Die Erstnennung der Siedlung fällt in das Jahr 1329. Der Ort wird (mit Niedergladbach) als „in superiori Gladibach“ erwähnt. Ehemals zu den überhöhischen Dörfern gehörig, wurde Obergladbach zusammen mit Niedergladbach 1583 durch den Merlauer Vertrag zwischen Hessen-Kassel und Mainz wieder unmittelbar der mainzischen Landeshoheit unterstellt und blieb damit ebenfalls katholisch.
Die harten Lebensbedingungen der für lange Zeit leibeigenen Bewohner und karge Böden, die fast nur Weidewirtschaft ermöglichten, verhinderten eine den anderen Rheingaugemeinden vergleichbare wirtschaftliche Entwicklung. Die Wohnbevölkerung stieg erst in jüngster Zeit auf über 400 Einwohner an.
Südlich von Obergladbach - nahe der ehemals durch das Gebück gesicherten Rheingaugrenze mit der Mapper Schanze als befestigter Durchgangsstelle - liegt der Mapper Hof als ehemaliges Hofgut des Klosters Eberbach.
Historische Ortsstruktur
Der über dem Gladbachgrund angelegte Ortskern besitzt eine eigene Prägung durch die am Hang gestaffelten, oft schieferverkleideten Gebäude. Allerdings weist die Ortsmitte im Vergleich mit dem Zustand in den 1950er Jahren starke Auflösungserscheinungen auf. Wie in Niedergladbach wurden die durch Hanglage bedingten hohen Massivsockel der Fachwerkäuser oft als Stallungen genutzt, jedoch ist nach Modernisierungsmaßnahmen der Typus des Wohnstallhauses heute nur noch in Einzelfällen erkennbar.
Das verschieferte Rathaus mit Feuerwehrhaus wurde 1989 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Ein um 1900 an der Talstraße errichtetes Schulhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen.1
Kulturdenkmale (Auswahl)2
- Alter Friedhof: Friedhofskreuz (Fl. 6, Flst. 20); der alte Friedhof liegt dem Dorf gegenüber an einem bewaldeten Hang; Sandsteinkreuz auf hohem Sockel mit Spruchinschrift, Korpus überstrichen, beschädigt; um 1900
- Bangertstraße 1: Wohnhaus einer Hofreite in der Ortsmitte; an das kleine traufständige Haus schließen beidseitig (erneuerte und veränderte) Wirtschaftsgebäude an; Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts mit im 19. Jahrhundert durch Kniestock erhöhtem Dachgeschoss
- Nikolausstraße 1: Hofreite in der Ortsmitte am ehemaligen Rathausplatz; traufständiges Fachwerkwohnhaus auf hohem, durch abfallendes Gelände bedingtem Massivsockel mit ebenerdigem Zugang; Fachwerk des 18. Jahrhunderts, verputzt; Giebel verschiefert; im Hof zurückliegende parallel gestellte Fachwerkscheune mit inschriftlichem Erbauungsdatum 1721.
- Nikolausstraße 2: Katholische Kapelle St. Nikolaus; erbaut um 1703 inmitten des Ortes; kleiner verputzter Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss, Stichbogenfenstern und Schieferdach mit zierlichem Zwiebeldachreiter, an der östlichen Außenwand durch schmiedeeisernes Kreuz bekrönte Figurennische mit bäuerlicher barocker Holzfigur des hl. Nikolaus; im Inneren an der Chorwand aufgemalte Inschrift: „Diesse Capell hat bauen lassen der Ehrbare Junge Gesell johannes Messinger in Gottes nahmenund zu Ehren der liebwürdigsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria mit diesem nach druck beym Leben der hochlöblichen Regirung und Herrn H. philippi caroll als Curfürst zu Maynz w. a. des hochw. H. Kaupers Dr. und Dechant im rheingau“; mit wertvoller Innenausstattung
- Nikolausstraße 3: Langgestreckter, schmaler, giebelständiger Fachwerkbau, entstanden um 1800; dreizoniger Wohnhaustyp mit Mitteleingang an der talwärts weisenden Traufseite; Außenwände verschiefert, Sockel und erdgeschossige Giebelwand verputzt; als Teil einer Gruppe von ganz oder teilweise verschieferten Bauten von ortsbildprägender Wirkung
- Nikolausstraße 8: Zweizoniges Wohnhaus auf quadratischem Grundriss; Fachwerkgebäude des späten 18. Jahrhunderts mit ebenerdig zugänglichem Bruchsteinkeller; exponierte Lage am Eingang zum Ortskern
- Nikolausstraße 15: Giebelständiges Wohnhaus an der Ecke Ellenbogengasse; ehemals stattlicher Fachwerkbau der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Zierformen im Obergeschoss, die ungestörte Giebelseite vollständig verschiefert; im Kern einer der qualitätvollsten Fachwerkbauten des Ortes, in städtebaulich prägnanter Situation
- Tannenweg 2: Nordwestlich des Ortskernes über dem Gladbachgrund freistehendes Fachwerkwohnhaus; früher außerhalb der Ortslage, wahrscheinlich ehemaliges Forsthaus; die Konstruktionsmerkmale deuten auf eine Entstehung um 1600; starke Eckpfosten, geschwungene Streben, Andreaskreuze in Fensterhöhe, Brüstungszier, auf gebogenene Streben aufgeblattete Riegel im Erdgeschoss; Teile der Giebelwand, Anbauten und Gauben jünger
1 LfDH 2003, S. 483-487
2 LfDH, online
Internet
denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: LfDH, online (Abgerufen: 10.09.2012)