen unterstreichen diese Nutzungsphase. Nach einer Unterbrechung während der römischen Kaiserzeit setzt die mittelalterliche Eisengewinnung ein, die oftmals alte Verhüttungsstellen der Eisenzeit nutzt. Hohlwege zeugen vom Waren- und Rohstofftransport dieser Zeit und mehrere Burganlagen von der mittelalterlichen Herrschaftsstruktur.
Ein besonderes Bodendenkmal des zentralen Siegerlandes ist die sog. Siegener Hecke, ein spätmittelalterliches bis neuzeitliches die gesamte Stadt Siegen umgebendes Landwehrsystem, das das protestantische Nassauische Amt Siegen umschloss und gegen das katholische Kurköln abgrenzte. Der genaue Geländeverlauf von Teilen dieses Fortifikationswerkes, das mehrere Ausbaustufen erlebte, ist z.T. noch unklar. Der Bereich um Hilchenbach ist in spätmittelalterlicher Zeit als wichtiges Herrschaftszentrum der Grafen von Nassau anzusehen, die zeitweilig Hilchenbach als Residenz nutzten und auch die Herrschaft über das im 13. Jahrhundert gegründete nahe Prämonstratenserinnenkloster Keppel ausübten.
Zu den städtebaulich prägnanten Orten gehören Siegen mit dem Burgberg, der durch die Nikolaikirche („Krönchen“), das Obere Schloss und seine Altstadt geprägt wird, und der nach einem Stadtbrand 1666 nach einheitlichem Plan neu angelegte „Alte Flecken“ Freudenberg. Diese beiden Städte gehören zur Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW. Die ehemaligen Stahlwerke Krupp liegen südlich der das Hüttental prägenden Spitzkegelhalde in Siegen-Geisweid. Sie sind durch zwei wesentliche Sichtbezüge ausgezeichnet.
Siegerländer Hauberge geben Zeugnis für die im Siegerland typische und weltweit einzigartige Niederwaldbewirtschaftung mit einem streng geregelten Bearbeitungszyklus. Sie stellen eine genossenschaftlich organisierte Leistung dar. Auch nach Aufgabe des historischen „Hauens“ kennzeichnen die Sukzessionsfolgen als eichen- und birkenreiche Laubwälder das Siegerländer Landschaftsbild. In Teilbereichen ist das Imitieren der Wirtschaftsform wünschenswert (vgl. Hauberg Fellinghausen). Die Bevorzugung der Eiche als Baumart dient der Erhaltung des Siegerländer Landschaftscharakters.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 92, Münster u. Köln.
Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Siegen und Umgebung (KLB 31.01)
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