Der Luftschiffhafen in Düren-Distelrath wurde von 1915 bis 1917 genutzt. Mit dem Bau der Halle begann die „Deutsche Luftschiffhallenbau Gesellschaft – System Ermus“ im Oktober 1914. Am 14. Dezember 1914 wurde die Halle fertiggestellt. Es handelte sich um eine Zelthallenkonstruktion, die außer in Düren nur in Namur, Belgien, errichtet wurde. Bereits am 13. Februar 1915 zerstörte ein Südweststurm die Zelteinkleidung und den Torvorhang, sodass die Halle danach eine starre Holzverschalung und ein zweiflügeliges Schiebetor erhielt. Die Luftschiffhalle hatte eine Länge von 180 Metern, eine Breite von 70 Metern und eine Höhe von 30 Metern. Die Halle war in Tarnfarben gestrichen. Der Luftschiffhafen wurde zunächst unter dem Rufnahmen „Siegfried“ von der Reichsmarine, dann von der Reichsheeresverwaltung unter dem Rufnahmen „Dietrich“ genutzt. Im April und Mai 1917 wurde die Stahlkonstruktion der Halle demontiert und auf Norderney zum Bau von Flugzeughallen eingesetzt. Einige Betonfundamente wurden im Neuen Friedhof Düren Ost verbaut, der nach dem Abbruch der Halle um Teile des Luftschiffhafens erweitert wurde. Weitere, bis zu 2 Meter mächtige Betonfundamente der Halle wurden erst 1984 abgebrochen und abtransportiert.
Infrastruktur des Luftschiffhafens Zum Luftschiffhafen gehörten ein Hauptankerplatz und ein Nebenankerplatz mit Durchmessern von jeweils 360 Metern. Das Gelände war an die Dürener Kreisbahn angeschlossen, um die Versorgung der Luftschiffe beispielsweise mit Füllgas, Benzin und Öl zu gewährleisten. In der Nähe der Halle standen die Flaschenschuppen, das Benzinlager und Öllager, die Werkstatt, der Kohlenbunker, Feuerlöschgerät und Mannschaftsunterkünfte. In größerem Abstand zur Halle lagen die Bombenlager und Munitionslager, Abwehrbatterien und Schützengräben, ein Schießstand sowie Scheinwerfer, die bei Nachtlandungen zum Einsatz kamen. Von der Dürener Kreisbahn wurde ein Gleisanschluss verlegt, über den Material herangeschafft werden konnte. Dies waren u.a. das Füllgas und der Treibstoff für das Luftschiff, aber auch Munition und Bomben.
Luftschiffe über Düren In Düren war das Heeresluftschiff LZ 77 (LZ 107) stationiert. Die erste Fahrt von LZ 77 (LZ 107) fand am 16. Oktober 1916 statt, am 17. November 1916 wurde es nach Düren überführt. Auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn übte LZ 77 (LZ 107) gemeinsam mit LZ 93 den Abwurf von Sand- und Gipsbomben. Aus Düren brach ersteres Luftschiff am 16. Februar 1917 zu einer Angriffsfahrt nach Boulogne-sur-Mer auf und warf dort 1440 Kilogramm Munition ab. (Anmerkung: Die erstgenannte Nummer der Luftschiffbezeichnung nach LZ (für Luftschiff Zeppelin) ist jeweils die Produktionsnummer und die zweite die militärische Bezeichnung des Luftschiffs.)
Weitere Luftschiffe waren nur kurzzeitig in Düren. LZ 79 kam zur Reparatur, wurde aber am 3. Oktober 1915 beim Aushallen beschädigt. Bis zur Fertigstellung der erneuten Reparaturen im Dezember blieb es in Düren. LZ 17 wurde hier am 6. September 1916 abgerüstet. Das in Troisdorf-Spich stationierte SL 11 (Hersteller Schütte-Lanz) startete am 2. November 1916 von Düren aus mit zwölf weiteren Luftschiffen zu einem Luftangriff nach England und war das erste Luftschiff, das über England abgeschossen wurde.
Die Archäologie der Luftschiffhalle Sowohl auf Luftbildern der 1940er Jahre als auch bei einem Beflug im Jahr 2003 zeichnen sich die Hallenstrukturen als negative Bewuchsmerkmale in dem heute landwirtschaftlich genutzten Gelände ab. Bei einer geomagnetischen Untersuchung des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland konnten ebenfalls erhaltene Strukturen der Halle nachgewiesen werden. Der Standort der Luftschiffhalle in Düren ist der einzige Standort einer Luftschiffhalle im Rheinland, der nicht überbaut oder überprägt ist.
(Wiebke Hoppe, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014)
Die Luftschiffhalle Düren-Distelrath war KuLaDig-Objekt des Monats im September 2014.
Literatur
Heege, Carl (1971)
Erinnerungen an den Dürener Luftschiffhafen. In: Heimatjahrbuch des Kreises Düren, S. 34-37. Düren.
Hoppe, Wiebke; Wegener, Wolfgang (2014)
Archäologische Kriegsrelikte im Rheinland. (Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland, 5.) S. 208-211, Essen.
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