Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Wesertal zwischen Porta Westfalica und Schlüsselburg (KLB 2.03)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Raumplanung
Gemeinde(n): Bad Oeynhausen, Bückeburg, Leese, Luhden, Minden (Nordrhein-Westfalen), Petershagen (Nordrhein-Westfalen), Porta Westfalica, Raddestorf, Rinteln, Stolzenau
Kreis(e): Minden-Lübbecke, Nienburg (Niedersachsen), Schaumburg
Bundesland: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 52° 20′ 1,87″ N: 8° 58′ 3,4″ O 52,33385°N: 8,96761°O
Koordinate UTM 32.497.793,11 m: 5.798.171,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.497.864,73 m: 5.800.051,67 m
  • Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan NRW "Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen" aus dem Jahr 2007 (Zusammenfassung, PDF-Dokument)

    Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan NRW "Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen" aus dem Jahr 2007 (Zusammenfassung, PDF-Dokument)

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Das Wesertal zwischen Porta Westfalica und Schlüsselburg ist hier beschrieben als Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.

Als sehr reiche Fundlandschaft für alle Perioden der Menschheitsgeschichte stellt die Mittelweser von Porta Westfalica bis Schlüsselburg einen besonders wertvollen Kulturlandschaftsbereich dar, der in seinen Bestandteilen allerdings durch den großflächigen Abbau von Sand und Kies chronisch gefährdet ist.

Der Durchbruch der Weser durch die Mittelgebirgsschwelle in die Norddeutsche Tiefebene, die Porta Westfalica mit den flankierenden Bergen (Jakobsberg und Wittekindsberg), ist eine der markantesten Landmarken Nordrhein-Westfalens.

In exponierter Lage nördlich der Porta Westfalica entstand bei einer Weserfurt der Bischofssitz Minden, Ausgangspunkt der späteren Stadtentwicklung. In enger Verbindung mit diesem geistlichen und weltlichen Zentrum wurden im Umfeld geistliche Einrichtungen errichtet, so das 1042 gegründete Kloster St. Mauritius auf einer Weserinsel und ein Frauenkonvent auf dem Wittekindsberg, Vorläufer des späteren Marienstiftes in der Stadt Minden. Dem Wittekindsberg gegenüber auf der Ostseite der Porta lag die Burg des billungischen Bistumsvogtes, die später im Besitz der Vögte vom Berge befindliche Schalksburg.

Die Stadt Minden ist (nach den umfangreichen Kriegszerstörungen und oft weitreichenden Flächensanierungen in den anderen größeren Städten Westfalens) in besonderem Maße geeignet, das Phänomen einer größeren gewachsenen Stadt als einen höchst komplexen, über 12 Jahrhunderte gewachsenen Organismus zu dokumentieren.

Zwischen Petershagen und Petershagen-Schlüsselburg wird die Auseinandersetzung des Menschen mit den naturräumlichen Voraussetzungen in der von Geestrücken flankierten Stromtallandschaft der Weser – einmalig für Westfalen-Lippe – besonders deutlich.

Die Stromtallandschaft des Wesertales besitzt durch die Anlage der Dörfer (z.B. Jössen, Windheim, Döhren, Ilviese, Heimsen) in hochwassersicherer Lage entlang der Niederterrassenkante eine charakteristische Siedlungsstruktur. Die hochwasserfern liegende Aue wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Dies wird durch die mehrere Meter mächtige Auenlehmdecke ermöglicht, die sich als Folge der anthropogenen Bodenerosion seit dem Neolithikum abgelagert hat. Die Weser ist als Schifffahrtsstraße mit entsprechender Uferbefestigung (u.a. Buhnen, Steinschüttung)und Linienführung (Schleusenkanal) ausgebaut. In Minden bestehen an der Kreuzung mit dem Mittellandkanal, einem wichtigen Wasserstraßenkreuz, zwei Binnenhäfen.

Konstituierende Merkmale aus dem Bestand an Bodendenkmälern: Alt- und mittelsteinzeitlicher Rastplatz Lusenbrink (Petershagen), jungsteinzeitlicher Siedlungsplatz Hasenkamp (Minden), Überreste der bronzezeitlichen Gräberfelder von Seelenfeld (Petershagen) und Wittenhusen (Porta Westfalica) sowie des einzigartigen, eisenzeitlichen Körpergräberfeldes Ilse (Petershagen), eisenzeitliche und frühmittelalterliche Wallburg „Wittekindsburg“ mit den Grundmauern eines vorromanischen Kirchenbaus in einem gläsernen Schutzgebäude (Minden/Porta Westfalica), frühgeschichtliche bis mittelalterliche Siedlungen Didinghausen (Minden) und Herlethe (Petershagen), mittelalterlicher Burgplatz Ützenburg (Petershagen)und Domimmunität Minden sowie aus der Zeit des Nationalsozialismus Spuren der untertägigen Rüstungsindustrie beiderseits des Porta-Durchbruches, Konzentrationslager Hausberge (Porta Westfalica) und sog. Arbeitserziehungslager Lahde (Petershagen).

Konstituierende Merkmale aus dem Bestand an Baudenkmälern: Oberhalb Minden: Weserdurchbruch zwischen Weser- und Wiehengebirge mit u.a. der sächsischen Wallburg „Wittekindsburg“ mit Gasthaus, Wittekindskapelle, Denkmal für Kaiser Wilhelm I. 1894-96 und Moltketurm 1829 auf den Höhen, Sommerhäusern und Hotels im Tal, Stadtkern Hausberge, Dorfkern Neesen (mit ländlicher Architektur und Produktionsbauten überwiegend des 19. Jahrhunderts), Bahnhofempfangsgebäude der Köln-Mindener Eisenbahn in Hausberge.

Stadtkern Minden mit Fischerstadt: wesentliche Teile der seit der Zeit um 800 gewachsenen Strukturen in Grundstückszuschnitten, Straßensystem und aufgehender Bausubstanz, bei den Kirchenbauten bis ins 10. Jahrhundert, bei den Profanbauten bis ins 12. Jahrhundert zurückreichend, Stadterweiterungsgebiet Minden (mit Militäranlagen seit 1814, Wohnbebauung und Verwaltungsbauten seit 1871 sowie städtischen Repräsentationsbauten seit 1900), Bahnhof der Köln-Mindener Eisenbahn mit Befestigungsanlagen und Vorstadtbebauung seit 1847.

Unterhalb Minden: Stadtkern Petershagen und Ortskern Schlüsselburg (jeweils mit Schloss, öffentlichen Bauten und Bürgerhäusern), Dorfkerne Jössen, Windheim, Heimsen, Buchholz und Ovenstädt (mit romanischen Pfarrkirchen und ländlicher Architektur überwiegend des 19. Jahrhunderts aber auch bemerkenswerten älteren Beispielen), Güter Neuhof und Schlüsselburg, Weser-Fährstellen und -Staustufen, Kraftwerk Lahde, Scheunenviertel Schlüsselburg, jüdischer Friedhof in Petershagen-Wasserstraße, Glashütte Gernheim; Wind- und Wassermühlen.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 70, Münster u. Köln.

Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Wesertal zwischen Porta Westfalica und Schlüsselburg (KLB 2.03)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
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Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Wesertal zwischen Porta Westfalica und Schlüsselburg (KLB 2.03)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0001 (Abgerufen: 26. April 2024)
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