Industriestandort Tannenbaum

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Hückeswagen
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 08′ 19,94″ N: 7° 20′ 57,08″ O 51,13887°N: 7,34919°O
Koordinate UTM 32.384.512,81 m: 5.666.563,69 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.594.468,32 m: 5.667.962,02 m
Laut Bürgermeistereikarte von 1829 war Tannenbaum eine kleine Ansiedlung an der Straße von Hückeswagen nach Wipperfürth, bestehend aus Eisenhämmern in der Wupperaue und drei Gebäuden auf der westlichen Straßenseite.

Hämmer am Tannenbaum
Am 22.08.1723 erhielt Nicolaus Biesenbach aus Großeichen die Konzession zur Errichtung eines Eisenhammers „vor der steinernen Fahrbrücke über die Wupper bei Kleineichen auf der linken Wupperseite vor einem Teiche zu Tannenbaum“. Konzessionen für den Bau von zwei weiteren Eisenhämmern wurden am 18.03.1725 und am 09.06.1740 erteilt.

Die Biesenbach'schen Hämmer am Tannenbaum wurden über einen Obergraben, der bei Grunewald von der Wupper abzweigte, angetrieben. Kurz vor den Hämmern teilte sich der Graben auf in drei Hammerzuläufe, welche sich hinter den Hämmern wieder zu einem Untergraben vereinigten und in das Wasser in die Wupper zurückführten. Das Grabensystem ist noch heute im Gelände ablesbar. Laut Literatur wurde der Obergraben eventuell schon vor 1726 angelegt.

Zur Zeit der Befreiungskriege werden als Besitzer je eines Hammers genannt: Familie Platte von der Groen Ledder bei Dabringhausen, Johann Daniel Clarenbach (über die Ehe mit Wilhelmine Christine Höfinghoff) sowie die Firma „Westen & Somborn“ (Schließung 1810). Jeder Hammer gab jeweils drei Männern Arbeit (ohne Fuhrleute). Der Eisenhammer, aus dem die späteren Tuchfabriken H.W. Kipper sowie R. Schnabel & Edelhagen hervorgingen, befand sich nach den Befreiungskriegen zunächst im Besitz von Ambrosius Brand, der ihn noch vor 1826 an Heinrich Wilhelm Kipper verkaufte. Dieser betrieb den Hammer zunächst bis etwa 1836 weiter. Danach erfolgte der Umbau des Hammerwerkes in eine Fabrikanlage für Rauherei und Schererei. Von den beiden anderen Hämmern wurde einer 1831 in eine Fruchtmühle umgebaut (wahrscheinlich der 1740 erbaute) sowie der zweite 1837 durch Raphael Clarenbach in eine Tuchfabrikation.

Tuchfabrik Wilhelm Kipper und Tuchfabrik R. Schnabel & Edelhagen
Die Tuchfabrik von H.W. Kipper, R. Schnabel & Edelhagen an der Wupper ging auf einen der drei Eisenhämmer zurück. Dieser wurde 1836 zu einer Fabrikanlage für Rauherei und Schererei, welche ab 1840 als Tuchfabrik bezeichnet wird, umgebaut. Eine Abbildung der Hückeswagener Fabrikanlagen aus dem Jahr 1862 zeigt, dass die Tuchfabrik durch eine Neuanlage erweitert wurde und nun unter dem Namen Tuchfabrik H. W. Kipper und Tuchfabrik R. Schnabel & Edelhagen produziert.

Schlossfabrik C.F. Schroeder
1905/1906 kaufte C.F. Schröder die Gebäude der Tuchfabrik von Wilhelm Kipper und wandelte diese in eine Schlossfabrik um, was der Straße später ihren Namen gab. Zusätzlich baute Schröder auf der Wiese zwischen Straße und Wupper 1913 eine Gesenkschmiede. Die Fabrik bestand noch bis 1929.

Ein Fabrikationsgebäude sowie das Grabensystem sind bis heute erhalten, ebenso wie Arbeiterwohnhäuser, die C.F. Schröder errichten ließ.

(LVR-Fachbereich Umwelt, 2007)

Literatur

Berg, Siegfried (2004)
Der letzte "Obergraben" der Wupper in Hückeswagen. Wasserrecht, Wasserturbine und Stromerzeugung der "Schlossfabrik" am Tannenbaum. In: Leiw Heukeshoven 43, S. 43-58. o. O.
Krumm, Hella (2005)
Kobeshofen - Westenbrücke. In: Leiw Heukeshoven 44, S. 111-113. o. O.
Nehls, Alfred (1996)
Als in den Tälern die Hämmer dröhnten. Die Geschichte der Eisenindustrie im Oberbergischen Kreis. 300, Wiehl.
Paffrath, Arno (1984)
Die Mühlen- und Fabrikanlagen im Raume Hückeswagen. In: Jahr, Lutz (Hrsg.): Stadt Hückeswagen (Hrsg.): 900 Jahre Hückeswagen, S. 131-199. Hückeswagen.
Schaffus, Ingo (1985)
Als die Hämmer verstummten. Der Strukturwandel in der Hückeswagener Industrie im 19. Jahrhundert. In: Heimatjahrbuch für den Oberbergischen Kreis, 44, o. O.

Industriestandort Tannenbaum

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1726 bis 1740

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Industriestandort Tannenbaum”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-BL-20071124-0045 (Abgerufen: 19. April 2024)
Seitenanfang