Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Soester Börde - Hellweg (KLB 15.01)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Gemeinde(n): Anröchte, Bad Sassendorf, Ense, Erwitte, Geseke, Lippetal, Lippstadt, Möhnesee, Rüthen, Salzkotten, Soest, Warstein, Welver, Werl
Kreis(e): Paderborn, Soest
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 34′ 52,42″ N: 8° 14′ 8,05″ O 51,58123°N: 8,23557°O
Koordinate UTM 32.447.033,58 m: 5.714.739,55 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.447.086,36 m: 5.716.585,38 m
  • Ackerflächen in der Soester Börde (2007)

    Ackerflächen in der Soester Börde (2007)

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    Philipps, Margit / LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen
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    Margit Philipps
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Der Raum Soester Börde - Hellweg ist hier beschrieben als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.

Die Soester Börde ist ein typischer Ausschnitt der fruchtbaren offenen Hellwegbörden. Die an der Grenzlinie von wasserdurchlässigen und stauenden Gesteinen austretenden Quellen waren Ausgangslinie für die bedeutende historische Ost-West-Verkehrsache (Hellweg - B 1 - A 44). Er wurde spätestens seit dem Frühmittelalter genutzt. An ihm wurden die ehemals wirtschaftlich bedeutenden Städten Werl, Soest, Erwitte, Geseke und Salzkotten gegründet.

Salzlaugen sind verantwortlich für die Entstehung der Badeorte (z.B. Bad Waldliesborn) und des blühenden metallverarbeitendem Gewerbe (Herstellung von Siedepfannen). Belege für frühe Salzgewinnung fanden sich besonders in Werl und Soest sowie Salzkotten. Die Salzgewinnung hat den Handel auf dem Hellweg und die Entwicklung einer Stadt wie Soest stark gefördert.

Im Raum zwischen Werl im Westen und Bad Sassendorf im Osten sind, trotz der auch hier in den letzten Jahren zu beobachtenden Siedlungserweiterungen durch Wohn- und Gewerbegebiete, die charakteristischen Merkmale der Kulturlandschaft als einer über Jahrhunderte entwickelten Agrarlandschaft mit bedeutenden städtischen Zentren, wichtigen Nahrungsmittelindustrien und überregionalen Verkehrsbändern besonders klar erkennbar überliefert.

Im Raum Erwitte lässt sich eine Schicht von Orten fassen, die seit der Merowingerzeit besiedelt waren und denen eine besondere Funktion bei der Sicherung des karolingischen Königsgutsbezirks in Erwitte zukam. Es ist anzunehmen, dass die merowingisch-engrische Bevölkerung des Kulturlandschaftsbereiches im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts (weitgehend) in andere Teile des Karolingerreiches deportiert wurde. Die Ortschaft Glashemwar war nach einer Verlagerung in der Karolingerzeit erkennbar auf den Hellweg als überregionalen Fern- und Heerweg orientiert.

An die im Kreuzungspunkt des West-Ost verlaufenden Hellweges mit dem Nord-Süd verlaufenden Soltwech („Salzweg“) angelegte karolingisch-ottonische Burganlage mit dem Flurnamen Edelhof unweit von Assapanahe der Salinen von Westernkotten schließt sich ein ausgedehntes überpflügtes Vorburggelände mit zahlreichen Funden des 9. Jahrhunderts an. Funde von Gussformen belegen für das Großdorf Assapa (mit völkerwanderungszeitlichem Urnengräberfeld) eine intensive mittelalterliche Messing- und Bleiverarbeitung; die hier produzierten, qualitativ teils sehr aufwändig gearbeiteten Fibeln fanden weitreichende Verbreitung im östlichen Hellweggebiet. Unklar ist die Lage der zu diesen Siedlungen gehörigen Gräberfelder des späten 6. bis frühen 9. Jahrhunderts, die unter Berücksichtigung topographischer Gegebenheiten südlich des Hellweges zu lokalisieren sind. Da unter Ausnahme von Erwitte und Westernkotten alle Siedlungen wüstgefallen sind, liegt im Boden ein reiches archäologisches Potential.

Geseke geriet aufgrund seiner Grenzlage zwischen dem Erzbistum Köln und dem Bistum Paderborn im Spätmittelalter in zahlreiche kriegerische Konflikte. Rund 90% der mittelalterlichen Orte sind infolge der Auswirkungen mehrfacher Adels- wie auch Territorialfehden zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Sie haben ausgezeichnete Voraussetzungen für die Mittelalterarchäologie geschaffen. Überreste ganzer Ortschaften sind im Boden erhalten.

Konstituierende Merkmale aus dem Bestand an Baudenkmälern
Kulturlandschaftlich bedeutsame Stadtkerne Werl und Soest (mit historischen Stadtstrukturen und Baudenkmälern aus acht Jahrhunderten), Dörfer der Börde und Kirchdörfer am Hellweg (mit mittelalterlichen Kirchen, ländlicher Bebauung vom 18. bis 20. Jahrhundert und Bauten der Nahrungsmittelgewerbe), Kloster Paradiese und Patrizische Landsitze der Sälzer um Werl, Monumente des Verkehrs (von den alten Hellweg-Trassen über die Kunststraße (ehemalige Chaussee = B 1) bis zur Eisenbahn seit 1854), Salzgewinnung (von der Saline bis zu den Kurbädern Werl und Bad Sassendorf), Zeugnisse der Windenergienutzung.

Die gehölzarme Agrarlandschaft ist eine „Kultursteppe“ im positiven Sinn. Sie bietet gefährdeten Tierarten (Wiesenweihe, Bekassine, Kiebitz u.a.) einen Lebensraum. In das Kalkgestein der Haar sind die für Nordrhein-Westfalen einmaligen „Schledden“ (Trockentäler)eingeschnitten. Das Naturschutzgebiet „Pöppelsche“ ist Träger von Kalkmagerrasen, eine Folge der historischen Landnutzung als Schafweide. Der grüne Baustein (eine Besonderheit in Deutschland) als Dokument des geologischen Untergrundes weist die Gebäude unverwechselbar ihrem Raum zu.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 81, Münster u. Köln.

Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Soester Börde - Hellweg (KLB 15.01)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Soester Börde - Hellweg (KLB 15.01)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0015 (Abgerufen: 23. April 2024)
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