Georgenborn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Schlangenbad
Kreis(e): Rheingau-Taunus-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 05′ 12,94″ N: 8° 07′ 30,83″ O 50,08693°N: 8,12523°O
Koordinate UTM 32.437.421,43 m: 5.548.662,16 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.437.471,41 m: 5.550.442,26 m
Historische Siedlungsentwicklung
Georgenborn ist eine der jüngsten Siedlungen des Altkreises Untertaunus. 1694 beschloss Fürst Georg August Samuel von Nassau- Idstein durch Edikt die Gründung des Dorfes an dem im Wald gelegenen Born, in dessen Nähe sich die Grenzen von Kurmainz und Kurhessen trafen. Auf den gerodeten Feldern und Wiesen siedelten zunächst zwölf Flüchtlingsfamilien aus der Pfalz. Jeder Siedler erhielt 18 Morgen Eigentum, 84 Morgen blieben Gemeindebesitz, die Befreiung von Abgaben und die Verleihung von Märkerrechten begünstigte die Neusiedler. Dies führte zu Streitigkeiten mit den Nachbardörfern, besonders dem mainzischen Frauenstein, die der jungen Gemeinde erheblich schadeten.

Die Nachfolger des 1721 verstorbenen Fürsten beschlossen schließlich die Aufgabe des Dorfes und verschenkten den Grund. Nach neuen Verhandlungen wurden dann 1727 in einem Vergleich zwischen Nassau und Kurmainz die Grenzen zwischen Georgenborn und Frauenstein endgültig festgelegt und damit die Existenz des Dorfes gesichert. Unter Preußen gehörte Georgenborn zum Landkreis Wiesbaden, 1928 zum Stadtkreis Wiesbaden. Nach der Ausgemeindung kam es 1939 zu Schlangenbad.

Der Ort hatte vor dem Zweiten Weltkrieg unter 200 Einwohner; seither hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht. Damit ist Georgenborn heute einwohnerreichster Gemeindeteil von Schlangenbad. Seit etwa 1860 wurde der bis dahin unbedeutende Flecken als Standort für die Villen und Landhäuser der Stadtbewohner von Wiesbaden und Umgebung entdeckt. 1868 erwarb Constantin von Zacha, Rittmeister und Besitzer des bei Bromberg gelegenen Gutes Strelitz, von den Bauern Georgenborns Acker- und Waldland und errichtete 1869-72 ein Landhaus, dem er den Namen Hohenbuchau gab.

Bald zwangen ihn Schulden zur Auswanderung, der Besitz wurde an den (Ende des 19. Jahrhunderts geadelten) Gummifabrikanten Ferdinand Freiherr von Krauskopf aus St. Petersburg veräußert. Nach zeitweiliger Nutzung des Landhauses als Sommeraufenthalt ließ von Krauskopf an gleicher Stelle 1892-95 Schloss Hohenbuchau nach Plänen des Wiesbadener Architekten Schellenberg errichten. Internationale Künstler und Handwerker wirkten an der Ausstattung des überaus prunkvollen neubarocken Gebäudes mit.

In mehreren Abschnitten entstanden der Hauptbau sowie Nebengebäude wie Pförtnerhaus, Ökonomiegebäude, Elektrizitätswerk, Gewächshäuser, Pumpen- und Klärhaus, Schweizerhaus und die ausgedehnte Parkanlage mit kleinen Lustbauten. Ein weiterer Um- und Ausbau durch G. von Mayenburg aus Dresden 1911-12 vergrößerte nochmals das Schloss, das nun nun in den oberen Stockwerken über 36 Wohn- und Schlafzimmer mit acht Bädern verfügte. Durch den Verlust seines Vermögens in der russischen Revolution wurde Freiherr von Krauskopf nach dem Ersten Weltkrieg zum Verkauf des Besitzes gezwungen.

Hohenbuchau ging 1921 an den russischen Großkaufmann Simon Sioskin und nach dessen Tod 1923 an seine Ehefrau Katharina über. Im Zweiten Weltkrieg als Feindesgut beschlagnahmt, diente das Schloss zur Unterbringung von Reichsarbeitsdienst, Reichsbahnschule und Sicherheitsdienst.

Danach war es Zuflucht für Nonnen, Flüchtlinge und Heimatvertriebene, bis es 1962 von der Besitzerin an die Hamburger Baugesellschaft Bewobau veräußert wurde. Nach Versteigerung von Ausstattung und Mobiliar wurde es 1963 abgebrochen. Im Parkgelände entstand eine moderne Wohnsiedlung, für die zunächst der Architekt Richard Neutra einen Bebauungsplan geliefert hatte. Das Projekt wurde in abgeänderter Form verwirklicht, zur Ausführung kam eine aufgelockerte, nach Norden verdichtete Siedlung aus Ein- und Mehrfamilienbauten mit Flachdach.1

Historische Ortsstruktur
Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte fällt Georgenborn aus dem Rahmen der typischen Taunussiedlungen. Von dem einstigen, aus wenigen Gehöften bestehenden Dorf an der Mainstraße hat sich wegen des hohen Veränderungsdruckes wenig erhalten. In erster Linie wird der Charakter des Ortes heute durch den ehemaligen Schlosspark am Südhang der Hohen Wurzel mit seiner modernen Wohn- und Villensiedlung sowie das seit den 1920er Jahren südlich der Mainstraße entstandene Wohnquartier geprägt.1

Nicht erhaltene Bauten:1
  • ehemaliger Gasthof Deutsches Haus, Mainstraße 40, 1870 bis 1921 Staatsdomäne; ins 18. Jahrhundert zurückgehende große Hofanlage, Gebäude überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, mit Wirtslaube, abgebrochen 1992; ein Rest erhalten als Nebengebäude der modern veränderten Hofanlage Mainstraße 38
  • Alte Schule des 19. Jahrhunderts mit spitzem Dachtürmchen, früher an der Ecke Mainstraße/Obere Trift, neben der um 1900 neu erbauten Schule Mainstraße 36
  • mehrere giebelständige, zum Teil verputzte und verschieferte Fachwerkbauten des 18. Jahrhunderts in der Mainstraße
  • Villa Waldhausen, abgebrochen 1978



Kulturdenkmale (Auswahl)2
  • Am Teehaus 3: Teehaus; Bestandteil der Parkausstattung des ehemaligen Schlosses Hohenbuchau; Lage an der Südostecke des Geländes, in die Einfriedung eingebunden
  • Am Tempelhain 2: Tempel; Bestandteil der Parkausstattung des ehemaligen Schlosses Hohenbuchau; antikisierender Gartentempel, dessen Form die Vorhalle eines Antentempels zum Vorbild nimmt
  • Bornwiesweg 18: Feuerwehrhaus; wie die Schule um 1900 als Stiftung des Barons von Krauskopf erbaut; Backsteinbau mit einseitig abgeschlepptem Dach und seitlich angesetztem, dominantem, quadratischem Turm mit Zeltdach
  • Bornwiesweg 31: Villenartiges Wohnhaus bürgerlichen Zuschnitts als eingeschossiger Landhaustyp mit hohem Mansard-Krüppelwalmdach; 1926 in Anklängen des Jugend- und Heimatstils erbaut
  • Mainstraße 7: Ehemaliges Hotel Hohenwald, als Fachwerkbau errichtet; 1900 errichtet als Kurhotel Hohenwald, verbunden
    mit der Bestrebung, Georgenborn als Luftkurort neben dem Kurbad Schlangenbad zu etablieren; später Ausflugslokal, in den 1980er Jahren umgewandelt in Wohnungen
  • Mainstraße 34: Ehemalige Schule; Backsteinbau um 1900 in zentraler Lage an der Ortsdurchfahrt; zweigeschossig mit Walmdach und turmartig erhöhter, vorgezogener Mittelachse mit Uhrenaufsatz und spitzem Haubenhelm; das für die kleine Gemeinde relativ aufwendige Schulhaus geht auf eine Stiftung des Barons von Krauskopf zurück
  • Schlossallee 1: Ehemaliges Pfortenhaus; Ehemaliges Pfortenhaus mit Tor, an der Straße nach Wiesbaden; Rest der ursprünglich aus zwei gleichen Gebäuden bestehenden Eingangsarchitektur; eingeschossiges kleines Pförtnerhaus in barockisierenden Formen mit Mansardwalmdach
  • Schlossallee 9: Ehemaliges Gästehaus; im damaligen Park des Schlosses Hohenbuchau, jetzt Wohnhaus; um 1900 über winkelförmigem Grundriss errichtetes Backsteingebäude im Schweizerhausstil
  • Weiherallee, Mainstraße: Ehemaliger Schlosspark; Reste des Landschaftsparkes mit Pflanzungen, Wasserflächen und Baulichkeiten
  • Einfriedung mit Eingang: Verbliebene Abschnitte der Einfriedung, Stützmauern aus Natur- und Haustein mit Eisengitter; Torpfosten aus Sandstein mit Aufsätzen am ehemaligen Südeingang des Parkgeländes
  • Inseldenkmal: Inmitten des angelegten Teiches auf einem Steinpostament stehende überlebensgroße Bronzefigur eines Jünglings (Siegfried) in Fellbekleidung mit umgehängtem Horn, das Schwert heldenhaft erhebend
  • Hohenbuchauring: Treppe; Bestandteil der Parkausstattung des ehemaligen Schlosses Hohenbuchau; neubarocke Treppenanlage mit Balustrade, Stützmauern und Putten.
  • Friedhof: Friedhofseingang; Friedhofseingang des um 1900 angelegten Friedhofes; vier Mauerpfeiler mit
    profilierten Sandsteinaufsätzen; eisernes Gittertor, Einfriedung
  • Friedhof: Grabmal Familie Krauskopf; Grabstelle von Mitgliedern der Familie Krauskopf, Erbauer und Bewohner des ehemaligen Schlosses Hohenbuchau; innerhalb einer quadratischen Mauereinfassung aus Natur- und Haustein mit erhöhten Eckpfeilern, Hecke und Gittertor steht unter einem Baldachin, dessen Dach festontragende Putten umkränzen, eine weibliche Halbfigur; schwere und Schlichtheit des Steinmonuments kennzeichnen diese letzte Ruhestätte




1 LfD Hessen 2003, S. 462ff.
2 LfD Hessen, online

Internet
denkxweb.denkmalpflege-hessen.de: LfDH, online (Abgerufen: 03.09.2012)

Literatur

Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2003)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis II. Altkreis Untertaunus. Wiesbaden.

Georgenborn

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1694

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Georgenborn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-FR-20091008-0003 (Abgerufen: 26. April 2024)
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