Die Reichensteiner Mühle ist als Getreidemühle an diesem Standort in Much mindestens seit 1670 nachgewiesen. Es gibt Belege eines Wirtschaftsbetriebes aus dem Jahr 1301, doch dabei kann es sich auch um eine Landwirtschaft gehandelt haben, da nicht ausdrücklich von einer Mühle die Rede ist. Sie war die sogenannte „Grafenmühle“ des Hauses Reichenstein. Das zweigeschossige Mühlengebäude ist in seiner heutigen Form vermutlich vor dem 19. Jahrhundert entstanden, da später Erweiterungen der Anlage um einen Mittelbau, einen Saal und weitere Gebäudeteile vorgenommen wurden. Schon seit etwa 1930 war die Reichensteiner Mühle nicht mehr nur Getreidemühle, sondern auch Ausflugsziel und Lokal. Seit 1909 befindet sich die Mühle in Familienbesitz. Lange Jahre gab es hier eine Müllermeisterin, eine Besonderheit, da dieser auch körperlich schwere Beruf eigentlich gar nicht von Frauen ausgeübt wurde. Sie war erst die dritte Müllermeisterin in Deutschland zu diesem Zeitpunkt. Doch hatte der Vater besagter Dame keinen Sohn, sondern ausschließlich Töchter, so dass er diese zu Müllerinnen ausbilden ließ, um Besitz und Berufsstand in der Familie zu halten.
Das Wasserrad ist heute nicht mehr vorhanden, doch der ehemalige Zulauf ist noch deutlich erkennbar. Die technische Ausstattung ist vorhanden und erhaltenswert, aber sanierungsbedürftig.
Die Mühle ist seit den 1960er Jahren stillgelegt. Das Lokal wurde um 1980 geschlossen. Die Mühle steht seit 1990 unter Denkmalschutz. Eine Schwester der Müllermeisterin auf der Reichensteiner Mühle besaß die oberhalb liegende Altenhofer Mühle in Much, die der Vater ihr zu ihrem Auskommen gekauft hatte. Die oberschlächtige Getreide- und Ölmühle wird heute teilweise als Wohnhaus genutzt. Das Wasserrad und die Wasseranlagen sind zwar vorhanden, jedoch nicht zugänglich.
(LVR-Fachbereich Umwelt, 2011)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2011)
Mühlenregion Rheinland (DVD-ROM, DVD-Video und Beilage). Köln.
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