Erst relativ spät erscheint Reichenbach im Jahre 1428 urkundlich als Richinbach. Das Dorf liegt über dem Grund des Reichenbaches, eines Zuflusses des Emsbaches. Die Gegend war bereits in vorchristlicher Zeit besiedelt.
Territoriale Zugehörigkeit Reichenbach gehörte mit Ober-, Nieder- und Wüstems zum altnassauischen Gericht in der Ems und damit zur Herrschaft Nassau- Idstein. Ein vielleicht seit dem Frühmittelalter bestehender Herrenhof ist im 16. Jahrhundert belegt und erscheint danach als landesherrliches Lehen, das wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg unterging. Nach dem Wiener Kongress lag Reichenbach ab 1816 im Herzogtum Nassau. Von 1867 bis 1945 war der Ort preußisch, seit 1945 liegt er im Bundesland Hessen. 1972 wurde er Teil der Gemeinde Waldems und seit 1977 liegt er im Rheingau-Taunus-Kreis.
Siedlungsentwicklung und historische Bebauung Als ältester Ortskern ist der nördliche Bereich nahe dem wehrfähigen Standort der ersten Kirche anzunehmen. Nach der Ausdehnung des Dorfes in Richtung Süden bildete der anfangs bis zur Hauptstraße durchgehende Steinfischbacher Weg die südliche Begrenzung; hier wird 1794 ein Gemeindehirtenhaus genannt. Um 1700 bezeichnete die Kirchgasse den Ortsrand. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entstanden die stattlichen drei- und vierseitigen Hofreiten südlich davon; ab 1827 wurde die Obergasse in Richtung Reinborn bebaut. 1778 fielen fünf Hofreiten am nördlichen Ortsrand einem Brand zum Opfer und wurden kurz darauf neu errichtet.
Die Namen Burg und Burggraben für die Erhebung und Niederung südlich des Dorfes gehen auf eine frühzeitliche Fliehburg mit Ringwall zurück. Der Flurname Auf Thönges Garten bezeichnet ein Gelände, das als Schenkung an den Antoniusaltar der alten Kapelle gelangte. Reste historischer Bausubstanz finden sich in der Obergasse 6, wo eine Hofreite mit Fachwerkwohnhaus des 18. Jahrhunderts steht. Dieses Gebäude ist im Laufe der Zeit verändert worden. Der dazugehörige Stall datiert auf das Jahr 1878. In der Straße Im Hahlgarten 12 befindet sich eine vierseitig geschlossene, aufragende Hofreite aus dem 19. Jahrhundert. In der Obergasse 21 existiert eine charakteristische kleine Scheune aus dem 19. Jahrhundert.
Einwohnerentwicklung 1566 bestand der Ortsteil Reichenbach aus 24 Familien. Der Dreißigjährige Krieg traf Reichenbach hart, im Jahre 1630 gab es dort noch 13, 1650 schließlich nur noch neun Haushalte. Anschließend wuchs die Bevölkerung; 1821 lebten dort 197, 1885 231 Menschen. Zwischen 1939 und 1946 stieg die Einwohnerzahl von 250 auf 310, anschließend sank sie bis 1961 auf 253. Seither steigt die Einwohnerzahl wieder; sie betrug im Jahre 2016 543 Personen.
Die Kirche in Reichenbach Kirchlich war Reichenbach Filiale der alten Pfarrei Steinfischbach. Eine zwischen 1300 und Mitte des 15. Jahrhunderts erbaute Kapelle lag über dem Totenhof auf dem dreiseitig freistehenden Felsvorsprung (Backesberg), der heute Standort der alten Schule ist. Sie besaß zwei den Heiligen Antonius und Valentinianus geweihte Altäre. 1672 wurde die als baufällig beschriebene Kapelle wiederhergestellt, wahrscheinlich noch im 18. Jahrhundert jedoch abgebrochen und erst im 19. Jahrhundert durch einen Kirchenneubau an anderer Stelle ersetzt.
Die Schule in Reichenbach Bereits im Jahre 1604 besaß Reichenbach eine eigene Schule, die nach Unterbrechung durch den Dreißigjährigen Krieg 1692 wieder eingerichtet wurde. Im Jahre 1721 entstand ein Neubau, den 1902 das heute bestehende Schulgebäude ablöste. Der Schulbetrieb wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts eingestellt.
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