Die Briloner Hochfläche ist hier beschrieben als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.
Die leicht kuppige und hügelige Briloner Hochfläche (ca. 500 Meter über NN) mit der Stadt Brilon ist eine intensiv genutzte Agrarlandschaft. Den Kalkgesteinen des Untergrundes verdankt sie ihre fruchtbaren Böden. Dauergrünland und ausgedehnte Ackerflächen beherrschen das Landschaftsbild. In einigen Gebieten wird in größerem Umfang Kalk abgebaut. Ihr offener Charakter steht im Gegensatz zum Rothaargebirge.
Nachdem eine Bleierzeugung bei Brilon bereits um 1103/07 tradiert ist, sind die Grubenbezirke im Umfeld von Brilon, Brilon-Alme und Wünnenberg-Bleiwäsche durchgängig in frühneuzeitlichen Quellen bezeugt. Erhalten sind zahlreiche strukturelle Hinterlassenschaften des einstigen Bergbaus und der Verhüttung. Es handelt sich um den Verlauf der Gangvererzungen folgenden Pingenzüge, wobei die Vererzungszonen später von den Hängen mittels Stollen bergmännisch angefahren bzw. durch saigere und tonnlägige Schächte erschlossen wurden. Die Verhüttungsanlagen sind teils bis in Höhe der Oberkante der Beschickungsöffnung („Gichtbühne“) des Hochofens erhalten.
Der Wüstungsquotient des Kulturlandschaftsbereiches liegt bei rund 75%, das heißt drei von vier Orten des Mittelalters sind im 14. Jahrhundert aufgegeben worden. Die Ortswüstungen lassen sich zwei Typen zuweisen: erstens Siedlungen mit schwer deutbarem Ortsnamen (z.B. Kaphlikun), für die eine Besiedlung spätestens seit dem 8. Jahrhundert wahrscheinlich ist und von denen häufiger Funde der römischen Kaiserzeit vorliegen und zweitens ländlichen Kleinsiedlungen des Typs -inghausen, die im 9.-11. Jahrhundert entstanden sind. In der Region ist weiterhin der wüstgefallene Archidiakonatssitz Haldinchusenlokalisiert. Unbekannt ist die Lage einer Töpfereiindustrie, die von etwa 1100 n. Chr. bis um 1330 den Hellwegraum von Soest bis Paderborn mit ihren Erzeugnissen reichlich versorgte und deren Keramik neben Schieferkies vereinzelt kleinste Bleifragmente enthält.
Die weite und nur schwach reliefierte Hochfläche mit der Stadt Brilon als Zentrum lässt durch das Fehlen älterer Bebauung bis heute den Wüstungsvorgang zur Zeit der Stadtgründung und die planmäßige Wiederbesiedlung in den 1950er erkennen. Es handelt sich um zwei für die Kulturgeschichte der Kulturlandschaft gleichermaßen bedeutsame Entwicklungsschübe.
Konstituierende Merkmale aus dem Bestand an Baudenkmälern: Stadtkern Brilon (mit Kirche und Rathaus aus dem Mittelalter, Teilen der Stadtbefestigung, Kloster und Bürgerhäusern seit 1700), historische Mühlen entlang der Alme, Schloss und Dorf Alme, barocke Landgüter Tinne und Almerfeld, Aussiedlerhöfe in Weilern auf der flurbereinigten Hochfläche, kulturlandschaftlich bedeutsame Kerne von Altenbüren, Nehlen, Scharfenberg und Thülen.
Die Porphyrfelsen „Bruchhauser Steine“ ragen auf dem 727 Meter hohen Istenberg weithin sichtbar aus den umgebenden Wäldern heraus. Ihre räumliche Wirksamkeit, ihre außergewöhnliche morphologische Ausbildung und ihre strategische Lage machen die Anziehungskraft für den Menschen aus (frühe Siedlungsspuren, Wallburg). In besonderer Weise verbindet sich hier ökologischer („Naturschutzgebiet“) und kulturgeschichtlicher Wert. Der Bereich ist ein attraktiver Identitätsstifter im Sauerland.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 86, Münster u. Köln.
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