Papierfabrik Schoellershammer in Krauthausen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Düren
Kreis(e): Düren
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 46′ 35,35″ N: 6° 29′ 21,76″ O 50,77649°N: 6,48938°O
Koordinate UTM 32.322.996,92 m: 5.627.974,79 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.534.561,81 m: 5.626.895,73 m
  • Wohnhaus der Familie Schoeller auf dem Schoellershammer, undatiert

    Wohnhaus der Familie Schoeller auf dem Schoellershammer, undatiert

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  • Der hohe Fabrikturm der Papierfabrik Schoellershammer dominiert das Industriegebiet im Dürener Stadtteil Krauthausen

    Der hohe Fabrikturm der Papierfabrik Schoellershammer dominiert das Industriegebiet im Dürener Stadtteil Krauthausen

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  • Straßenfront der Papierfabrik Schoellershammer  von der Kreuzauer Straße gesehen

    Straßenfront der Papierfabrik Schoellershammer von der Kreuzauer Straße gesehen

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  • Alter Kollergang zum Zerkleinern von Rohstoffen für die Papierproduktion an der Papierfabrik Niederauer Mühle in Kreuzau

    Alter Kollergang zum Zerkleinern von Rohstoffen für die Papierproduktion an der Papierfabrik Niederauer Mühle in Kreuzau

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Am Vorabend des Ersten Weltkriegs wurde Düren als „Stadt der Millionäre“ bezeichnet und galt als eine der wohlhabendsten Städte Deutschlands sowie als zweitreichste Stadt in Preußen. Dies lag vor allem daran, dass sich Düren zu einer wichtigen Industriemetropole im Rheinland entwickelt hatte. Bereits 1880 gab es an die 93 Fabrikbetriebe, darunter auch die Papierfabrik Schoellershammer Heinr. Aug. Schoeller Söhne GmbH & Co. KG in der Kreuzauer Straße 18 in Düren. Der Betrieb ist bis heute ein florierender Papiererzeuger, der in erster Linie Wellpappenrohpapiere und Feinpapiere herstellt.

Die Anfänge der Firma lassen sich bis in 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Wie bei vielen anderen Industriebetrieben der Region ist auch hier der Ursprung eine Mühle, genauer eine Gerstenmühle am Dürener Mühlenteich, die 1761 ihren Betrieb aufnahm (Geuenich 1959, S. 447). 1780 ging die Mühle in den Besitz von Jakob Theodor Deutgen über, dessen Familie sich bereits in Lendersdorf in der Eisenverarbeitung engagiert hatte (vgl. Eintrag Lendersdorfer Hütte). Deutgen versuchte auch an diesem Standort einen Eisenreckhammer zu errichten, doch schon vier Jahre später verkaufte er die Anlage an die Brüder Philipp Rütger, Johann Paul und Heinrich Wilhelm Schoeller, Söhne des Tuchfabrikanten Johann Paul Schoeller (Geuenich 1959, S 448). Die Schoeller-Brüder besaßen bereits zwei Produktionsstätten für Papier und bauten den Eisenreckhammer 1784 entsprechend um. Der Name „Hammer“ ist in der Firmierung erhalten geblieben. 1795 wurden die Betriebe unter den Brüdern geteilt, so dass Heinrich Wilhelm den Schoellershammer erhielt (Geuenich 1959, S 451).

Die Papierfabrik spezialisierte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auf Qualitätspapier (Kanzlei- und Postpapier) und beschäftigte 1820 90 Arbeiter (Geuenich 1959, S. 459). Ähnlich wie die Hoeschs in Lendersdorf im Bereich der Eisenverarbeitung (Lendersdorfer Hütte), so waren auch die Schoellers, hier insbesondere der damalige Besitzer des Schoellershammers, Heinrich August Schoeller, maßgeblich an der Einführung technischer Innovationen beteiligt. 1841 wurde im Schoellershammer die erste, aus England stammende Donkin-Maschine aufgestellt, die Endlos-Papiere erzeugen konnte (Schoellershammer). Damit war der Übergang von der Büttenproduktion zu den Maschinenpapieren vollzogen. Die Aufstellung der Maschine machte den Einbau eines zusätzlichen Wasserrads notwendig, wodurch Baumaßnahmen am Mühlenteich erforderlich wurden. Dies wiederum hatte Streitigkeiten mit dem oberhalb liegenden benachbarten Papiererzeuger und Wassernutzer Ludorf Matthias Hoesch zur Folge (Geuenich 1959, S. 461f). Die Situation entspannte sich erst allmählich, vor allem durch die zusätzliche Nutzung von Dampfkraft und später durch den Austausch von zwei Wasserrädern in zwei Turbinen 1859 (Geuenich 1959, S. 466). Seit 1857 firmiert der Betrieb als Heinrich August Schoeller Söhne, ein Name, der bis heute Bestand hat.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Firma zu einem Betrieb, der für seine Produkte auch international bekannt und geschätzt wurde. 1867 wurde die Firma auf der Weltausstellung in Paris für ihre Produkte mit einer Goldmedaille ausgezeichnet und erhielt auch auf weiteren Weltausstellungen 1873, 1880 und 1900 lobende Anerkennung (Geuenich 1959, S. 476). Die Produktion nahm stetig zu, man expandierte auch durch die Gründung von Tochterfirmen. Ähnlich wie die Familie Hoesch war auch die Familie Schoeller um die Jahrhundertwende sozial sehr engagiert. Im Rahmen einer Stiftung schenkte Benno Schoeller beispielsweise 1896 der Bürgermeisterei Birgel das Krankenhaus Lendersdorf, und der Stadt Düren wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Summen für Wohlfahrtszwecke gespendet (Geuenich 1959, S. 477).

Vor dem Ersten Weltkrieg umfasste das Produktsortiment der Firma feine und feinste Papiere verschiedenster Art sowie Kartons und fotografische Rohpapiere. Der Erste Weltkrieg verzögerte die Modernisierung und Erweiterung des Maschinenparks, doch bereits noch vor dem Zweiten Weltkrieg lag der Schoellershammer im Export an siebter Stelle aller Papierfabriken Deutschlands (Geuenich 1959, S. 478). Während des Luftangriffs auf Düren 1944 erlitt das Werk ebenfalls erhebliche Schäden, sodass die Produktion erst 1948/49 anlaufen konnte. Bis heute werden die Papiere des Schoellershammers weltweit vertrieben und genutzt.

(Gabriele Harzheim, 2013, erstellt für den LVR-Fachbereich Umwelt im Rahmen des Projektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“)

Internet
schoellershammer.de: Schoellershammer: Firmengeschichte (abgerufen am 12.03.2020)

Literatur

Geuenich, Josef (1959)
Geschichte der Papierindustrie im Düren-Jülicher Wirtschaftsraum. Düren.

Papierfabrik Schoellershammer in Krauthausen

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Kulturlandschaftspflege
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i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
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Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1761 bis 1784

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„Papierfabrik Schoellershammer in Krauthausen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-71745-20130815-4 (Abgerufen: 26. April 2024)
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