Die Bauruine des nie fertig gestellten Hotels stand als weithin sichtbares, wenn auch offiziell unbeabsichtliches Wahrzeichen von Troisdorf von 1973 bis 2001 in der Nähe des Flughafens Köln/Bonn an der Bundesautobahn A 59.
Vom Airport-Hotel zur Kaiserbauruine Seit Beginn der 1970er-Jahre wurde das „Airport-Hotel“ des Kölner Bauunternehmers Franz Kaiser als größtes Hotel der Bundesrepublik mit einem Baupreis von 45 Millionen DM geplant und 1973 begonnen. Der 18-20stöckige Bau mit 60 Metern Höhe und 74 Meter Länge sollte einmal mit 1200 Betten in 500-600 Appartements sowie einem Swimmingpool auf dem Dach ausgestattet sein. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen der Stadt Troisdorf und dem Bauunternehmen erfolgte jedoch nach zwei Jahren der Baustop – seitdem blieb die Zukunft des Gebäudes ungewiss, zumal sich auch kein Investor fand, der das Risiko einging, den Bau zu sanieren und die Arbeiten abzuschließen. Der unfertige Bau wandelte sich durch den Verfall zunehmend zur Ruine und gleichzeitig auch zum weithin sichtbaren – wenn auch ungewollten – Wahrzeichen von Troisdorf.
In den Jahren des Leerstands wurde der Bau von den Jugendlichen der Region als heimlicher Rückzugsort genutzt. Diese feierten hier Feten, sprayten Graffiti und taten teils auch andere Dinge, die zuhause nicht so gerne gesehen waren. In der verfallenden Ruine rauchten manche Heranwachsende ihren ersten Joint und einige sollen hier sogar ihre Unschuld verloren haben. Auch viele Obdachlose zogen sich seinerzeit in den Schutz des Bauriesen zurück. In der Rückschau von Zeitzeugen wird der Kaiserbau - ein lost place, als es den Begriff noch gar nicht gab - als „eine Art Wallfahrtsort“ gesehen. „Einige verzweifelte und lebensüberdrüssige Menschen nutzten den Kaiserbau für einen Sprung in den Tod. Auch Drogentote und Unfallopfer wurden dort geborgen. Und somit geriet der riesige Betonklotz immer wieder in die Schlagzeilen.“ (www.alexografie.de)
Hotel Europa und Ende des Kaiserbaus Der Entschluss, die Bauruine zu beseitigen, fiel im Jahr 1997. Zuvor jedoch machte der Aktionskünstler HA Schult (*1939, eigentlich Hans-Jürgen Schult) aus der Hotelruine das – wenn auch in anderem Sinne als Jahrzehnte vorher geplant – bewohnte „Hotel Europa“: Die Vorderseite des Baus wurde dazu 1999 mit farbigen Bildern von 130 historischen Persönlichkeiten gestaltet, die für die Entwicklung Europas prägend waren. Wenige Monate später, am Sonntagmorgen des 13. Mai 2001, wurden die mehr als 40.000 Tonnen Stahlbeton der Kaiserbauruine innerhalb weniger Sekunden mit 450 Kilogramm des Sprengstoffs Ammongelit in 4.500 Portionen à 100 Gramm gesprengt. Etwa 20.000 Zuschauer wohnten dem Spektakel bei, welches die fast drei Jahrzehnte währende Geschichte des Gebäudes für immer beendete (vgl. das Video in der Mediengalerie). Noch mehr als zehn Jahre nach seinem Ende 2001 wurde der Kaiserbau rückblickend als „wohl bekanntestes Exemplar [einer Bauruine, Verf.] des Landes“ beschrieben, das „fast drei Jahrzehnte die Landschaft verunzierte.“ (Seidel 2012)
Internet de.wikipedia.org: Kaiserbauruine (abgerufen 19.10.2010) www.auge-und-ohr.de: Galerie Kaiserbau (Fotos von Alex We Hillgemann, 13.05.2001, abgerufen 27.04.2015) www.alexografie.de: 20 Jahre nach der Kaiserbau-Sprengung (Text Alex We Hillgemann, 13. Mai 2021, abgerufen 28.02.2024) www.youtube.com: „Der Kaiserbau - letzte Ausfahrt Troisdorf“, Fotodokumentation 1998-2001 mit zahlreichen Innenaufnahmen (abgerufen 17.10.2016) youtube.com: „Die Sendung mit der Maus - Wie ein Haus gesprengt wird.“ - Kaiserbau Troisdorf (abgerufen 10.08.2020) youtu.be: Sprengung Kaiserbau Troisdorf (abgerufen 17.10.2016) www.kaiserbaugruppe.de: Köln-Troisdorf Airporthotel Kaiserbau, Darstellung der Baugeschichte aus Sicht der KAISER Baugruppe (abgerufen 26.06.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 10.08.2020) www.general-anzeiger-bonn.de: „Bauruine, Wahrzeichen, Kunstwerk: der Kaiserbau“, General-Anzeiger vom 13.05.2011 (abgerufen 24.05.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 19.06.2017) www.europaschule-troisdorf.de: Dokumentation, Geschichte und „Gästeliste“ des Hotels Europa (abgerufen 28.04.2015, Inhalt nicht mehr verfügbar 19.06.2017)
Literatur
Seidel, Peter (2012)
Gescheiterte Pläne, geplatzte Investitionen. Langsam verfallende Bauten sind Zeugen öffentlicher wie privater Geldverschwendung. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. Juni 2012, S. 36. Köln.
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