Siedlungsentwicklung Die kleine Dorfsiedlung entstand auf einer nordwestlich von Niederwalluf gelegen Vorhöhe oberhalb des Wallufbaches. Eine Besiedlung des Ortes in fränkischer Zeit wird durch ein Gräberfeld im Bereich der Kirche belegt.
Eine erste urkundliche Erwähnung von Oberwalluf findet sich 1211 im Güterverzeichnis des Klosters Eberbach in Zusammenhang mit dessen Besitz im benachbarten Steinheim. Als dieses Dorf vor 1526 aufgegeben wurde, zogen vermutlich Teile der Bewohnerschaft in das nahe gelegene Oberwalluf. Über längere Zeit hatte es mit Steinheim zusammen einen Pfarrer. 1314 wird die Kirche St. Martin in Oberwalluf erwähnt. 1901erfolgte der Neubau der heutigen St. Martinskirche unter Beibehaltung des alten Chores. Der Elisabethenaltar wurde 1803 aus dem aufgehobenen Kloster Tiefenthal übernommen, mit ihm kam das Bußkleid der hl. Elisabeth von Thüringen nach Oberwalluf.
Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage wurden im Jahre 1589 die beiden Pfarreien Oberwalluf und Martinsthal zusammengelegt, der Pfarrer hatte seinen Sitz in Martinsthal. Beide Pfarreien blieben bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts vereint. Das bereits 1550 als unbewohnbar beschriebene Oberwallufer Pfarrhaus wurde verkauft. Auch ein durch den Bürger Heinrich von Brixen gestiftetes neues Pfarrhaus war 1749 wieder unbewohnbar. 1823 erfolgte der Neubau des Pfarrhauses anstelle des alten, in schlechtem Zustand stehenden Hauses.
Ein Rathaus in Oberwalluf soll im Jahre 1412 erbaut worden sein. Es wurde 1616 offenbar an gleicher Stelle neu errichtet. Ein eigener Schultheiß ist 1473 belegt. Gerichtlich war Oberwalluf von Eltville abhängig, erst im Jahre 1770 wird Oberwalluf eine selbständige Gerichtsgemeinde. Auch die Waldnutzung hatte Oberwalluf gemeinsam mit Eltville. Die Mainzer Stifte St. Peter, St. Viktor, das Kloster Altenmünster sowie die Rheingauer Klöster Eberbach und Tiefenthal verfügten über reichen Besitz in der Gemarkung.
Um 1300 wird eine Mühle in Oberwalluf erwähnt; hierbei könnte es sich um die heutige Arnet-Mühle handeln.
Ortsentwicklung – Ortsbild Oberwalluf entstand als kleine, kompakte Siedlung an einer Wegekreuzung unmittelbar hinter dem Gebück. Der zentrale, zum Platz erweiterte Wegeschnittpunkt von Markt-, Schul- und Paradiesstraße (früher:Mittelgasse, Ober- und Untergasse) mit dem Standort des Rathauses bildet heute noch den Mittelpunkt des Ortskerns; die Kirche dagegen nimmt eine Randlage ein.
Die Straßenverbindung wurde 1876 ausgebaut. Ortserweiterungen breiteten sich hauptsächlich entlang des Walluftales aus, wo der Talgrund zwischen den einzelnen Mühlengehöften durch Bebauung geschlossen wurde; drei unmittelbar nördlich des Ortes liegenden Mühlen entwickelten sich durch Fabrikansiedlungen zur Industriezone. Das Ortswachstum parallel zum Gebückverlauf nach Südosten bewirkt die Tendenz des Zusammenwachsens mit der Ortslage von Niederwalluf.
Das 1965 noch als relativ einheitlich und wohlerhalten bezeichnete Ortsbild („“Geschlossene Bauweise. Der Bestand an älteren Häusern (17. und 18. Jh.) verhältnismäßig hoch. Fachwerk überwiegend verputzt.„“) ist in dieser Form nicht erhalten, der Bestand an historischer Bausubstanz deutlich verringert. Das Straßenbild wurde unhomogener und ist im Bereich der unteren Marktstraße durch eine große Abbruchfläche gekennzeichnet. Das alte Rathaus steht als isoliert wirkender historischer Restbestand inmitten einer stark veränderten Umgebung; entlang der Schulstraße ist die alte Baustruktur erhalten, teilt sich jedoch im Straßenbild nicht mehr gleichermaßen mit.
Während die Gemarkungskarte von 1751 das Gebück noch als intakte, geschlossene Landwehr zeigt, gibt der Plan von 1774 bereits dessen Auflösung im Oberwallufer Ortsbereich wieder; Bestand hatte in erster Linie die heute noch durch Bewuchs gekennzeichnete, steile Abbruchkante zum Walluftal im Bereich der Flur Paradies.
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2009)
Literatur
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) (Hrsg.) (2013)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis I. (Altkreis Rheingau). Wiesbaden.
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