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Luftbild des Ringwalls Herrenburg in Heidhausen (2010)
Copyright-Hinweis:
Stadt Essen, Untere Denkmalbehörde
Fotograf/Urheber:
Unbekannt
Medientyp:
Bild
Das PDF-Dokument zeigt einen Scan der Eintragungskarte in die Denkmalliste der Stadt Essen unter der laufenden Nummer 9, Stadtbezirk IX.
Auf Blatt 1 ist links die Karteikarte mit den Grundinformationen und dem Eintragungstext, rechts ein Schwarz-Weiß-Foto des Objekts zu sehen. Blatt 2 zeigt eine Lageskizze im Maßstab 1:2.000. Blatt 3 zeigt weitere Grundinformationen.
Auf dem Pastoratsberg, der sich südlich des Ortskerns von Werden erhebt und längs der Ruhr erstreckt, liegt auf dem der Ortsmitte zugewandten Sporn der Erhebung eine kleine namenlose Anlage, die in jüngster Zeit den Kunstnamen »Herrenburg« erhielt. Sie fiel kurz vor dem Zweiten Weltkrieg dem Bau der Jugendherberge sowie der zugehörigen Spiel- und Sportstätten zum Opfer. Innerhalb der Wallanlage stand im Mittelalter das Pfarrhaus von St. Klemens, von dem der Berg seinen Namen hat. Ursprünglich bestand sie aus einem mächtigen Erdwall, welcher in unregelmäßigem Oval eine Fläche von etwa 1,5 Hektar umschloss. Er war mit einer zirka 1,5 Meter starken Mörtelmauer aus Ruhrsandstein verstärkt. Soweit es sich heute noch beurteilen lässt, war der Wall zumindest auf der dem Sporn abgewandten Bergseite als mächtiger Schildwall ausgebildet, der von der Mörtelmauer bekrönt wurde. Rechts des Zugangsweges zur Jugendherberge ist ein kurzer Abschnitt noch erhalten. Bei den beim Bau der Jugendherberge notwendig gewordenen Ausgrabungen fanden sich 1928 durch Ernst Kahrs einige wenige karolingische Scherben sowie die Fundamentreste von Gebäuden. Eine durch stark eingezogene Wallenden gebildete lange Torgasse mit abschließender Torkammer wurde als Zugang zur Anlage nachgewiesen. Im Zugangsbereich und auf der Berme wurden Steinpflasterungen angetroffen. Anzeichen deuteten auf ein ehemals vorhandenes zweiflügeliges Tor. Leider gingen die Grabungspläne und Funde während des Zweiten Weltkriegs verloren.
Neue Ausgrabungen 1996 durch die Stadtarchäologie Essen ergaben in einer Sondage im Osten der Anlage den Nachweis des Sohlgrabens von 4 Metern Breite sowie Reste der ehemaligen Burgmauer aus Bruchsteinen. Nach ihrer Form und Größe gleicht die Herrenburg Anlagen im sächsischen und nordhessischen Gebiet, die als Schutzburgen einzelner Grundherrschaften gelten (curtis - curtisähnlich). Die durch Scherbenfunde, Mörtelmauer und Steinpflaster gegebenen Hinweise auf eine karolingische Zeitstellung stimmen damit überein. Die Herrenburg könnte somit zum Schutz des um 800 gegründeten Klosters bestimmt gewesen sein, zumal sie in engster räumlicher Nachbarschaft zum Kloster gelegen ist. Am Fuße des Sporns befand sich ein Teil des vom Kloster selbst bewirtschafteten »Sallandes«, wie die dort heute noch haftenden Straßennamen »Saal«, »Im Saal« bzw. die aus dem Mittelalter überlieferte Bezeichnung »Saelerkamp« oder »Saell« anzeigen. Ein auf älteren Plänen angegebener, am Südende des Ringwalles ansetzender und nach Süden streichender Abschnittswall ist wohl eher Teil eines Hohlweges im Zuge des über die Höhe führenden Kutschenweges (Postweg nach Kettwig).
Die Herrenburg ist eingetragenes Bodendenkmal (Essen BodD lfd. Nr. 9; LVR-ABR E 4, Eintragungstext siehe PDF-Datei in der Mediengalerie).
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2010)
Literatur
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Senczek, Sebastian (2024)
Auf den Spuren von Ernst Kahrs - neue Ausgrabungen am Steintor der Alteburg in Essen-Heidhausen. In: Archäologie im Rheinland 2023, S. 143-145. Oppenheim.
Uslar, Rafael von (1964)
Studien zu frühgeschichtlichen Befestigungen zwischen Nordsee und Alpen. (Beihefte der Bonner Jahrbücher 11.) S. 40 ff., Köln.
Ringwall Herrenburg am Pastoratsberg in Heidhausen
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