Hof auf dem Berg in Kettwig

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 21′ 45,01″ N: 6° 56′ 22,2″ O 51,3625°N: 6,9395°O
Koordinate UTM 32.356.551,93 m: 5.692.153,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.565.478,05 m: 5.692.394,70 m
In Höhe der heutigen Kreuzung von Haupt- und Ruhrstraße und damit direkt neben dem Dorf Kettwig lag über 450 Jahre der sogenannte Hof auf dem Berg. Im Jahre 1970 wurde der Hof abgerissen.

Die Recherchen des Heimatforschers Herbert Schmitz ergaben Folgendes:
„Die ersten Beurkundungen des unmittelbar vor dem Dorf Kettwig liegenden Hofes 'auf dem Berg', 'Berger Hof' oder zuletzt auch 'vom Berg' genannt, führen in der klaren Unterscheidung zu seinem gleichnamigen Nachbarhof Schürenberg zu Schwierigkeiten. Wenn es richtig ist, daß die frühe Nennung des Gehöftes 'upp'n Berge to Kettwig' sich auf den Schürenberger Hof bezieht, bleibt die Überlegung offen, ob der Nachbarhof wesentlich jünger ist, oder ob zu diesem Zeitpunkt nur ein einziger Hof bestand. Sicher ist nur, daß der Berger Hof älter ist als die Beurkundung des Kettwiger Markenbuches aus dem Jahre 1512.

Zu diesem Zeitpunkt besaß der Herr zu Harden berg und Amtmann zu Blankenstein, Bertram zu Luitzenrodt, neben dem Berger Hof weitere neun Höfe im Raum Kettwig/Kettwiger Umstand. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb die Hofgruppe dem Hause Landsberg, das sie im 17. Jahrhundert geschlossen erworben hatte, als Eigentum erhalten. Am 31. März 1802 veräußerte der Freiherr von Bevern zu Landsberg, Oberappellationsgerichtspräsident, die dem Hause Landsberg verbliebenen Erbgerechtsame der 10 Güter an drei davon betroffene Landwirte, nämlich an Johann Unterhinninghofen, Theodor Oberhinninghofen und Drucks zu Berchem für insgesamt 3400 Reichstaler. Zu diesem Zeitpunkt war der Hof auf dem Berg nach preußischem Maß nur 39.109.10 Morgen groß.

Das stattliche Fachwerk-Wohnhaus wurde 1773 errichtet und besaß einen Türbalken mit folgender Inschrift:

WILHELMUS AUF DEM BERG UND ANNA MARIA
VON DER LOTERBECK EHELEUTH ZUSAMEN
DIE HABEN DIESES HAUS GEBAUT IN GOTTESNAMEN
WER DEN HERREN FORCHTET DER HAT EINE SICHERE
VESTUNG UND SEINE KINDER WERDEN AUCH BESClRMT
SPRUCH W XIV V 26 MDCCLXXIII DEN 26 MEY

Der Hof gehörte schon vor dem Jahre 1806 dem Johann Wilhelm vom Berg. Nach dessen Tod (1817) wurde seine Witwe Anna Christina geb. Klaumann Eigentümerin; sie überließ den Hof 1833 dem jüngeren Sohn Johann Carl vom Berg und seiner Ehefrau Wilhelmine geb. Großenbeck.

1880 wurde der Landwirt Wilhelm vom Berg Eigentümer des Hofes, der bis zum Abriß in der Familie blieb. Der größte Teil der Ländereien ging durch Verkauf an Kettwiger Firmen: Kammgarnspinnerei Scheidt, Zanellafabrik Klein-Schlatter, Tuchfabrik Thanscheidt. An der ehemaligen HofsteIle [stand einmal eine Filiale des] Kaufhaus Karstadt.

Johann Wilhelm von Berg, ältetster Sohn der Eheleute Johann Wilhelm vom Berg, erhielt mit seiner Ehefrau Wilhelmine geb. Cordts ein Grundstück des väterlichen Erbes in einer Große von 2.157.60 pr. Morgen unweit des Hofes. Darauf erbauten sie 1832 das heutige Wohnhaus mit Nebengebäuden und richteten darin die Schankwirtschaft “Jägerhof' ein. Die renommierte Gaststätte erwarb 1895 der Wirt Albert Müller; er verkaufte sie wenig später an einen Herrn Adam. Danach erwarb Kar! Gerd Scheidt den „Jägerhof' (Hauptstraße 23).

Der Erbauer der Schankwirtschaft, Johann Wilhelm vom Berg, gelangte 1817 zu mehr als nur lokalen Ehren. Als in diesem Jahr die Straße von Kettwig nach Werden am rechten Ruhrufer entlang durch ein vom Berg'sches Grundstück gelegt werden mußte, verweigerte die Mutter beharrlich die Einwilligung. Als daraufhin die Enteignung drohte, schickte sie ihren einundzwanzigjährigen Sohn nach Berlin zum Landesherrn und König, bei dem sie Unterstützung suchte. Von Berg bewegte sich am 5. Dezember 1817 auf Schusters Rappen in einer Woche in die preußische Hauptstadt! Er erreichte ein Gespräch mit dem preußischen Handelsminister, der ihm sogar Recht gab. Am 9. Januar 1818 war er wieder zu Hause in Kettwig! Vier Jahre später, im Jahre 1822, gab vom Berg jedoch gerichtlichem Druck nach, einigte sich mit einer staatlichen Kommission und gab den Bau der Chaussee durch die Holländereien frei.“

(Karl-Heinz Buchholz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2017)

Literatur

Schmitz, Herbert (1998)
Bredeney - Rittersitze, Höfe, Kotten und ihre Bewohner. Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte. S. 158-160, Bottrop u. Essen.

Hof auf dem Berg in Kettwig

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 65-69
Ort
45219 Essen - Kettwig
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1512, Ende 1970

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Karl-Heinz Buchholz (2017): „Hof auf dem Berg in Kettwig”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-P-KHB-20100212-0009 (Abgerufen: 20. April 2024)
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